Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Jhm antwortet der Engel hierauf mit gefälligem Lächeln, Welches von himmlischem Rosenroth glühte, der Farbe der Liebe. Laß dir genügen, zu wissen, daß wir beglückt sind; du weißt es, 625Ohne Lieb' ist kein Glück. Das, was du reines im Körper, (Denn rein bist du geschaffen,) nur immer genießest, empfinden Wir im höhern Grad auch; wir finden keine Verhindrung, Wie der Körper von tausend Häutchen, Gelenken, und Gliedern. Wenn sich Geister umarmen, mischt ihr ganz Wesen in eins sich, 630Leichter als Luft in Luft; sie suchen nur bloß die Verbindung Von dem Reinen mit Reinen, und nichts beschränkt sie; sie haben Keiner Kanäle vonnöthen, als wenn sich Körper mit Körper, Oder Seele mit Seele vermischt. -- Doch, Adam, ich sehe, Länger kann ich nicht hier verweilen; die sinkende Sonne 635Hängt schon über dem grünen Cap der thauenden Erde Und den grünen hesperischen Gürten [Spaltenumbruch] q), und wird itzt verschwinden, Welches mein Zeichen zum Aufbruch ist. Sey standhaft, und glücklich! Liebe! q) Der Dichter läßt hier weißlich den
Engel abbrechen, und ihn mit den großen [Spaltenumbruch] moralischen Wahrheiten schließen, die Adam so nöthig waren. Z.
Jhm antwortet der Engel hierauf mit gefaͤlligem Laͤcheln, Welches von himmliſchem Roſenroth gluͤhte, der Farbe der Liebe. Laß dir genuͤgen, zu wiſſen, daß wir begluͤckt ſind; du weißt es, 625Ohne Lieb’ iſt kein Gluͤck. Das, was du reines im Koͤrper, (Denn rein biſt du geſchaffen,) nur immer genießeſt, empfinden Wir im hoͤhern Grad auch; wir finden keine Verhindrung, Wie der Koͤrper von tauſend Haͤutchen, Gelenken, und Gliedern. Wenn ſich Geiſter umarmen, miſcht ihr ganz Weſen in eins ſich, 630Leichter als Luft in Luft; ſie ſuchen nur bloß die Verbindung Von dem Reinen mit Reinen, und nichts beſchraͤnkt ſie; ſie haben Keiner Kanaͤle vonnoͤthen, als wenn ſich Koͤrper mit Koͤrper, Oder Seele mit Seele vermiſcht. — Doch, Adam, ich ſehe, Laͤnger kann ich nicht hier verweilen; die ſinkende Sonne 635Haͤngt ſchon uͤber dem gruͤnen Cap der thauenden Erde Und den gruͤnen heſperiſchen Guͤrten [Spaltenumbruch] q), und wird itzt verſchwinden, Welches mein Zeichen zum Aufbruch iſt. Sey ſtandhaft, und gluͤcklich! Liebe! q) Der Dichter laͤßt hier weißlich den
Engel abbrechen, und ihn mit den großen [Spaltenumbruch] moraliſchen Wahrheiten ſchließen, die Adam ſo noͤthig waren. Z. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="23"> <l> <pb facs="#f0080" n="62"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Sage mir denn, iſts anders erlaubt, hierum dich zu fragen,</l><lb/> <l>Lieben die himmliſchen Geiſter nicht auch? und wenn ſie ſich lieben,</l><lb/> <l>Wie bezeigen ſie ſichs? nur bloß mit den redenden Blicken,<lb/><note place="left">620</note>Mit der Vermiſchung der reinen zuſammenfließenden Stralen</l><lb/> <l>Oder, wie Geiſter, allein durch unmittelbare Beruͤhrung.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Jhm antwortet der Engel hierauf mit gefaͤlligem Laͤcheln,</l><lb/> <l>Welches von himmliſchem Roſenroth gluͤhte, der Farbe der Liebe.