Siehe! da stünd' ich wieder auf meinen Füßen! und blicke Froh erstaunt in die Welt, die mir im Rücken schön lag; Aber ich spreche von Danke dir nicht: du liesest ihn besser Mir im Auge, du fühlst hier ihn im Drucke der Hand. -- Ich glückseliger Thor, daß ich meine, du solltest ver¬ wundert Ueber dich selber seyn, oder gerührt, so wie ich! Doch daran erkennen wir dich! -- Den schwindelnden Nachen Herrlich meisternd fährt ruhig der Schiffer an's Land, Wirft in den Kahn das Ruder, das, ach! so Viele ge¬ rettet, Laut aufjauchzen sie ihm, aber er achtet es kaum, Kettet das Schiff an den Pflock; und Abends sizt er beim Kruge Wie ein anderer Mann, füllet sein Pfeifchen und ruht.
An meinen Arzt,
Herrn Dr. Elſaͤſſer.
Siehe! da ſtuͤnd' ich wieder auf meinen Fuͤßen! und blicke Froh erſtaunt in die Welt, die mir im Ruͤcken ſchoͤn lag; Aber ich ſpreche von Danke dir nicht: du lieſeſt ihn beſſer Mir im Auge, du fuͤhlſt hier ihn im Drucke der Hand. — Ich gluͤckſeliger Thor, daß ich meine, du ſollteſt ver¬ wundert Ueber dich ſelber ſeyn, oder geruͤhrt, ſo wie ich! Doch daran erkennen wir dich! — Den ſchwindelnden Nachen Herrlich meiſternd faͤhrt ruhig der Schiffer an's Land, Wirft in den Kahn das Ruder, das, ach! ſo Viele ge¬ rettet, Laut aufjauchzen ſie ihm, aber er achtet es kaum, Kettet das Schiff an den Pflock; und Abends ſizt er beim Kruge Wie ein anderer Mann, fuͤllet ſein Pfeifchen und ruht.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0137"n="121"/></div><divn="1"><head><hirendition="#b #g">An meinen Arzt,</hi><lb/></head><prendition="#c">Herrn <hirendition="#aq">Dr</hi>. Elſaͤſſer.</p><lb/><lgtype="poem"><l>Siehe! da ſtuͤnd' ich wieder auf meinen Fuͤßen! und blicke</l><lb/><l>Froh erſtaunt in die Welt, die mir im Ruͤcken ſchoͤn<lb/><hirendition="#et">lag;</hi></l><lb/><l>Aber ich ſpreche von Danke dir nicht: du lieſeſt ihn beſſer</l><lb/><l>Mir im Auge, du fuͤhlſt hier ihn im Drucke der Hand.</l><lb/><l>— Ich gluͤckſeliger Thor, daß ich meine, du ſollteſt ver¬<lb/><hirendition="#et">wundert</hi></l><lb/><l>Ueber dich ſelber ſeyn, oder geruͤhrt, ſo wie ich!</l><lb/><l>Doch daran erkennen wir dich! — Den ſchwindelnden<lb/><hirendition="#et">Nachen</hi></l><lb/><l>Herrlich meiſternd faͤhrt ruhig der Schiffer an's Land,</l><lb/><l>Wirft in den Kahn das Ruder, das, ach! ſo Viele ge¬<lb/><hirendition="#et">rettet,</hi></l><lb/><l>Laut aufjauchzen ſie ihm, aber er achtet es kaum,</l><lb/><l>Kettet das Schiff an den Pflock; und Abends ſizt er beim<lb/><hirendition="#et">Kruge</hi></l><lb/><l>Wie ein anderer Mann, fuͤllet ſein Pfeifchen und ruht.</l><lb/></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[121/0137]
An meinen Arzt,
Herrn Dr. Elſaͤſſer.
Siehe! da ſtuͤnd' ich wieder auf meinen Fuͤßen! und blicke
Froh erſtaunt in die Welt, die mir im Ruͤcken ſchoͤn
lag;
Aber ich ſpreche von Danke dir nicht: du lieſeſt ihn beſſer
Mir im Auge, du fuͤhlſt hier ihn im Drucke der Hand.
— Ich gluͤckſeliger Thor, daß ich meine, du ſollteſt ver¬
wundert
Ueber dich ſelber ſeyn, oder geruͤhrt, ſo wie ich!
Doch daran erkennen wir dich! — Den ſchwindelnden
Nachen
Herrlich meiſternd faͤhrt ruhig der Schiffer an's Land,
Wirft in den Kahn das Ruder, das, ach! ſo Viele ge¬
rettet,
Laut aufjauchzen ſie ihm, aber er achtet es kaum,
Kettet das Schiff an den Pflock; und Abends ſizt er beim
Kruge
Wie ein anderer Mann, fuͤllet ſein Pfeifchen und ruht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/137>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.