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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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HErr hat auch wohl seine heilige Ursachen, warum
er diese und andere noch höhere Wissenschafften
(welche einige wenige weise Männer, so sich verbor-
gen halten, besitzen) nicht gemein werden lässet.
Modestin. Es ist auch allerdings diese Wissen-
schafft (worinnen auch wohl die höchste Medicin
nach der Theologie begriffen seyn mag) eine derer
wichtigsten auf Erden. Da nach dem Wohlseyn
der Seelen, über des Leibes Gesundheit nichts edlers
und vortrefflicheres dem Menschen seyn kan.
Theogenes. Es sind gewißlich die Erkänntniß des-
sen, was zu des Menschen ewigen Heyl, und zur
Erhaltung der Gesundheit desselben dienet, die we-
sentliche Stücke, welche der Betrachtung eines Phi-
losophi
oder Weißheit-Liebenden am würdigsten
sind. Alleine, weilen der allergrösseste Theil derer
Menschen, eines Theils mit denen Sorgen der
Nahrung Tag und Nacht geplaget ist; andern
Theils ihre Zeit in Wollust, Eitelkeit und Thor-
heiten zubringen: denen allermeisten theils die Vor-
urtheile, theils der Mangel der Gelegenheit und der
Zeit, theils auch die Verborgenheit und Dunckel-
heit der Sachen selbsten, den Zugang zu diesen
edlen Wissenschafften gantz unmöglich machen.
Ein grosser Theil weiß gar nichts davon, und denckt
nicht daran; ein anderer, welcher davon höret;
gedenckt es seye Thorheit und Phantasey: da son-
sten diese Sache viel gemeiner seyn müste, und so
viele hochverständige Köpffe es auch wissen könten:
mit deren Wiederlegung ich mich gar nicht auf-
halten will. Nur melde hiebey: daß wie der Glau-
be,


HErr hat auch wohl ſeine heilige Urſachen, warum
er dieſe und andere noch hoͤhere Wiſſenſchafften
(welche einige wenige weiſe Maͤnner, ſo ſich verbor-
gen halten, beſitzen) nicht gemein werden laͤſſet.
Modeſtin. Es iſt auch allerdings dieſe Wiſſen-
ſchafft (worinnen auch wohl die hoͤchſte Medicin
nach der Theologie begriffen ſeyn mag) eine derer
wichtigſten auf Erden. Da nach dem Wohlſeyn
der Seelen, uͤber des Leibes Geſundheit nichts edlers
und vortrefflicheres dem Menſchen ſeyn kan.
Theogenes. Es ſind gewißlich die Erkaͤnntniß deſ-
ſen, was zu des Menſchen ewigen Heyl, und zur
Erhaltung der Geſundheit deſſelben dienet, die we-
ſentliche Stuͤcke, welche der Betrachtung eines Phi-
loſophi
oder Weißheit-Liebenden am wuͤrdigſten
ſind. Alleine, weilen der allergroͤſſeſte Theil derer
Menſchen, eines Theils mit denen Sorgen der
Nahrung Tag und Nacht geplaget iſt; andern
Theils ihre Zeit in Wolluſt, Eitelkeit und Thor-
heiten zubringen: denen allermeiſten theils die Vor-
urtheile, theils der Mangel der Gelegenheit und der
Zeit, theils auch die Verborgenheit und Dunckel-
heit der Sachen ſelbſten, den Zugang zu dieſen
edlen Wiſſenſchafften gantz unmoͤglich machen.
Ein groſſer Theil weiß gar nichts davon, und denckt
nicht daran; ein anderer, welcher davon hoͤret;
gedenckt es ſeye Thorheit und Phantaſey: da ſon-
ſten dieſe Sache viel gemeiner ſeyn muͤſte, und ſo
viele hochverſtaͤndige Koͤpffe es auch wiſſen koͤnten:
mit deren Wiederlegung ich mich gar nicht auf-
halten will. Nur melde hiebey: daß wie der Glau-
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[106/0112] HErr hat auch wohl ſeine heilige Urſachen, warum er dieſe und andere noch hoͤhere Wiſſenſchafften (welche einige wenige weiſe Maͤnner, ſo ſich verbor- gen halten, beſitzen) nicht gemein werden laͤſſet. Modeſtin. Es iſt auch allerdings dieſe Wiſſen- ſchafft (worinnen auch wohl die hoͤchſte Medicin nach der Theologie begriffen ſeyn mag) eine derer wichtigſten auf Erden. Da nach dem Wohlſeyn der Seelen, uͤber des Leibes Geſundheit nichts edlers und vortrefflicheres dem Menſchen ſeyn kan. Theogenes. Es ſind gewißlich die Erkaͤnntniß deſ- ſen, was zu des Menſchen ewigen Heyl, und zur Erhaltung der Geſundheit deſſelben dienet, die we- ſentliche Stuͤcke, welche der Betrachtung eines Phi- loſophi oder Weißheit-Liebenden am wuͤrdigſten ſind. Alleine, weilen der allergroͤſſeſte Theil derer Menſchen, eines Theils mit denen Sorgen der Nahrung Tag und Nacht geplaget iſt; andern Theils ihre Zeit in Wolluſt, Eitelkeit und Thor- heiten zubringen: denen allermeiſten theils die Vor- urtheile, theils der Mangel der Gelegenheit und der Zeit, theils auch die Verborgenheit und Dunckel- heit der Sachen ſelbſten, den Zugang zu dieſen edlen Wiſſenſchafften gantz unmoͤglich machen. Ein groſſer Theil weiß gar nichts davon, und denckt nicht daran; ein anderer, welcher davon hoͤret; gedenckt es ſeye Thorheit und Phantaſey: da ſon- ſten dieſe Sache viel gemeiner ſeyn muͤſte, und ſo viele hochverſtaͤndige Koͤpffe es auch wiſſen koͤnten: mit deren Wiederlegung ich mich gar nicht auf- halten will. Nur melde hiebey: daß wie der Glau- be,

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/112>, abgerufen am 28.11.2024.