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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Siebenter Gesang.

Von dem Ufer hinab in den unermeßlichen Abgrund,
Finster und wüst, und wild, gleich einem tobenden Meere
Aufgerührt von wildbrausenden Winden, und steigenden Wellen
210Gleich Gebirgen, die drohten, den Himmel voll Wuth zu bestürmen,

Und den Mittelpunkt mit dem Pol in einander zu mischen.

Schweigt, ihr tobenden Wellen! sey ruhig, o brausende Tiefe!
Sprach das allesschaffende Wort; die tobende Zwietracht
Soll sich unter euch enden! -- Er zögert nicht länger, und hebt sich
215Hoch auf der Cherubim Schwingen, und fährt im Glanze des Vaters

Weit ins Chaos hinein, weit in die noch nicht gebohrne
Welt; denn seine Stimme vernahm das Chaos; ihm folgten
Hinten nach die Schaaren der Engel in glänzendem Aufzug,
Seine Wunder der Macht, und die neue Schöpfung zu schauen.
220Drauf geboth er den brennenden Rädern zu stehn; und nun faßt er

Mit der Hand den güldnen Zirkel [Spaltenumbruch] o), im göttlichen Rüsthaus
Zugerichtet, die ganze Welt, und alles Erschaffne,
Zu umschreiben. Er setzt den einen Fuß in die Mitte
Und den andern dreht er herum um die finstere Tiefe.
225Dieses sind deine Grenzen, o Welt! (so sprach er;) bis hieher

Sollst du gehn; dieß sey dein Umkreis, den ich dir bestimme.
[Spaltenumbruch]
So
(sagt Addison.) Der Meßias nämlich
an der Spitze seiner Engel, der hinunter
schaut in das Chaos, feine Verwirrung
stillt, mitten in dasselbe hineinfährt, und
den ersten Umriß der Welt macht.
o) Nach Sprichwört. VIII, 27. Da
er die Himmel bereitete, war ich da-
selbst, da er die Tiefen mit seinem
Ziel verfassete.
B 3

Siebenter Geſang.

Von dem Ufer hinab in den unermeßlichen Abgrund,
Finſter und wuͤſt, und wild, gleich einem tobenden Meere
Aufgeruͤhrt von wildbrauſenden Winden, und ſteigenden Wellen
210Gleich Gebirgen, die drohten, den Himmel voll Wuth zu beſtuͤrmen,

Und den Mittelpunkt mit dem Pol in einander zu miſchen.

Schweigt, ihr tobenden Wellen! ſey ruhig, o brauſende Tiefe!
Sprach das allesſchaffende Wort; die tobende Zwietracht
Soll ſich unter euch enden! — Er zoͤgert nicht laͤnger, und hebt ſich
215Hoch auf der Cherubim Schwingen, und faͤhrt im Glanze des Vaters

Weit ins Chaos hinein, weit in die noch nicht gebohrne
Welt; denn ſeine Stimme vernahm das Chaos; ihm folgten
Hinten nach die Schaaren der Engel in glaͤnzendem Aufzug,
Seine Wunder der Macht, und die neue Schoͤpfung zu ſchauen.
220Drauf geboth er den brennenden Raͤdern zu ſtehn; und nun faßt er

Mit der Hand den guͤldnen Zirkel [Spaltenumbruch] o), im goͤttlichen Ruͤſthaus
Zugerichtet, die ganze Welt, und alles Erſchaffne,
Zu umſchreiben. Er ſetzt den einen Fuß in die Mitte
Und den andern dreht er herum um die finſtere Tiefe.
225Dieſes ſind deine Grenzen, o Welt! (ſo ſprach er;) bis hieher

Sollſt du gehn; dieß ſey dein Umkreis, den ich dir beſtimme.
[Spaltenumbruch]
So
(ſagt Addiſon.) Der Meßias naͤmlich
an der Spitze ſeiner Engel, der hinunter
ſchaut in das Chaos, feine Verwirrung
ſtillt, mitten in daſſelbe hineinfaͤhrt, und
den erſten Umriß der Welt macht.
o) Nach Sprichwoͤrt. VIII, 27. Da
er die Himmel bereitete, war ich da-
ſelbſt, da er die Tiefen mit ſeinem
Ziel verfaſſete.
B 3
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[13/0029] Siebenter Geſang. Von dem Ufer hinab in den unermeßlichen Abgrund, Finſter und wuͤſt, und wild, gleich einem tobenden Meere Aufgeruͤhrt von wildbrauſenden Winden, und ſteigenden Wellen Gleich Gebirgen, die drohten, den Himmel voll Wuth zu beſtuͤrmen, Und den Mittelpunkt mit dem Pol in einander zu miſchen. Schweigt, ihr tobenden Wellen! ſey ruhig, o brauſende Tiefe! Sprach das allesſchaffende Wort; die tobende Zwietracht Soll ſich unter euch enden! — Er zoͤgert nicht laͤnger, und hebt ſich Hoch auf der Cherubim Schwingen, und faͤhrt im Glanze des Vaters Weit ins Chaos hinein, weit in die noch nicht gebohrne Welt; denn ſeine Stimme vernahm das Chaos; ihm folgten Hinten nach die Schaaren der Engel in glaͤnzendem Aufzug, Seine Wunder der Macht, und die neue Schoͤpfung zu ſchauen. Drauf geboth er den brennenden Raͤdern zu ſtehn; und nun faßt er Mit der Hand den guͤldnen Zirkel o), im goͤttlichen Ruͤſthaus Zugerichtet, die ganze Welt, und alles Erſchaffne, Zu umſchreiben. Er ſetzt den einen Fuß in die Mitte Und den andern dreht er herum um die finſtere Tiefe. Dieſes ſind deine Grenzen, o Welt! (ſo ſprach er;) bis hieher Sollſt du gehn; dieß ſey dein Umkreis, den ich dir beſtimme. So n) o) Nach Sprichwoͤrt. VIII, 27. Da er die Himmel bereitete, war ich da- ſelbſt, da er die Tiefen mit ſeinem Ziel verfaſſete. n) (ſagt Addiſon.) Der Meßias naͤmlich an der Spitze ſeiner Engel, der hinunter ſchaut in das Chaos, feine Verwirrung ſtillt, mitten in daſſelbe hineinfaͤhrt, und den erſten Umriß der Welt macht. B 3

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/29>, abgerufen am 24.11.2024.