</l><lb/> <l>Laß dir genuͤgen, zu wiſſen, daß wir begluͤckt ſind; du weißt es,<lb/><note place="left">625</note>Ohne Lieb’ iſt kein Gluͤck. Das, was du reines im Koͤrper,<lb/> (Denn rein biſt du geſchaffen,) nur immer genießeſt, empfinden</l><lb/> <l>Wir im hoͤhern Grad auch; wir finden keine Verhindrung,</l><lb/> <l>Wie der Koͤrper von tauſend Haͤutchen, Gelenken, und Gliedern.</l><lb/> <l>Wenn ſich Geiſter umarmen, miſcht ihr ganz Weſen in eins ſich,<lb/><note place="left">630</note>Leichter als Luft in Luft; ſie ſuchen nur bloß die Verbindung</l><lb/> <l>Von dem Reinen mit Reinen, und nichts beſchraͤnkt ſie; ſie haben</l><lb/> <l>Keiner Kanaͤle vonnoͤthen, als wenn ſich Koͤrper mit Koͤrper,</l><lb/> <l>Oder Seele mit Seele vermiſcht. — Doch, <hi rendition="#fr">Adam,</hi> ich ſehe,</l><lb/> <l>Laͤnger kann ich nicht hier verweilen; die ſinkende Sonne<lb/><note place="left">635</note>Haͤngt ſchon uͤber dem gruͤnen Cap der thauenden Erde</l><lb/> <l>Und den gruͤnen heſperiſchen Guͤrten <cb/> <note place="foot" n="q)">Der Dichter laͤßt hier weißlich den<lb/> Engel abbrechen, und ihn mit den großen<lb/><cb/> moraliſchen Wahrheiten ſchließen, die<lb/> Adam ſo noͤthig waren. <hi rendition="#fr">Z.</hi></note>, und wird itzt verſchwinden,</l><lb/> <l>Welches mein Zeichen zum Aufbruch iſt. Sey ſtandhaft, und gluͤcklich!<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Liebe!</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [62/0080]
Das verlohrne Paradies.
Sage mir denn, iſts anders erlaubt, hierum dich zu fragen,
Lieben die himmliſchen Geiſter nicht auch? und wenn ſie ſich lieben,
Wie bezeigen ſie ſichs? nur bloß mit den redenden Blicken,
Mit der Vermiſchung der reinen zuſammenfließenden Stralen
Oder, wie Geiſter, allein durch unmittelbare Beruͤhrung.
Jhm antwortet der Engel hierauf mit gefaͤlligem Laͤcheln,
Welches von himmliſchem Roſenroth gluͤhte, der Farbe der Liebe.
Laß dir genuͤgen, zu wiſſen, daß wir begluͤckt ſind; du weißt es,
Ohne Lieb’ iſt kein Gluͤck. Das, was du reines im Koͤrper,
(Denn rein biſt du geſchaffen,) nur immer genießeſt, empfinden
Wir im hoͤhern Grad auch; wir finden keine Verhindrung,
Wie der Koͤrper von tauſend Haͤutchen, Gelenken, und Gliedern.
Wenn ſich Geiſter umarmen, miſcht ihr ganz Weſen in eins ſich,
Leichter als Luft in Luft; ſie ſuchen nur bloß die Verbindung
Von dem Reinen mit Reinen, und nichts beſchraͤnkt ſie; ſie haben
Keiner Kanaͤle vonnoͤthen, als wenn ſich Koͤrper mit Koͤrper,
Oder Seele mit Seele vermiſcht. — Doch, Adam, ich ſehe,
Laͤnger kann ich nicht hier verweilen; die ſinkende Sonne
Haͤngt ſchon uͤber dem gruͤnen Cap der thauenden Erde
Und den gruͤnen heſperiſchen Guͤrten
q), und wird itzt verſchwinden,
Welches mein Zeichen zum Aufbruch iſt. Sey ſtandhaft, und gluͤcklich!
Liebe!
q) Der Dichter laͤßt hier weißlich den
Engel abbrechen, und ihn mit den großen
moraliſchen Wahrheiten ſchließen, die
Adam ſo noͤthig waren. Z.
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