Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Aus dem Fittig in der Hand geblieben. Nun aber auf des Berges Rand Ein kleiner Heidentempel stand, Noch in der lezten Römerzeit Luna, der Mondsgöttin, geweiht Von Trephon, dem Feldhauptmann. Da nahm Bonifaz ein Aergerniß dran, Ließ also das Bethaus gleich fegen und lichten, Zur christlichen Kapell herrichten Und weihte sie auch auf der Stell' Dem theuren Erzengel Michael. Sein Bild, über'n Altar gestellt, Mit der rechten Hand die Feder hält, Die denn bei mancher Pilgerfahrt, Noch bis heute, hochverehret ward. Zu guter Lezt ich melden will: Da bei dem Berg liegt auch Tripstrill, Wo, wie ihr ohne Zweifel wißt, Die berühmte Pelzmühl' ist. Aus dem Fittig in der Hand geblieben. Nun aber auf des Berges Rand Ein kleiner Heidentempel ſtand, Noch in der lezten Roͤmerzeit Luna, der Mondsgoͤttin, geweiht Von Trephon, dem Feldhauptmann. Da nahm Bonifaz ein Aergerniß dran, Ließ alſo das Bethaus gleich fegen und lichten, Zur chriſtlichen Kapell herrichten Und weihte ſie auch auf der Stell' Dem theuren Erzengel Michael. Sein Bild, uͤber'n Altar geſtellt, Mit der rechten Hand die Feder haͤlt, Die denn bei mancher Pilgerfahrt, Noch bis heute, hochverehret ward. Zu guter Lezt ich melden will: Da bei dem Berg liegt auch Tripstrill, Wo, wie ihr ohne Zweifel wißt, Die beruͤhmte Pelzmuͤhl' iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0105" n="89"/> <l>Aus dem Fittig in der Hand geblieben.</l><lb/> <l>Jezt thaͤt er ſie ſchnell in Mantel ſchieben,</l><lb/> <l>Ging eine Strecke fort und ſann:</l><lb/> <l>Was fang ich mit der Feder an?</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Nun aber auf des Berges Rand</l><lb/> <l>Ein kleiner Heidentempel ſtand,</l><lb/> <l>Noch in der lezten Roͤmerzeit</l><lb/> <l>Luna, der Mondsgoͤttin, geweiht</l><lb/> <l>Von Trephon, dem Feldhauptmann.</l><lb/> <l>Da nahm Bonifaz ein Aergerniß dran,</l><lb/> <l>Ließ alſo das Bethaus gleich fegen und lichten,</l><lb/> <l>Zur chriſtlichen Kapell herrichten</l><lb/> <l>Und weihte ſie auch auf der Stell'</l><lb/> <l>Dem theuren Erzengel Michael.</l><lb/> <l>Sein Bild, uͤber'n Altar geſtellt,</l><lb/> <l>Mit der rechten Hand die Feder haͤlt,</l><lb/> <l>Die denn bei mancher Pilgerfahrt,</l><lb/> <l>Noch bis heute, hochverehret ward.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Zu guter Lezt ich melden will:</l><lb/> <l>Da bei dem Berg liegt auch Tripstrill,</l><lb/> <l>Wo, wie ihr ohne Zweifel wißt,</l><lb/> <l>Die beruͤhmte Pelzmuͤhl' iſt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [89/0105]
Aus dem Fittig in der Hand geblieben.
Jezt thaͤt er ſie ſchnell in Mantel ſchieben,
Ging eine Strecke fort und ſann:
Was fang ich mit der Feder an?
Nun aber auf des Berges Rand
Ein kleiner Heidentempel ſtand,
Noch in der lezten Roͤmerzeit
Luna, der Mondsgoͤttin, geweiht
Von Trephon, dem Feldhauptmann.
Da nahm Bonifaz ein Aergerniß dran,
Ließ alſo das Bethaus gleich fegen und lichten,
Zur chriſtlichen Kapell herrichten
Und weihte ſie auch auf der Stell'
Dem theuren Erzengel Michael.
Sein Bild, uͤber'n Altar geſtellt,
Mit der rechten Hand die Feder haͤlt,
Die denn bei mancher Pilgerfahrt,
Noch bis heute, hochverehret ward.
Zu guter Lezt ich melden will:
Da bei dem Berg liegt auch Tripstrill,
Wo, wie ihr ohne Zweifel wißt,
Die beruͤhmte Pelzmuͤhl' iſt.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/105>, abgerufen am 16.02.2025. |