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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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Dieses aber fassen wenige: weilen sie keine rechte Lust
zur Verläugnung ihrer Selbst/ als dem A. B. C.
des Christenthums/ haben; sondern mit ihrer Flei-
sches-Lust/ Augen-Lust und hoffärtigem Leben in
den Himmel wollen. Dahero bleiben sie mehren-
theils zurück/ und will mit der neuen Creatur/ der
Erneuerung und Heiligung (ohne welche nichts vor
GOtt gilt/ und ohne welche niemand den HErrn
sehen kann) keinen Fortgang noch Wachsthum ge-
winnen.

Jndeme nun unsere drey Freunde also miteinan-
der discurireten: meldete sich bey Herrn Modestino
ein Fremder/ welcher dessen alter bekannter Freund
ware: nach dessen vernommenen Nahmen/ er dem-
selben entgegen eilete; aufs zärteste empfinge und in
das Zimmer zu denen beyden andern führete; spre-
chende: Jch weiß daß meinen beyden Freunden all-
hier nicht entgegen seyn wird; daß diesen alten lieben
Freund in ihre Bekanntschafft bringe. Jndeme sie
als Liebhaber der Weißheit und curiöser Sachen/
von ihme als einem Erfahrnen und Weitgereiseten/
verschiedenes merckwürdiges werden vernehmen kön-
nen. Hierauff replicirte Herr Nicander und sagte:
Jch freue mich meines Theils den Herrn Theogenes
(denn also hiesse dieser) von Person kennen zu lernen:
da ich von Herr Modestin schon bey anderer Gelegen-
heit vieles rühmliches von demselben vernommen
habe; und werde mich glücklich schätzen von dessen
erwünschten und angenehmen Conversation etwas
profitiren zu können.
Alamodan. Und mir wird es gleichfalls gar ange-
nehm


Dieſes aber faſſen wenige: weilen ſie keine rechte Luſt
zur Verlaͤugnung ihrer Selbſt/ als dem A. B. C.
des Chriſtenthums/ haben; ſondern mit ihrer Flei-
ſches-Luſt/ Augen-Luſt und hoffaͤrtigem Leben in
den Himmel wollen. Dahero bleiben ſie mehren-
theils zuruͤck/ und will mit der neuen Creatur/ der
Erneuerung und Heiligung (ohne welche nichts vor
GOtt gilt/ und ohne welche niemand den HErrn
ſehen kann) keinen Fortgang noch Wachsthum ge-
winnen.

Jndeme nun unſere drey Freunde alſo miteinan-
der diſcurireten: meldete ſich bey Herrn Modeſtino
ein Fremder/ welcher deſſen alter bekannter Freund
ware: nach deſſen vernommenen Nahmen/ er dem-
ſelben entgegen eilete; aufs zaͤrteſte empfinge und in
das Zimmer zu denen beyden andern fuͤhrete; ſpre-
chende: Jch weiß daß meinen beyden Freunden all-
hier nicht entgegen ſeyn wird; daß dieſen alten lieben
Freund in ihre Bekanntſchafft bringe. Jndeme ſie
als Liebhaber der Weißheit und curioͤſer Sachen/
von ihme als einem Erfahrnen und Weitgereiſeten/
verſchiedenes merckwuͤrdiges werden vernehmen koͤn-
nen. Hierauff replicirte Herr Nicander und ſagte:
Jch freue mich meines Theils den Herrn Theogenes
(denn alſo hieſſe dieſer) von Perſon kennen zu lernen:
da ich von Herr Modeſtin ſchon bey anderer Gelegen-
heit vieles ruͤhmliches von demſelben vernommen
habe; und werde mich gluͤcklich ſchaͤtzen von deſſen
erwuͤnſchten und angenehmen Converſation etwas
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Alamodan. Und mir wird es gleichfalls gar ange-
nehm
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[100/0106] Dieſes aber faſſen wenige: weilen ſie keine rechte Luſt zur Verlaͤugnung ihrer Selbſt/ als dem A. B. C. des Chriſtenthums/ haben; ſondern mit ihrer Flei- ſches-Luſt/ Augen-Luſt und hoffaͤrtigem Leben in den Himmel wollen. Dahero bleiben ſie mehren- theils zuruͤck/ und will mit der neuen Creatur/ der Erneuerung und Heiligung (ohne welche nichts vor GOtt gilt/ und ohne welche niemand den HErrn ſehen kann) keinen Fortgang noch Wachsthum ge- winnen. Jndeme nun unſere drey Freunde alſo miteinan- der diſcurireten: meldete ſich bey Herrn Modeſtino ein Fremder/ welcher deſſen alter bekannter Freund ware: nach deſſen vernommenen Nahmen/ er dem- ſelben entgegen eilete; aufs zaͤrteſte empfinge und in das Zimmer zu denen beyden andern fuͤhrete; ſpre- chende: Jch weiß daß meinen beyden Freunden all- hier nicht entgegen ſeyn wird; daß dieſen alten lieben Freund in ihre Bekanntſchafft bringe. Jndeme ſie als Liebhaber der Weißheit und curioͤſer Sachen/ von ihme als einem Erfahrnen und Weitgereiſeten/ verſchiedenes merckwuͤrdiges werden vernehmen koͤn- nen. Hierauff replicirte Herr Nicander und ſagte: Jch freue mich meines Theils den Herrn Theogenes (denn alſo hieſſe dieſer) von Perſon kennen zu lernen: da ich von Herr Modeſtin ſchon bey anderer Gelegen- heit vieles ruͤhmliches von demſelben vernommen habe; und werde mich gluͤcklich ſchaͤtzen von deſſen erwuͤnſchten und angenehmen Converſation etwas profitiren zu koͤnnen. Alamodan. Und mir wird es gleichfalls gar ange- nehm

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/106>, abgerufen am 28.11.2024.