Und welche eine Zunge kann dich beschreiben? Du bist itzt, 585Da du zurückkömmst, größer, als dazumal, da du die stolzen Riesenengel gestürzt. An diesem schrecklichen Tage Hat dich dein Donner erhöht; allein, erschaffen, ist größer, Als das Erschaffne zerstören. Wer ist, der, Ewger, dir gleich ist? Mächtiger König! Und wer kann deine Herrschaft beschränken? 590Ohne Mühe vereiteltest du die stolzen Entschlüsse Jener rebellischen Geister; und ihren vergeblichen Anschlag Hast du zunichte gemacht; indem sie gottlos gedachten, Dich zu verringern, und uns, die Schaaren von deinen Verehrern, Zu verführen. Allein, wer dich zu verringern gedenket, 595Hilft nur deine göttliche Macht noch herrlicher zeigen, Wider seinen eigenen Willen. Ein Zeuge hiervon ist Diese neuerschaffene Welt; ein anderer Himmel, Von der Pforte des Himmels nicht weit entlegen; dem Schein nach Auf die krystallne See, die Hyaline, gegründet; 600Unermeßlich im Umfang, mit zahllosen Sternen besäet; Und vielleicht ist jeglicher Stern [Spaltenumbruch]oo), so klein in der Ferne, Eine Welt, die Geschöpfen zu ihrer Wohnung bestimmt ist. Dir sind ihre Zeiten bekannt; zu ihnen gehöret Auch die Wohnung der Menschen, die Erde; die rund um begrenzt ist 605Mit dem weiten niederen Meer; ein lieblicher Wohnplatz! Dreymal glückliche Menschen, und glückliche Söhne der Menschen, Die der Allmächtge so hoch begnadigt, so herrlich erschaffen,
Sie
oo) Milton läßt den Engel vielleicht sagen, weil zu seinen Zeiten die Meynung [Spaltenumbruch]
von mehreren Welten noch nicht so allge- mein war, wie in unsern Tagen. N.
Siebenter Geſang.
Und welche eine Zunge kann dich beſchreiben? Du biſt itzt, 585Da du zuruͤckkoͤmmſt, groͤßer, als dazumal, da du die ſtolzen Rieſenengel geſtuͤrzt. An dieſem ſchrecklichen Tage Hat dich dein Donner erhoͤht; allein, erſchaffen, iſt groͤßer, Als das Erſchaffne zerſtoͤren. Wer iſt, der, Ewger, dir gleich iſt? Maͤchtiger Koͤnig! Und wer kann deine Herrſchaft beſchraͤnken? 590Ohne Muͤhe vereitelteſt du die ſtolzen Entſchluͤſſe Jener rebelliſchen Geiſter; und ihren vergeblichen Anſchlag Haſt du zunichte gemacht; indem ſie gottlos gedachten, Dich zu verringern, und uns, die Schaaren von deinen Verehrern, Zu verfuͤhren. Allein, wer dich zu verringern gedenket, 595Hilft nur deine goͤttliche Macht noch herrlicher zeigen, Wider ſeinen eigenen Willen. Ein Zeuge hiervon iſt Dieſe neuerſchaffene Welt; ein anderer Himmel, Von der Pforte des Himmels nicht weit entlegen; dem Schein nach Auf die kryſtallne See, die Hyaline, gegruͤndet; 600Unermeßlich im Umfang, mit zahlloſen Sternen beſaͤet; Und vielleicht iſt jeglicher Stern [Spaltenumbruch]oo), ſo klein in der Ferne, Eine Welt, die Geſchoͤpfen zu ihrer Wohnung beſtimmt iſt. Dir ſind ihre Zeiten bekannt; zu ihnen gehoͤret Auch die Wohnung der Menſchen, die Erde; die rund um begrenzt iſt 605Mit dem weiten niederen Meer; ein lieblicher Wohnplatz! Dreymal gluͤckliche Menſchen, und gluͤckliche Soͤhne der Menſchen, Die der Allmaͤchtge ſo hoch begnadigt, ſo herrlich erſchaffen,
Sie
oo) Milton laͤßt den Engel vielleicht ſagen, weil zu ſeinen Zeiten die Meynung [Spaltenumbruch]
von mehreren Welten noch nicht ſo allge- mein war, wie in unſern Tagen. N.
