Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.An die Geliebte. Wenn ich, von deinem Anschaun tief gestillt, Mich stumm an deinem heil'gen Werth vergnüge, Dann hör' ich recht die leisen Athemzüge Des Engels, welcher sich in dir verhüllt. Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quillt Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge, Daß nun in dir, zu ewiger Genüge, Mein kühnster Wunsch, mein einz'ger sich erfüllt? Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn, Ich höre aus der Gottheit nächt'ger Ferne Die Quellen des Geschicks melodisch rauschen. Betäubt kehr' ich den Blick nach Oben hin, Zum Himmel auf -- da lächeln alle Sterne; Ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen. An die Geliebte. Wenn ich, von deinem Anſchaun tief geſtillt, Mich ſtumm an deinem heil'gen Werth vergnuͤge, Dann hoͤr' ich recht die leiſen Athemzuͤge Des Engels, welcher ſich in dir verhuͤllt. Und ein erſtaunt, ein fragend Laͤcheln quillt Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betruͤge, Daß nun in dir, zu ewiger Genuͤge, Mein kuͤhnſter Wunſch, mein einz'ger ſich erfuͤllt? Von Tiefe dann zu Tiefen ſtuͤrzt mein Sinn, Ich hoͤre aus der Gottheit naͤcht'ger Ferne Die Quellen des Geſchicks melodiſch rauſchen. Betaͤubt kehr' ich den Blick nach Oben hin, Zum Himmel auf — da laͤcheln alle Sterne; Ich kniee, ihrem Lichtgeſang zu lauſchen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="153" facs="#f0169"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">An die Geliebte.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn ich, von deinem Anſchaun tief geſtillt,</l><lb/> <l>Mich ſtumm an deinem heil'gen Werth vergnuͤge,</l><lb/> <l>Dann hoͤr' ich recht die leiſen Athemzuͤge</l><lb/> <l>Des Engels, welcher ſich in dir verhuͤllt.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und ein erſtaunt, ein fragend Laͤcheln quillt</l><lb/> <l>Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betruͤge,</l><lb/> <l>Daß nun in dir, zu ewiger Genuͤge,</l><lb/> <l>Mein kuͤhnſter Wunſch, mein einz'ger ſich erfuͤllt?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Von Tiefe dann zu Tiefen ſtuͤrzt mein Sinn,</l><lb/> <l>Ich hoͤre aus der Gottheit naͤcht'ger Ferne</l><lb/> <l>Die Quellen des Geſchicks melodiſch rauſchen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Betaͤubt kehr' ich den Blick nach Oben hin,</l><lb/> <l>Zum Himmel auf — da laͤcheln alle Sterne;</l><lb/> <l>Ich kniee, ihrem Lichtgeſang zu lauſchen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </body> </text> </TEI> [153/0169]
An die Geliebte.
Wenn ich, von deinem Anſchaun tief geſtillt,
Mich ſtumm an deinem heil'gen Werth vergnuͤge,
Dann hoͤr' ich recht die leiſen Athemzuͤge
Des Engels, welcher ſich in dir verhuͤllt.
Und ein erſtaunt, ein fragend Laͤcheln quillt
Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betruͤge,
Daß nun in dir, zu ewiger Genuͤge,
Mein kuͤhnſter Wunſch, mein einz'ger ſich erfuͤllt?
Von Tiefe dann zu Tiefen ſtuͤrzt mein Sinn,
Ich hoͤre aus der Gottheit naͤcht'ger Ferne
Die Quellen des Geſchicks melodiſch rauſchen.
Betaͤubt kehr' ich den Blick nach Oben hin,
Zum Himmel auf — da laͤcheln alle Sterne;
Ich kniee, ihrem Lichtgeſang zu lauſchen.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/169>, abgerufen am 04.03.2025. |