Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.heit gantz befreyet/ derer unendlichen ewigen Schä- tzen/ nebst denen GOtt über alles Liebenden berei- tet sind/ erst recht völlig geniessen können. Modestin. Liebe Freunde! wenn wir diese himm- lische Freude hier nur in einem geringen Vorschmack geniessen/ so vergessen wir darüber gar leicht aller sinnlichen Welt-Freude und Lust. Und lässet sich solches ein selbst Erfahrender so wenig und weniger bereden/ daß es nur in der Einbildung bestehe: als wenig ein Hungriger oder Durstiger sich bereden lässet/ daß wenn er von gesunden guten Speisen und Tranck gesättiget/ erquicket und gestärcket wird/ solches nur in Einbildung beruhe. Denn was einer empfindet/ sichet/ schmäcket/ erfähret wird einem Vernünfftigen durch sophistische und sceptische argumenta nicht abdisputiret. Glückselig sind diejenige/ welche solche himmlische Freude in ihren Seelen erfahren/ den HErren stets im Geist und in der Wahrheit anbeten; diese Freude in sanfftmüthigem und demüthigem Wandel wachent und betende bewahren. Und allhrer nahmen diese drey Freunde vor dieses mahl wiederum Abschied von einander. Sechste
heit gantz befreyet/ derer unendlichen ewigen Schaͤ- tzen/ nebſt denen GOtt uͤber alles Liebenden berei- tet ſind/ erſt recht voͤllig genieſſen koͤnnen. Modeſtin. Liebe Freunde! wenn wir dieſe himm- liſche Freude hier nur in einem geringen Vorſchmack genieſſen/ ſo vergeſſen wir daruͤber gar leicht aller ſinnlichen Welt-Freude und Luſt. Und laͤſſet ſich ſolches ein ſelbſt Erfahrender ſo wenig und weniger bereden/ daß es nur in der Einbildung beſtehe: als wenig ein Hungriger oder Durſtiger ſich bereden laͤſſet/ daß wenn er von geſunden guten Speiſen und Tranck geſaͤttiget/ erquicket und geſtaͤrcket wird/ ſolches nur in Einbildung beruhe. Denn was einer empfindet/ ſichet/ ſchmaͤcket/ erfaͤhret wird einem Vernuͤnfftigen durch ſophiſtiſche und ſceptiſche argumenta nicht abdiſputiret. Gluͤckſelig ſind diejenige/ welche ſolche himmliſche Freude in ihren Seelen erfahren/ den HErren ſtets im Geiſt und in der Wahrheit anbeten; dieſe Freude in ſanfftmuͤthigem und demuͤthigem Wandel wachent und betende bewahren. Und allhrer nahmen dieſe drey Freunde vor dieſes mahl wiederum Abſchied von einander. Sechſte
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heit gantz befreyet/ derer unendlichen ewigen Schaͤ-
tzen/ nebſt denen GOtt uͤber alles Liebenden berei-
tet ſind/ erſt recht voͤllig genieſſen koͤnnen.
Modeſtin. Liebe Freunde! wenn wir dieſe himm-
liſche Freude hier nur in einem geringen Vorſchmack
genieſſen/ ſo vergeſſen wir daruͤber gar leicht aller
ſinnlichen Welt-Freude und Luſt. Und laͤſſet ſich
ſolches ein ſelbſt Erfahrender ſo wenig und weniger
bereden/ daß es nur in der Einbildung beſtehe: als
wenig ein Hungriger oder Durſtiger ſich bereden
laͤſſet/ daß wenn er von geſunden guten Speiſen
und Tranck geſaͤttiget/ erquicket und geſtaͤrcket
wird/ ſolches nur in Einbildung beruhe. Denn
was einer empfindet/ ſichet/ ſchmaͤcket/ erfaͤhret
wird einem Vernuͤnfftigen durch ſophiſtiſche und
ſceptiſche argumenta nicht abdiſputiret. Gluͤckſelig
ſind diejenige/ welche ſolche himmliſche Freude in
ihren Seelen erfahren/ den HErren ſtets im Geiſt
und in der Wahrheit anbeten; dieſe Freude in
ſanfftmuͤthigem und demuͤthigem Wandel wachent
und betende bewahren. Und allhrer nahmen dieſe
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