Jhre Sphären bemahlen. Jch seh es aus deinem Vernünfteln, Deine Nachwelt gleichet dir einst. Du hegest die Meynung, Daß die hellen größeren Körper nicht sollten den dunkeln, 90Und geringeren dienen; und daß der Himmel nicht müsse Solche Reisen verrichten, indem die Erde beständig Still steht, und den Nutzen allein von ihnen empfänget. Aber erwäge zuerst, daß groß und hell seyn, deshalb nicht Eine besondre Vortrefflichkeit zeigt. Die Erde, so klein sie 95Jn Vergleichung des Himmels ist, obgleich sie nicht glänzet, Kann mehr Ueberfluß doch vom wahren Guten besitzen, Als die Sonne, die unfruchtbar stralt; die erwärmenden Kräfte Wirken nicht auf sie selbst, nur auf die befruchtete Erde, Welche den sonst unwirksamen Stral empfängt, und zuerst dann 100Seinen Einfluß empfindet. Die großen stralenden Lichter Dienen auch eigentlich nicht mit ihrem Glanze der Erde, Sondern nur dir, dem Erdebewohner. Auch soll dir des Himmels Unermeßlicher Umfang die Pracht des Schöpfers verkündgen, Welcher so groß und geraum gebaut, und die Gränzen der Schöpsung 105So weit ausgedehnt hat, damit der Mensch sich erinnre, Daß er allein nicht allhier in seinem Eigenthum wohne, Sondern die Welt zu groß für ihn sey, sie ganz zu erfüllen, Da er den kleinesten Theil nur bewohnt, und zu anderm Gebrauche, Welchen der Schöpfer am besten kennt, das übrige da ist. 110Dieser zahllosen Kreise Geschwindigkeit schreibe des Schöpfers Allmacht zu, der den Körpern so eine Schnelligkeit beylegt, Welche fast geistig ist. Mich wirst du für langsam nicht halten,
Da
Achter Geſang.
Jhre Sphaͤren bemahlen. Jch ſeh es aus deinem Vernuͤnfteln, Deine Nachwelt gleichet dir einſt. Du hegeſt die Meynung, Daß die hellen groͤßeren Koͤrper nicht ſollten den dunkeln, 90Und geringeren dienen; und daß der Himmel nicht muͤſſe Solche Reiſen verrichten, indem die Erde beſtaͤndig Still ſteht, und den Nutzen allein von ihnen empfaͤnget. Aber erwaͤge zuerſt, daß groß und hell ſeyn, deshalb nicht Eine beſondre Vortrefflichkeit zeigt. Die Erde, ſo klein ſie 95Jn Vergleichung des Himmels iſt, obgleich ſie nicht glaͤnzet, Kann mehr Ueberfluß doch vom wahren Guten beſitzen, Als die Sonne, die unfruchtbar ſtralt; die erwaͤrmenden Kraͤfte Wirken nicht auf ſie ſelbſt, nur auf die befruchtete Erde, Welche den ſonſt unwirkſamen Stral empfaͤngt, und zuerſt dann 100Seinen Einfluß empfindet. Die großen ſtralenden Lichter Dienen auch eigentlich nicht mit ihrem Glanze der Erde, Sondern nur dir, dem Erdebewohner. Auch ſoll dir des Himmels Unermeßlicher Umfang die Pracht des Schoͤpfers verkuͤndgen, Welcher ſo groß und geraum gebaut, und die Graͤnzen der Schoͤpſung 105So weit ausgedehnt hat, damit der Menſch ſich erinnre, Daß er allein nicht allhier in ſeinem Eigenthum wohne, Sondern die Welt zu groß fuͤr ihn ſey, ſie ganz zu erfuͤllen, Da er den kleineſten Theil nur bewohnt, und zu anderm Gebrauche, Welchen der Schoͤpfer am beſten kennt, das uͤbrige da iſt. 110Dieſer zahlloſen Kreiſe Geſchwindigkeit ſchreibe des Schoͤpfers Allmacht zu, der den Koͤrpern ſo eine Schnelligkeit beylegt, Welche faſt geiſtig iſt. Mich wirſt du fuͤr langſam nicht halten,
Da
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Achter Geſang.
Jhre Sphaͤren bemahlen. Jch ſeh es aus deinem Vernuͤnfteln,
Deine Nachwelt gleichet dir einſt. Du hegeſt die Meynung,
Daß die hellen groͤßeren Koͤrper nicht ſollten den dunkeln,
Und geringeren dienen; und daß der Himmel nicht muͤſſe
Solche Reiſen verrichten, indem die Erde beſtaͤndig
Still ſteht, und den Nutzen allein von ihnen empfaͤnget.
Aber erwaͤge zuerſt, daß groß und hell ſeyn, deshalb nicht
Eine beſondre Vortrefflichkeit zeigt. Die Erde, ſo klein ſie
Jn Vergleichung des Himmels iſt, obgleich ſie nicht glaͤnzet,
Kann mehr Ueberfluß doch vom wahren Guten beſitzen,
Als die Sonne, die unfruchtbar ſtralt; die erwaͤrmenden Kraͤfte
Wirken nicht auf ſie ſelbſt, nur auf die befruchtete Erde,
Welche den ſonſt unwirkſamen Stral empfaͤngt, und zuerſt dann
Seinen Einfluß empfindet. Die großen ſtralenden Lichter
Dienen auch eigentlich nicht mit ihrem Glanze der Erde,
Sondern nur dir, dem Erdebewohner. Auch ſoll dir des Himmels
Unermeßlicher Umfang die Pracht des Schoͤpfers verkuͤndgen,
Welcher ſo groß und geraum gebaut, und die Graͤnzen der Schoͤpſung
So weit ausgedehnt hat, damit der Menſch ſich erinnre,
Daß er allein nicht allhier in ſeinem Eigenthum wohne,
Sondern die Welt zu groß fuͤr ihn ſey, ſie ganz zu erfuͤllen,
Da er den kleineſten Theil nur bewohnt, und zu anderm Gebrauche,
Welchen der Schoͤpfer am beſten kennt, das uͤbrige da iſt.
Dieſer zahlloſen Kreiſe Geſchwindigkeit ſchreibe des Schoͤpfers
Allmacht zu, der den Koͤrpern ſo eine Schnelligkeit beylegt,
Welche faſt geiſtig iſt. Mich wirſt du fuͤr langſam nicht halten,
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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/57>, abgerufen am 27.07.2024.
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