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><lgn="18"><l><pbfacs="#f0047"n="31"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Siebenter Geſang.</hi></fw></l><lb/><l>Und welche eine Zunge kann dich beſchreiben? Du biſt itzt,<lb/><noteplace="left">585</note>Da du zuruͤckkoͤmmſt, groͤßer, als dazumal, da du die ſtolzen</l><lb/><l>Rieſenengel geſtuͤrzt. An dieſem ſchrecklichen Tage</l><lb/><l>Hat dich dein Donner erhoͤht; allein, erſchaffen, iſt groͤßer,</l><lb/><l>Als das Erſchaffne zerſtoͤren. Wer iſt, der, Ewger, dir gleich iſt?</l><lb/><l>Maͤchtiger Koͤnig! Und wer kann deine Herrſchaft beſchraͤnken?<lb/><noteplace="left">590</note>Ohne Muͤhe vereitelteſt du die ſtolzen Entſchluͤſſe</l><lb/><l>Jener rebelliſchen Geiſter; und ihren vergeblichen Anſchlag</l><lb/><l>Haſt du zunichte gemacht; indem ſie gottlos gedachten,</l><lb/><l>Dich zu verringern, und uns, die Schaaren von deinen Verehrern,</l><lb/><l>Zu verfuͤhren. Allein, wer dich zu verringern gedenket,<lb/><noteplace="left">595</note>Hilft nur deine goͤttliche Macht noch herrlicher zeigen,</l><lb/><l>Wider ſeinen eigenen Willen. Ein Zeuge hiervon iſt</l><lb/><l>Dieſe neuerſchaffene Welt; ein anderer Himmel,</l><lb/><l>Von der Pforte des Himmels nicht weit entlegen; dem Schein nach</l><lb/><l>Auf die kryſtallne See, die Hyaline, gegruͤndet;<lb/><noteplace="left">600</note>Unermeßlich im Umfang, mit zahlloſen Sternen beſaͤet;</l><lb/><l>Und vielleicht iſt jeglicher Stern <cb/><noteplace="foot"n="oo)">Milton laͤßt den Engel <hirendition="#fr">vielleicht</hi><lb/>ſagen, weil zu ſeinen Zeiten die Meynung<lb/><cb/>
von mehreren Welten noch nicht ſo allge-<lb/>
mein war, wie in unſern Tagen. <hirendition="#fr">N.</hi></note>, ſo klein in der Ferne,</l><lb/><l>Eine Welt, die Geſchoͤpfen zu ihrer Wohnung beſtimmt iſt.</l><lb/><l>Dir ſind ihre Zeiten bekannt; zu ihnen gehoͤret</l><lb/><l>Auch die Wohnung der Menſchen, die Erde; die rund um begrenzt iſt<lb/><noteplace="left">605</note>Mit dem weiten niederen Meer; ein lieblicher Wohnplatz!</l><lb/><l>Dreymal gluͤckliche Menſchen, und gluͤckliche Soͤhne der Menſchen,</l><lb/><l>Die der Allmaͤchtge ſo hoch begnadigt, ſo herrlich erſchaffen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Sie</fw><lb/></l></lg></lg></div></body></text></TEI>
[31/0047]
Siebenter Geſang.
Und welche eine Zunge kann dich beſchreiben? Du biſt itzt,
Da du zuruͤckkoͤmmſt, groͤßer, als dazumal, da du die ſtolzen
Rieſenengel geſtuͤrzt. An dieſem ſchrecklichen Tage
Hat dich dein Donner erhoͤht; allein, erſchaffen, iſt groͤßer,
Als das Erſchaffne zerſtoͤren. Wer iſt, der, Ewger, dir gleich iſt?
Maͤchtiger Koͤnig! Und wer kann deine Herrſchaft beſchraͤnken?
Ohne Muͤhe vereitelteſt du die ſtolzen Entſchluͤſſe
Jener rebelliſchen Geiſter; und ihren vergeblichen Anſchlag
Haſt du zunichte gemacht; indem ſie gottlos gedachten,
Dich zu verringern, und uns, die Schaaren von deinen Verehrern,
Zu verfuͤhren. Allein, wer dich zu verringern gedenket,
Hilft nur deine goͤttliche Macht noch herrlicher zeigen,
Wider ſeinen eigenen Willen. Ein Zeuge hiervon iſt
Dieſe neuerſchaffene Welt; ein anderer Himmel,
Von der Pforte des Himmels nicht weit entlegen; dem Schein nach
Auf die kryſtallne See, die Hyaline, gegruͤndet;
Unermeßlich im Umfang, mit zahlloſen Sternen beſaͤet;
Und vielleicht iſt jeglicher Stern
oo), ſo klein in der Ferne,
Eine Welt, die Geſchoͤpfen zu ihrer Wohnung beſtimmt iſt.
Dir ſind ihre Zeiten bekannt; zu ihnen gehoͤret
Auch die Wohnung der Menſchen, die Erde; die rund um begrenzt iſt
Mit dem weiten niederen Meer; ein lieblicher Wohnplatz!
Dreymal gluͤckliche Menſchen, und gluͤckliche Soͤhne der Menſchen,
Die der Allmaͤchtge ſo hoch begnadigt, ſo herrlich erſchaffen,
Sie
oo) Milton laͤßt den Engel vielleicht
ſagen, weil zu ſeinen Zeiten die Meynung
von mehreren Welten noch nicht ſo allge-
mein war, wie in unſern Tagen. N.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/47>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.