Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.gemacht werden kann: ob sie schuldig oder unschul- dig seyn möchten/ ein denen Umständen gemäßer Arrest oder honetes Gefängniß und vernünfftige Untersuchung/ weit heylsamere/ sichere und Christ- lichere Mittel sind: eines Theils der Boßheit zu widerstehen und dieselbe zu bestraffen; andern Theils auch die noch unerkannte Wahrheit an den Tag zu bringen. Theogenes. Christliche Richter und Räthe/ welche nichts aus Paßion thun: sondern unpartheyisch sind, und GOtt über alles/ auch ihren Nächsten auffrichtig lieben/ GOtt in allen zweiffelhafften Sachen umb Weißheit uud Leitung seines allsehen- den guten Geistes anruffen; überzeuget seyende/ daß Sie als subordinirte unter GOtt dem HErrn/ diesem und nach dessen Wohlgefallen eigentlich das Regiment und Gericht führen sollen/ werden von dem Allmächtigen nicht ohne Rath und Hülffe ge- lassen werden. Wenn aber hingegen der Richter nach seiner Caprice, Härtigkeit seines Tempera- ments/ Geitz/ falschen Gerechtigkeit/ Ubereilung u. d. gl. Umständen/ zufähret/ verurtheilet und richtet: da kann es wohl ohne grobe Fehler nicht hergehen. Dannenhero sind auch diejenigen Länder wohl glücklich vor andern zu schätzen: Wo ein wei- ser GOtt-fürchtender Regent das Ruder führet; und der solche Bedienten hat, die sich nach dem Exempel ihres Herrn richtende/ dem Geitz feind sind; uns den Zorn/ Rachierde u. d. gl. Paßionen nicht über sich herrschen lassen. Nicander. Der Herr bringet wohl feine Sachen vor; H 3
gemacht werden kann: ob ſie ſchuldig oder unſchul- dig ſeyn moͤchten/ ein denen Umſtaͤnden gemaͤßer Arreſt oder honetes Gefaͤngniß und vernuͤnfftige Unterſuchung/ weit heylſamere/ ſichere und Chriſt- lichere Mittel ſind: eines Theils der Boßheit zu widerſtehen und dieſelbe zu beſtraffen; andern Theils auch die noch unerkannte Wahrheit an den Tag zu bringen. Theogenes. Chriſtliche Richter und Raͤthe/ welche nichts aus Paßion thun: ſondern unpartheyiſch ſind, und GOtt uͤber alles/ auch ihren Naͤchſten auffrichtig lieben/ GOtt in allen zweiffelhafften Sachen umb Weißheit uud Leitung ſeines allſehen- den guten Geiſtes anruffen; uͤberzeuget ſeyende/ daß Sie als ſubordinirte unter GOtt dem HErrn/ dieſem und nach deſſen Wohlgefallen eigentlich das Regiment und Gericht fuͤhren ſollen/ werden von dem Allmaͤchtigen nicht ohne Rath und Huͤlffe ge- laſſen werden. Wenn aber hingegen der Richter nach ſeiner Caprice, Haͤrtigkeit ſeines Tempera- ments/ Geitz/ falſchen Gerechtigkeit/ Ubereilung u. d. gl. Umſtaͤnden/ zufaͤhret/ verurtheilet und richtet: da kann es wohl ohne grobe Fehler nicht hergehen. Dannenhero ſind auch diejenigen Laͤnder wohl gluͤcklich vor andern zu ſchaͤtzen: Wo ein wei- ſer GOtt-fuͤrchtender Regent das Ruder fuͤhret; und der ſolche Bedienten hat, die ſich nach dem Exempel ihres Herrn richtende/ dem Geitz feind ſind; uns den Zorn/ Rachierde u. d. gl. Paßionen nicht uͤber ſich herrſchen laſſen. Nicander. Der Herr bringet wohl feine Sachen vor; H 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp> <p><pb facs="#f0123" n="117"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> gemacht werden kann: ob ſie ſchuldig oder unſchul-<lb/> dig ſeyn moͤchten/ ein denen Umſtaͤnden gemaͤßer<lb/> Arreſt oder <hi rendition="#aq">honetes</hi> Gefaͤngniß und vernuͤnfftige<lb/> Unterſuchung/ weit heylſamere/ ſichere und Chriſt-<lb/> lichere Mittel ſind: eines Theils der Boßheit zu<lb/> widerſtehen und dieſelbe zu beſtraffen; andern<lb/> Theils auch die noch unerkannte Wahrheit an den<lb/> Tag zu bringen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Theogenes.