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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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worffen, und in ihrer Seelen Pein leiden. Denn
es ist Recht bey dem Heiligen und Gerechtesten zu
vergelten gutes denen die gutes thun, und böses
denen die da boßhafft handeln; und da solches nicht
in dieser Zeit geschicht, so erfoderts die Gerechtig-
keit und Heiligkeit GOttes, daß es nach diesem
geschehe.
Nicander. Wenn ich das Thun und Lassen derer
Menschen, nach ihren unterschiedenen Gemüths-
Neigungen und Temperamenten betrachte: so
kommt mir gar wahrscheinlich vor: daß ihre Fata
ihr Wohl und Uebel seyn, das gröste Theil ihres
Glücks und Unglücks, Gesundheit und Kranckheit,
Vergnügen und Mißvergnügen, diesem ihrem
glücklichen oder unglückseligen bösen Temperament
und dahero rührenden feinen oder übeln Conduite,
Aufführung und Betragen zuzuschreiben sey. Da-
bey die Göttliche Providence wohl wenig thun mag:
ob ich zwar nicht leugne, daß der Fleiß und gute
Education ein Temperament (das nicht eben das
beste ist, und dahero unglücklich wäre, wo es dem-
selben allzeit folgen wolte) sehr ändern und verbes-
sern könne. Und daß eben von der unterschiedenen
Erziehung und Landes-Gewohnheiten (wozu auch
das Clima vieles beyträget) es herkomme, daß ei-
nige Völcker kriegerisch, mehr zur Ambition, andere
geitzig, neidisch, hämisch; andere mehr zur Wol-
lust, Gelindigkeit, Barmhertzigkeit, Mitleiden u. d. g.
hauptsächlich geneiget sind.
Modestin. Daß die Actiones derer Menschen,
deren Thun und Lassen natürlicher Weise nach
derer


worffen, und in ihrer Seelen Pein leiden. Denn
es iſt Recht bey dem Heiligen und Gerechteſten zu
vergelten gutes denen die gutes thun, und boͤſes
denen die da boßhafft handeln; und da ſolches nicht
in dieſer Zeit geſchicht, ſo erfoderts die Gerechtig-
keit und Heiligkeit GOttes, daß es nach dieſem
geſchehe.
Nicander. Wenn ich das Thun und Laſſen derer
Menſchen, nach ihren unterſchiedenen Gemuͤths-
Neigungen und Temperamenten betrachte: ſo
kommt mir gar wahrſcheinlich vor: daß ihre Fata
ihr Wohl und Uebel ſeyn, das groͤſte Theil ihres
Gluͤcks und Ungluͤcks, Geſundheit und Kranckheit,
Vergnuͤgen und Mißvergnuͤgen, dieſem ihrem
gluͤcklichen oder ungluͤckſeligen boͤſen Temperament
und dahero ruͤhrenden feinen oder uͤbeln Conduite,
Auffuͤhrung und Betragen zuzuſchreiben ſey. Da-
bey die Goͤttliche Providence wohl wenig thun mag:
ob ich zwar nicht leugne, daß der Fleiß und gute
Education ein Temperament (das nicht eben das
beſte iſt, und dahero ungluͤcklich waͤre, wo es dem-
ſelben allzeit folgen wolte) ſehr aͤndern und verbeſ-
ſern koͤnne. Und daß eben von der unterſchiedenen
Erziehung und Landes-Gewohnheiten (wozu auch
das Clima vieles beytraͤget) es herkomme, daß ei-
nige Voͤlcker kriegeriſch, mehr zur Ambition, andere
geitzig, neidiſch, haͤmiſch; andere mehr zur Wol-
luſt, Gelindigkeit, Barmhertzigkeit, Mitleiden u. d. g.
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[52/0058] worffen, und in ihrer Seelen Pein leiden. Denn es iſt Recht bey dem Heiligen und Gerechteſten zu vergelten gutes denen die gutes thun, und boͤſes denen die da boßhafft handeln; und da ſolches nicht in dieſer Zeit geſchicht, ſo erfoderts die Gerechtig- keit und Heiligkeit GOttes, daß es nach dieſem geſchehe. Nicander. Wenn ich das Thun und Laſſen derer Menſchen, nach ihren unterſchiedenen Gemuͤths- Neigungen und Temperamenten betrachte: ſo kommt mir gar wahrſcheinlich vor: daß ihre Fata ihr Wohl und Uebel ſeyn, das groͤſte Theil ihres Gluͤcks und Ungluͤcks, Geſundheit und Kranckheit, Vergnuͤgen und Mißvergnuͤgen, dieſem ihrem gluͤcklichen oder ungluͤckſeligen boͤſen Temperament und dahero ruͤhrenden feinen oder uͤbeln Conduite, Auffuͤhrung und Betragen zuzuſchreiben ſey. Da- bey die Goͤttliche Providence wohl wenig thun mag: ob ich zwar nicht leugne, daß der Fleiß und gute Education ein Temperament (das nicht eben das beſte iſt, und dahero ungluͤcklich waͤre, wo es dem- ſelben allzeit folgen wolte) ſehr aͤndern und verbeſ- ſern koͤnne. Und daß eben von der unterſchiedenen Erziehung und Landes-Gewohnheiten (wozu auch das Clima vieles beytraͤget) es herkomme, daß ei- nige Voͤlcker kriegeriſch, mehr zur Ambition, andere geitzig, neidiſch, haͤmiſch; andere mehr zur Wol- luſt, Gelindigkeit, Barmhertzigkeit, Mitleiden u. d. g. hauptſaͤchlich geneiget ſind. Modeſtin. Daß die Actiones derer Menſchen, deren Thun und Laſſen natuͤrlicher Weiſe nach derer

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/58>, abgerufen am 23.11.2024.