Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

Bild:
<< vorherige Seite


sich gar nicht mehr ähnlich gewesen/ wenn man das
folgende mit dem vorigen Leben verglichen. Da-
von verschiedene Exempel so wohl in Jacobi Janoway
Exempel-Buch für Kinder; als in der Historie der
Wiedergebohrnen; dem Leben derer Gläubigen und
andern dergleichen Schrifften mehr/ befindlich sind.
Darinnen auch eben sonderbarlich der Unterscheid
der Gnade und der natürlichen Philosophie hervor-
leuchtet: daß auf einmahl aus einem schnaubenden
Saulo ein heiliger Paulus wird; benebst deme/ daß
die neue Gebuhrt aus GOtt sich immerdar nach die-
sem ihren Ursprung sehnet/ und begierig ist ihres
Himmlischen Vaters Willen zu thun. Es ist auch
nicht ohne; daß die Arme mehr von Sorgen der
Nahrung/ der Natur nach; Reiche hingegen von
Ubermuth und denen Lüsten des Fleisches stärcker
angefochten werden; daß auch die Armuth an und
vor sich selbsten niemanden fromm mache; wie auch
der Reichthum an sich selbst niemanden verdamme.
Da aber ein jeder von dem ihm anvertrauten Gut
und Gaben dereinsten wird Rechenschafft geben
müssen: so kommts darauff an; wie ein jeder das
anvertrauete Gut zu Lobe des Schöpffers/ und zu
Nutz und Hülffe seines Neben-Menschens anwen-
det. Weme vieles anvertrauet worden; der hat
auch eine grössere und schwerere Rechnung auff sich;
als der wenig empfangen hat. Diejenige nun/ die
in grossem Reichthum und Gütern sitzen/ und solche
nur zu ihrem Staat/ kostbahren Banquetten und
Wollüsten anwenden; oder gar in Kisten/ Kasten
und Gewölbern verschliessen; ihren armen Näch-
sten