</hi> </hi> </speaker> <p>Chriſtliche Richter und Raͤthe/ welche<lb/> nichts aus Paßion thun: ſondern unpartheyiſch<lb/> ſind, und GOtt uͤber alles/ auch ihren Naͤchſten<lb/> auffrichtig lieben/ GOtt in allen zweiffelhafften<lb/> Sachen umb Weißheit uud Leitung ſeines allſehen-<lb/> den guten Geiſtes anruffen; uͤberzeuget ſeyende/<lb/> daß Sie als <hi rendition="#aq">ſubordinir</hi>te unter GOtt dem HErrn/<lb/> dieſem und nach deſſen Wohlgefallen eigentlich das<lb/> Regiment und Gericht fuͤhren ſollen/ werden von<lb/> dem Allmaͤchtigen nicht ohne Rath und Huͤlffe ge-<lb/> laſſen werden. Wenn aber hingegen der Richter<lb/> nach ſeiner <hi rendition="#aq">Caprice,</hi> Haͤrtigkeit ſeines Tempera-<lb/> ments/ Geitz/ falſchen Gerechtigkeit/ Ubereilung<lb/> u. d. gl. Umſtaͤnden/ zufaͤhret/ verurtheilet und<lb/> richtet: da kann es wohl ohne grobe Fehler nicht<lb/> hergehen. Dannenhero ſind auch diejenigen Laͤnder<lb/> wohl gluͤcklich vor andern zu ſchaͤtzen: Wo ein wei-<lb/> ſer GOtt-fuͤrchtender Regent das Ruder fuͤhret;<lb/> und der ſolche Bedienten hat, die ſich nach dem<lb/> Exempel ihres Herrn richtende/ dem Geitz feind ſind;<lb/> uns den Zorn/ Rachierde u. d. gl. Paßionen nicht<lb/> uͤber ſich herrſchen laſſen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nicander.</hi> </hi> </speaker> <p>Der Herr bringet wohl feine Sachen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H 3</fw><fw place="bottom" type="catch">vor;</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [117/0123]
gemacht werden kann: ob ſie ſchuldig oder unſchul-
dig ſeyn moͤchten/ ein denen Umſtaͤnden gemaͤßer
Arreſt oder honetes Gefaͤngniß und vernuͤnfftige
Unterſuchung/ weit heylſamere/ ſichere und Chriſt-
lichere Mittel ſind: eines Theils der Boßheit zu
widerſtehen und dieſelbe zu beſtraffen; andern
Theils auch die noch unerkannte Wahrheit an den
Tag zu bringen.
Theogenes. Chriſtliche Richter und Raͤthe/ welche
nichts aus Paßion thun: ſondern unpartheyiſch
ſind, und GOtt uͤber alles/ auch ihren Naͤchſten
auffrichtig lieben/ GOtt in allen zweiffelhafften
Sachen umb Weißheit uud Leitung ſeines allſehen-
den guten Geiſtes anruffen; uͤberzeuget ſeyende/
daß Sie als ſubordinirte unter GOtt dem HErrn/
dieſem und nach deſſen Wohlgefallen eigentlich das
Regiment und Gericht fuͤhren ſollen/ werden von
dem Allmaͤchtigen nicht ohne Rath und Huͤlffe ge-
laſſen werden. Wenn aber hingegen der Richter
nach ſeiner Caprice, Haͤrtigkeit ſeines Tempera-
ments/ Geitz/ falſchen Gerechtigkeit/ Ubereilung
u. d. gl. Umſtaͤnden/ zufaͤhret/ verurtheilet und
richtet: da kann es wohl ohne grobe Fehler nicht
hergehen. Dannenhero ſind auch diejenigen Laͤnder
wohl gluͤcklich vor andern zu ſchaͤtzen: Wo ein wei-
ſer GOtt-fuͤrchtender Regent das Ruder fuͤhret;
und der ſolche Bedienten hat, die ſich nach dem
Exempel ihres Herrn richtende/ dem Geitz feind ſind;
uns den Zorn/ Rachierde u. d. gl. Paßionen nicht
uͤber ſich herrſchen laſſen.
Nicander. Der Herr bringet wohl feine Sachen
vor;
H 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |