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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Das verlohrne Paradies.

Das sie verdient, und ein schrecklicher Fluch, der über sie ausgieng,
Jhrer äußeren Freyheit beraubt, nachdem sie der innern
Sich so sehr verlustig gemacht. Ein Zeuge hievon ist
Jener ehrenvergessene Sohn des redlichen Mannes,
110Welcher den Kasten erbaut. Er mußte wegen der Schande,

Die er an seinem Vater verübt, im billigen Zorne
Jenen entsetzlichen Fluch: ein Knecht der Knechte! vernehmen,
Welcher auf sein entartet Geschlecht von dem Höchsten gelegt ward.
So wird diese letztere Welt, der ersten an Bosheit
115Und an Lastern gleich, vom Bösen zum Aergeren fortgehn;

Bis Gott endlich, ermüdet durch ihre frevelnden Thaten,
Seinen heiligen Blick von ihnen wendet, entschlossen,
Sie auf ihren eignen verderbten Wegen zu lassen.
Er wird drauf ein Volk von allen Völkern der Erde
120Sich erwählen zum Dienst, ein Volk von einem gerechten,

Einem einzigen glaubigen Mann' entsprungen. Noch wohnt er
Hier am Euphrat, erzogen im Dienst verächtlicher Götzen [Spaltenumbruch] e),
O! daß Menschen (wie kannst du es glauben!) so dumm, so verblendet,
Und so verderbt zu werden vermocht, daß noch in den Tagen,
125Da die Väter gelebt, die kaum der Sündfluth entronnen,

Sie den lebendigen Gott verlassen, und, also gefallen,
Jhrer eigenen Hände Werk von Holz und von Steinen,
Gleich den Göttern, verehrt. Jedoch der Ewige würdigt

Diesen
e) Wir lesen Josua XXIV. 2. Eure
Väter wohnten vor Zeiten jenseit
dem Wasser, Tharah, Abrahams
[Spaltenumbruch] und Nahors Vater, und dienten
andern Göttern.

Das verlohrne Paradies.

Das ſie verdient, und ein ſchrecklicher Fluch, der uͤber ſie ausgieng,
Jhrer aͤußeren Freyheit beraubt, nachdem ſie der innern
Sich ſo ſehr verluſtig gemacht. Ein Zeuge hievon iſt
Jener ehrenvergeſſene Sohn des redlichen Mannes,
110Welcher den Kaſten erbaut. Er mußte wegen der Schande,

Die er an ſeinem Vater veruͤbt, im billigen Zorne
Jenen entſetzlichen Fluch: ein Knecht der Knechte! vernehmen,
Welcher auf ſein entartet Geſchlecht von dem Hoͤchſten gelegt ward.
So wird dieſe letztere Welt, der erſten an Bosheit
115Und an Laſtern gleich, vom Boͤſen zum Aergeren fortgehn;

Bis Gott endlich, ermuͤdet durch ihre frevelnden Thaten,
Seinen heiligen Blick von ihnen wendet, entſchloſſen,
Sie auf ihren eignen verderbten Wegen zu laſſen.
Er wird drauf ein Volk von allen Voͤlkern der Erde
120Sich erwaͤhlen zum Dienſt, ein Volk von einem gerechten,

Einem einzigen glaubigen Mann’ entſprungen. Noch wohnt er
Hier am Euphrat, erzogen im Dienſt veraͤchtlicher Goͤtzen [Spaltenumbruch] e),
O! daß Menſchen (wie kannſt du es glauben!) ſo dumm, ſo verblendet,
Und ſo verderbt zu werden vermocht, daß noch in den Tagen,
125Da die Vaͤter gelebt, die kaum der Suͤndfluth entronnen,

Sie den lebendigen Gott verlaſſen, und, alſo gefallen,
Jhrer eigenen Haͤnde Werk von Holz und von Steinen,
Gleich den Goͤttern, verehrt. Jedoch der Ewige wuͤrdigt

Dieſen
e) Wir leſen Joſua XXIV. 2. Eure
Väter wohnten vor Zeiten jenſeit
dem Waſſer, Tharah, Abrahams
[Spaltenumbruch] und Nahors Vater, und dienten
andern Göttern.
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[224/0250] Das verlohrne Paradies. Das ſie verdient, und ein ſchrecklicher Fluch, der uͤber ſie ausgieng, Jhrer aͤußeren Freyheit beraubt, nachdem ſie der innern Sich ſo ſehr verluſtig gemacht. Ein Zeuge hievon iſt Jener ehrenvergeſſene Sohn des redlichen Mannes, Welcher den Kaſten erbaut. Er mußte wegen der Schande, Die er an ſeinem Vater veruͤbt, im billigen Zorne Jenen entſetzlichen Fluch: ein Knecht der Knechte! vernehmen, Welcher auf ſein entartet Geſchlecht von dem Hoͤchſten gelegt ward. So wird dieſe letztere Welt, der erſten an Bosheit Und an Laſtern gleich, vom Boͤſen zum Aergeren fortgehn; Bis Gott endlich, ermuͤdet durch ihre frevelnden Thaten, Seinen heiligen Blick von ihnen wendet, entſchloſſen, Sie auf ihren eignen verderbten Wegen zu laſſen. Er wird drauf ein Volk von allen Voͤlkern der Erde Sich erwaͤhlen zum Dienſt, ein Volk von einem gerechten, Einem einzigen glaubigen Mann’ entſprungen. Noch wohnt er Hier am Euphrat, erzogen im Dienſt veraͤchtlicher Goͤtzen e), O! daß Menſchen (wie kannſt du es glauben!) ſo dumm, ſo verblendet, Und ſo verderbt zu werden vermocht, daß noch in den Tagen, Da die Vaͤter gelebt, die kaum der Suͤndfluth entronnen, Sie den lebendigen Gott verlaſſen, und, alſo gefallen, Jhrer eigenen Haͤnde Werk von Holz und von Steinen, Gleich den Goͤttern, verehrt. Jedoch der Ewige wuͤrdigt Dieſen e) Wir leſen Joſua XXIV. 2. Eure Väter wohnten vor Zeiten jenſeit dem Waſſer, Tharah, Abrahams und Nahors Vater, und dienten andern Göttern.

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/250>, abgerufen am 24.11.2024.