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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Das verlohrne Paradies.
375Länger konnt' uns die Höll' in ihren Gränzen nicht halten,
Länger nicht dieser unwegsame Schlund den Anschlag uns hindern,
Deinen rühmlichen Schritten in andere Welten zu folgen.
Du hast es zu Stande gebracht, uns Freyheit ertheilet,
Da wir bisher am innern Thore der Hölle gesessen;
380Du hast uns die Stärke verliehn, die erstaunliche Brücke

Ueber den dunkeln Abgrund zu legen. Dein ist nun, o Vater,
Diese ganze geraume Welt! Das, was du nicht bautest,
Hast du gewonnen durch Kühnheit und Muth; du hast das mit Wucher
Wieder durch Weisheit ersiegt, was wir im Kriege verlohren,
385Und die unglückliche Schlacht im Himmel vollkommen ersetzet!

Hier, hier bist du Monarch, hier wirst du in Sicherheit herrschen;
Dorten herrschtest du nicht! Laß ihn, den allmächtigen Sieger,
Dort nur immer regieren, wie unser verlohrenes Treffen
Jhn berechtigt; von hier, von diesen eroberten Welten
390Muß er sich selber, ob ungern gleich, entfernen, indem sie

Durch sein eigen Gericht nunmehr an Fremde gefallen.
Künftig muß er mit dir die Herrschaft theilen; denn alles
Scheiden die empyreischen Gränzen; sein Viereck des Himmels [Spaltenumbruch] o) ,
Hier von deiner gegründeten Welt; sonst muß er befürchten,
395Seinem Thron dich gefährlicher itzt als jemals zu sehen.

Jhr
o) Unser Dichter sagt im zweyten Ge-
sange, es sey nicht bestimmt, ob der em-
pyräische Himmel viereckige oder rund
sey, und so konnte es dem Satan in der
damaligen Entfernung vorkommen. Hier
[Spaltenumbruch] aber folgt der Poet dem Gassendi und an-
deren, die das Empyreum von gevierter
Figur angeben, weil die heilige Stadt in
der Offenbarung Johannis so beschrieben
wird. N.

Das verlohrne Paradies.
375Laͤnger konnt’ uns die Hoͤll’ in ihren Graͤnzen nicht halten,
Laͤnger nicht dieſer unwegſame Schlund den Anſchlag uns hindern,
Deinen ruͤhmlichen Schritten in andere Welten zu folgen.
Du haſt es zu Stande gebracht, uns Freyheit ertheilet,
Da wir bisher am innern Thore der Hoͤlle geſeſſen;
380Du haſt uns die Staͤrke verliehn, die erſtaunliche Bruͤcke

Ueber den dunkeln Abgrund zu legen. Dein iſt nun, o Vater,
Dieſe ganze geraume Welt! Das, was du nicht bauteſt,
Haſt du gewonnen durch Kuͤhnheit und Muth; du haſt das mit Wucher
Wieder durch Weisheit erſiegt, was wir im Kriege verlohren,
385Und die ungluͤckliche Schlacht im Himmel vollkommen erſetzet!

Hier, hier biſt du Monarch, hier wirſt du in Sicherheit herrſchen;
Dorten herrſchteſt du nicht! Laß ihn, den allmaͤchtigen Sieger,
Dort nur immer regieren, wie unſer verlohrenes Treffen
Jhn berechtigt; von hier, von dieſen eroberten Welten
390Muß er ſich ſelber, ob ungern gleich, entfernen, indem ſie

Durch ſein eigen Gericht nunmehr an Fremde gefallen.
Kuͤnftig muß er mit dir die Herrſchaft theilen; denn alles
Scheiden die empyreiſchen Graͤnzen; ſein Viereck des Himmels [Spaltenumbruch] o) ,
Hier von deiner gegruͤndeten Welt; ſonſt muß er befuͤrchten,
395Seinem Thron dich gefaͤhrlicher itzt als jemals zu ſehen.

Jhr
o) Unſer Dichter ſagt im zweyten Ge-
ſange, es ſey nicht beſtimmt, ob der em-
pyraͤiſche Himmel viereckige oder rund
ſey, und ſo konnte es dem Satan in der
damaligen Entfernung vorkommen. Hier
[Spaltenumbruch] aber folgt der Poet dem Gaſſendi und an-
deren, die das Empyreum von gevierter
Figur angeben, weil die heilige Stadt in
der Offenbarung Johannis ſo beſchrieben
wird. N.
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[138/0160] Das verlohrne Paradies. Laͤnger konnt’ uns die Hoͤll’ in ihren Graͤnzen nicht halten, Laͤnger nicht dieſer unwegſame Schlund den Anſchlag uns hindern, Deinen ruͤhmlichen Schritten in andere Welten zu folgen. Du haſt es zu Stande gebracht, uns Freyheit ertheilet, Da wir bisher am innern Thore der Hoͤlle geſeſſen; Du haſt uns die Staͤrke verliehn, die erſtaunliche Bruͤcke Ueber den dunkeln Abgrund zu legen. Dein iſt nun, o Vater, Dieſe ganze geraume Welt! Das, was du nicht bauteſt, Haſt du gewonnen durch Kuͤhnheit und Muth; du haſt das mit Wucher Wieder durch Weisheit erſiegt, was wir im Kriege verlohren, Und die ungluͤckliche Schlacht im Himmel vollkommen erſetzet! Hier, hier biſt du Monarch, hier wirſt du in Sicherheit herrſchen; Dorten herrſchteſt du nicht! Laß ihn, den allmaͤchtigen Sieger, Dort nur immer regieren, wie unſer verlohrenes Treffen Jhn berechtigt; von hier, von dieſen eroberten Welten Muß er ſich ſelber, ob ungern gleich, entfernen, indem ſie Durch ſein eigen Gericht nunmehr an Fremde gefallen. Kuͤnftig muß er mit dir die Herrſchaft theilen; denn alles Scheiden die empyreiſchen Graͤnzen; ſein Viereck des Himmels o) , Hier von deiner gegruͤndeten Welt; ſonſt muß er befuͤrchten, Seinem Thron dich gefaͤhrlicher itzt als jemals zu ſehen. Jhr o) Unſer Dichter ſagt im zweyten Ge- ſange, es ſey nicht beſtimmt, ob der em- pyraͤiſche Himmel viereckige oder rund ſey, und ſo konnte es dem Satan in der damaligen Entfernung vorkommen. Hier aber folgt der Poet dem Gaſſendi und an- deren, die das Empyreum von gevierter Figur angeben, weil die heilige Stadt in der Offenbarung Johannis ſo beſchrieben wird. N.

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/160>, abgerufen am 27.11.2024.