ſich gar nicht mehr aͤhnlich geweſen/ wenn man das
folgende mit dem vorigen Leben verglichen. Da-
von verſchiedene Exempel ſo wohl in Jacobi Janoway
Exempel-Buch fuͤr Kinder; als in der Hiſtorie der
Wiedergebohrnen; dem Leben derer Glaͤubigen und
andern dergleichen Schrifften mehr/ befindlich ſind.
Darinnen auch eben ſonderbarlich der Unterſcheid
der Gnade und der natuͤrlichen Philoſophie hervor-
leuchtet: daß auf einmahl aus einem ſchnaubenden
Saulo ein heiliger Paulus wird; benebſt deme/ daß
die neue Gebuhrt aus GOtt ſich immerdar nach die-
ſem ihren Urſprung ſehnet/ und begierig iſt ihres
Himmliſchen Vaters Willen zu thun. Es iſt auch
nicht ohne; daß die Arme mehr von Sorgen der
Nahrung/ der Natur nach; Reiche hingegen von
Ubermuth und denen Luͤſten des Fleiſches ſtaͤrcker
angefochten werden; daß auch die Armuth an und
vor ſich ſelbſten niemanden fromm mache; wie auch
der Reichthum an ſich ſelbſt niemanden verdamme.
Da aber ein jeder von dem ihm anvertrauten Gut
und Gaben dereinſten wird Rechenſchafft geben
muͤſſen: ſo kommts darauff an; wie ein jeder das
anvertrauete Gut zu Lobe des Schoͤpffers/ und zu
Nutz und Huͤlffe ſeines Neben-Menſchens anwen-
det. Weme vieles anvertrauet worden; der hat
auch eine groͤſſere und ſchwerere Rechnung auff ſich;
als der wenig empfangen hat. Diejenige nun/ die
in groſſem Reichthum und Guͤtern ſitzen/ und ſolche
nur zu ihrem Staat/ koſtbahren Banquetten und
Wolluͤſten anwenden; oder gar in Kiſten/ Kaſten
und Gewoͤlbern verſchlieſſen; ihren armen Naͤch-
ſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp>
          <p><pb facs="#f0086" n="80"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;ich gar nicht mehr a&#x0364;hnlich gewe&#x017F;en/ wenn man das<lb/>
folgende mit dem vorigen Leben verglichen. Da-<lb/>
von ver&#x017F;chiedene Exempel &#x017F;o wohl in <hi rendition="#aq">Jacobi Janoway</hi><lb/>
Exempel-Buch fu&#x0364;r Kinder; als in der Hi&#x017F;torie der<lb/>
Wiedergebohrnen; dem Leben derer Gla&#x0364;ubigen und<lb/>
andern dergleichen Schrifften mehr/ befindlich &#x017F;ind.<lb/>
Darinnen auch eben &#x017F;onderbarlich der Unter&#x017F;cheid<lb/>
der Gnade und der natu&#x0364;rlichen <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophie</hi> hervor-<lb/>
leuchtet: daß auf einmahl aus einem &#x017F;chnaubenden<lb/>
Saulo ein heiliger Paulus wird; beneb&#x017F;t deme/ daß<lb/>
die neue Gebuhrt aus GOtt &#x017F;ich immerdar nach die-<lb/>
&#x017F;em ihren Ur&#x017F;prung &#x017F;ehnet/ und begierig i&#x017F;t ihres<lb/>
Himmli&#x017F;chen Vaters Willen zu thun. Es i&#x017F;t auch<lb/>
nicht ohne; daß die Arme mehr von Sorgen der<lb/>
Nahrung/ der Natur nach; Reiche hingegen von<lb/>
Ubermuth und denen Lu&#x0364;&#x017F;ten des Flei&#x017F;ches &#x017F;ta&#x0364;rcker<lb/>
angefochten werden; daß auch die Armuth an und<lb/>
vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten niemanden fromm mache; wie auch<lb/>
der Reichthum an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t niemanden verdamme.<lb/>
Da aber ein jeder von dem ihm anvertrauten Gut<lb/>
und Gaben derein&#x017F;ten wird Rechen&#x017F;chafft geben<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;o kommts darauff an; wie ein jeder das<lb/>
anvertrauete Gut zu Lobe des Scho&#x0364;pffers/ und zu<lb/>
Nutz und Hu&#x0364;lffe &#x017F;eines Neben-Men&#x017F;chens anwen-<lb/>
det. Weme vieles anvertrauet worden; der hat<lb/>
auch eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere und &#x017F;chwerere Rechnung auff &#x017F;ich;<lb/>
als der wenig empfangen hat. Diejenige nun/ die<lb/>
in gro&#x017F;&#x017F;em Reichthum und Gu&#x0364;tern &#x017F;itzen/ und &#x017F;olche<lb/>
nur zu ihrem Staat/ ko&#x017F;tbahren <hi rendition="#aq">Banquett</hi>en und<lb/>
Wollu&#x0364;&#x017F;ten anwenden; oder gar in Ki&#x017F;ten/ Ka&#x017F;ten<lb/>
und Gewo&#x0364;lbern ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en; ihren armen Na&#x0364;ch-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0086] ſich gar nicht mehr aͤhnlich geweſen/ wenn man das folgende mit dem vorigen Leben verglichen. Da- von verſchiedene Exempel ſo wohl in Jacobi Janoway Exempel-Buch fuͤr Kinder; als in der Hiſtorie der Wiedergebohrnen; dem Leben derer Glaͤubigen und andern dergleichen Schrifften mehr/ befindlich ſind. Darinnen auch eben ſonderbarlich der Unterſcheid der Gnade und der natuͤrlichen Philoſophie hervor- leuchtet: daß auf einmahl aus einem ſchnaubenden Saulo ein heiliger Paulus wird; benebſt deme/ daß die neue Gebuhrt aus GOtt ſich immerdar nach die- ſem ihren Urſprung ſehnet/ und begierig iſt ihres Himmliſchen Vaters Willen zu thun. Es iſt auch nicht ohne; daß die Arme mehr von Sorgen der Nahrung/ der Natur nach; Reiche hingegen von Ubermuth und denen Luͤſten des Fleiſches ſtaͤrcker angefochten werden; daß auch die Armuth an und vor ſich ſelbſten niemanden fromm mache; wie auch der Reichthum an ſich ſelbſt niemanden verdamme. Da aber ein jeder von dem ihm anvertrauten Gut und Gaben dereinſten wird Rechenſchafft geben muͤſſen: ſo kommts darauff an; wie ein jeder das anvertrauete Gut zu Lobe des Schoͤpffers/ und zu Nutz und Huͤlffe ſeines Neben-Menſchens anwen- det. Weme vieles anvertrauet worden; der hat auch eine groͤſſere und ſchwerere Rechnung auff ſich; als der wenig empfangen hat. Diejenige nun/ die in groſſem Reichthum und Guͤtern ſitzen/ und ſolche nur zu ihrem Staat/ koſtbahren Banquetten und Wolluͤſten anwenden; oder gar in Kiſten/ Kaſten und Gewoͤlbern verſchlieſſen; ihren armen Naͤch- ſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/86
Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/86>, abgerufen am 26.11.2024.