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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Eilfter Gesang.

Hohe Titel, und reiche Beute dadurch sich erworben,
840Werden sie schnell sich verändern, und sich der Ruhe, der Wollust,

Und dem Pomp und der Pracht ergeben, bis Stolz und Verschwendung
Selbst im Schooße der Ruh aus Freundschaft feindliche Thaten
Zeugen wird. Die Besiegten sogar, die Sklaven des Krieges,
Werden mit ihrer Freyheit Verlust die Tugend verlieren,
845Und die Furcht vor Gott. Weil sie vom Himmel im Kriege

Keine Hülfe bekommen durch ihre gezwungnen Gebethe:
Werden sie treulos nun in ihrem Eifer erkalten,
Und zufrieden mit dem, was ihnen die Sieger gelassen,
Nur besorgt seyn, ihr Leben recht sicher, fröhlich, und weltlich,
850Zu vollbringen; denn mehr als zuviel wird immer die Erde

Noch erzeugen, um sie in ihrer Enthaltung zu prüfen.
So wird alles entarten, und alles verschlimmerter werden;
Mäßigkeit und Gerechtigkeit wird mit der Treue, der Wahrheit
Jn Vergessenheit sinken. Ein einziger Mann nur, des Lichtes
855Einziger Sohn im finsteren Alter, der allem Exempel,

Aller Verführung entgegen, und aller langen Gewohnheit
Und der ganzen Welt, die er beleidigt, zuwider,
Tugendhaft bleibt; er achtet nichts nach ihrem Gespötte,
Nichts nach ihrem Hohn, und ihrem schreyenden Unrecht;
860Sondern tadelt sie dreist in ihren sündlichen Wegen,

Und weist ihnen die Pfade der Tugend, als besser und sichrer,
Wie die Wege des Lasters; und kühn verkündigt er ihnen
Gottes rächenden Zorn, der ihre Häupter bedrohet.

Aber
D d 2

Eilfter Geſang.

Hohe Titel, und reiche Beute dadurch ſich erworben,
840Werden ſie ſchnell ſich veraͤndern, und ſich der Ruhe, der Wolluſt,

Und dem Pomp und der Pracht ergeben, bis Stolz und Verſchwendung
Selbſt im Schooße der Ruh aus Freundſchaft feindliche Thaten
Zeugen wird. Die Beſiegten ſogar, die Sklaven des Krieges,
Werden mit ihrer Freyheit Verluſt die Tugend verlieren,
845Und die Furcht vor Gott. Weil ſie vom Himmel im Kriege

Keine Huͤlfe bekommen durch ihre gezwungnen Gebethe:
Werden ſie treulos nun in ihrem Eifer erkalten,
Und zufrieden mit dem, was ihnen die Sieger gelaſſen,
Nur beſorgt ſeyn, ihr Leben recht ſicher, froͤhlich, und weltlich,
850Zu vollbringen; denn mehr als zuviel wird immer die Erde

Noch erzeugen, um ſie in ihrer Enthaltung zu pruͤfen.
So wird alles entarten, und alles verſchlimmerter werden;
Maͤßigkeit und Gerechtigkeit wird mit der Treue, der Wahrheit
Jn Vergeſſenheit ſinken. Ein einziger Mann nur, des Lichtes
855Einziger Sohn im finſteren Alter, der allem Exempel,

Aller Verfuͤhrung entgegen, und aller langen Gewohnheit
Und der ganzen Welt, die er beleidigt, zuwider,
Tugendhaft bleibt; er achtet nichts nach ihrem Geſpoͤtte,
Nichts nach ihrem Hohn, und ihrem ſchreyenden Unrecht;
860Sondern tadelt ſie dreiſt in ihren ſuͤndlichen Wegen,

Und weiſt ihnen die Pfade der Tugend, als beſſer und ſichrer,
Wie die Wege des Laſters; und kuͤhn verkuͤndigt er ihnen
Gottes raͤchenden Zorn, der ihre Haͤupter bedrohet.

Aber
D d 2
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[211/0235] Eilfter Geſang. Hohe Titel, und reiche Beute dadurch ſich erworben, Werden ſie ſchnell ſich veraͤndern, und ſich der Ruhe, der Wolluſt, Und dem Pomp und der Pracht ergeben, bis Stolz und Verſchwendung Selbſt im Schooße der Ruh aus Freundſchaft feindliche Thaten Zeugen wird. Die Beſiegten ſogar, die Sklaven des Krieges, Werden mit ihrer Freyheit Verluſt die Tugend verlieren, Und die Furcht vor Gott. Weil ſie vom Himmel im Kriege Keine Huͤlfe bekommen durch ihre gezwungnen Gebethe: Werden ſie treulos nun in ihrem Eifer erkalten, Und zufrieden mit dem, was ihnen die Sieger gelaſſen, Nur beſorgt ſeyn, ihr Leben recht ſicher, froͤhlich, und weltlich, Zu vollbringen; denn mehr als zuviel wird immer die Erde Noch erzeugen, um ſie in ihrer Enthaltung zu pruͤfen. So wird alles entarten, und alles verſchlimmerter werden; Maͤßigkeit und Gerechtigkeit wird mit der Treue, der Wahrheit Jn Vergeſſenheit ſinken. Ein einziger Mann nur, des Lichtes Einziger Sohn im finſteren Alter, der allem Exempel, Aller Verfuͤhrung entgegen, und aller langen Gewohnheit Und der ganzen Welt, die er beleidigt, zuwider, Tugendhaft bleibt; er achtet nichts nach ihrem Geſpoͤtte, Nichts nach ihrem Hohn, und ihrem ſchreyenden Unrecht; Sondern tadelt ſie dreiſt in ihren ſuͤndlichen Wegen, Und weiſt ihnen die Pfade der Tugend, als beſſer und ſichrer, Wie die Wege des Laſters; und kuͤhn verkuͤndigt er ihnen Gottes raͤchenden Zorn, der ihre Haͤupter bedrohet. Aber D d 2

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/235>, abgerufen am 24.11.2024.