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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Zweyter Gesang.
Oder auf ihren Schwingen, hoch in der Luft; oder rennten
Einen fliegenden Wettlauf, wie in den Olympischen Spielen,
Oder auf Pythons Feldern; da andre die feurigen Rosse
Zähmten; oder das Ziel mit den reißenden Rädern vermieden;
535Oder geschlossne Geschwader formirten. Als wenn an dem Himmel
Krieg erscheint, und schimmernde Heere zur Schlacht in den Wolken
Wider einander ziehn; von jedem Flügel begeben
Sich die luftigen Ritter hervor, und messen die Speere
Gegen einander, bis sich die dicken Schlachthaufen schließen.
540Die Gefilde des Himmels glühn von den kriegrischen Thaten
Von dem Aufgang zum Niedergang hin. Mit typhöischem Wüthen
Reißen andre, von grimmigerm Wesen, die Felsen und Hügel
Aus der Wurzel, und fahren auf Wirbelwinden die Luft durch.
Kaum vermag die erschütterte Hölle den tobenden Aufruhr
545Zu ertragen; als wenn Alcides [Spaltenumbruch] u), mit Siege gekrönet,
Von Oechalia kam, und sein vergiftet Gewand itzt
Fühlend, vor wüthendem Schmerz die hohen thessalischen Tannen
[Spaltenumbruch]

Ausriß
Feldern des Virgils vor Augen, Aen.
VI.
642.
Pars in gramineis exercent mem-
bra palaestris,
Contendunt ludo, et fulva luctan-
tur arena:
Pars pedibus plaudunt choreas, et
carmina dicunt.

Einige übten die Glieder in edlen
heroischen Spielen,
Rungen im Sand; oder führten den
Tanz in harmonischen Kreisen,
Oder verkürzten die Stunden mit
hohen begeisterten Liedern. N.
u) Thyer hat sehr wohl angemerkt,
daß Milton in diesem Gleichnisse sehr
unter seine gewöhnliche Hoheit herab-
sinkt. Wie sehr viel kleiner ist das
Bild des Aleides, der die Thessalischen
Tannen ausreißt, gegen die Engel,
die Berge und Hügel ausreißen; und
wie schwach und unwichtig endet sich
die Anspielung mit dem kleinen Um-
stande vom Lichas, der in die Euboi-
sche See geschleudert wird. N.

Zweyter Geſang.
Oder auf ihren Schwingen, hoch in der Luft; oder rennten
Einen fliegenden Wettlauf, wie in den Olympiſchen Spielen,
Oder auf Pythons Feldern; da andre die feurigen Roſſe
Zaͤhmten; oder das Ziel mit den reißenden Raͤdern vermieden;
535Oder geſchloſſne Geſchwader formirten. Als wenn an dem Himmel
Krieg erſcheint, und ſchimmernde Heere zur Schlacht in den Wolken
Wider einander ziehn; von jedem Fluͤgel begeben
Sich die luftigen Ritter hervor, und meſſen die Speere
Gegen einander, bis ſich die dicken Schlachthaufen ſchließen.
540Die Gefilde des Himmels gluͤhn von den kriegriſchen Thaten
Von dem Aufgang zum Niedergang hin. Mit typhoͤiſchem Wuͤthen
Reißen andre, von grimmigerm Weſen, die Felſen und Huͤgel
Aus der Wurzel, und fahren auf Wirbelwinden die Luft durch.
Kaum vermag die erſchuͤtterte Hoͤlle den tobenden Aufruhr
545Zu ertragen; als wenn Alcides [Spaltenumbruch] u), mit Siege gekroͤnet,
Von Oechalia kam, und ſein vergiftet Gewand itzt
Fuͤhlend, vor wuͤthendem Schmerz die hohen theſſaliſchen Tannen
[Spaltenumbruch]

Ausriß
Feldern des Virgils vor Augen, Aen.
VI.
642.
Pars in gramineis exercent mem-
bra palaeſtris,
Contendunt ludo, et fulvâ luctan-
tur arena:
Pars pedibus plaudunt choreas, et
carmina dicunt.

Einige uͤbten die Glieder in edlen
heroiſchen Spielen,
Rungen im Sand; oder fuͤhrten den
Tanz in harmoniſchen Kreiſen,
Oder verkuͤrzten die Stunden mit
hohen begeiſterten Liedern. N.
u) Thyer hat ſehr wohl angemerkt,
daß Milton in dieſem Gleichniſſe ſehr
unter ſeine gewoͤhnliche Hoheit herab-
ſinkt. Wie ſehr viel kleiner iſt das
Bild des Aleides, der die Theſſaliſchen
Tannen ausreißt, gegen die Engel,
die Berge und Huͤgel ausreißen; und
wie ſchwach und unwichtig endet ſich
die Anſpielung mit dem kleinen Um-
ſtande vom Lichas, der in die Euboi-
ſche See geſchleudert wird. N.
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[71/0087] Zweyter Geſang. Oder auf ihren Schwingen, hoch in der Luft; oder rennten Einen fliegenden Wettlauf, wie in den Olympiſchen Spielen, Oder auf Pythons Feldern; da andre die feurigen Roſſe Zaͤhmten; oder das Ziel mit den reißenden Raͤdern vermieden; Oder geſchloſſne Geſchwader formirten. Als wenn an dem Himmel Krieg erſcheint, und ſchimmernde Heere zur Schlacht in den Wolken Wider einander ziehn; von jedem Fluͤgel begeben Sich die luftigen Ritter hervor, und meſſen die Speere Gegen einander, bis ſich die dicken Schlachthaufen ſchließen. Die Gefilde des Himmels gluͤhn von den kriegriſchen Thaten Von dem Aufgang zum Niedergang hin. Mit typhoͤiſchem Wuͤthen Reißen andre, von grimmigerm Weſen, die Felſen und Huͤgel Aus der Wurzel, und fahren auf Wirbelwinden die Luft durch. Kaum vermag die erſchuͤtterte Hoͤlle den tobenden Aufruhr Zu ertragen; als wenn Alcides u), mit Siege gekroͤnet, Von Oechalia kam, und ſein vergiftet Gewand itzt Fuͤhlend, vor wuͤthendem Schmerz die hohen theſſaliſchen Tannen Ausriß t) u) Thyer hat ſehr wohl angemerkt, daß Milton in dieſem Gleichniſſe ſehr unter ſeine gewoͤhnliche Hoheit herab- ſinkt. Wie ſehr viel kleiner iſt das Bild des Aleides, der die Theſſaliſchen Tannen ausreißt, gegen die Engel, die Berge und Huͤgel ausreißen; und wie ſchwach und unwichtig endet ſich die Anſpielung mit dem kleinen Um- ſtande vom Lichas, der in die Euboi- ſche See geſchleudert wird. N. t) Feldern des Virgils vor Augen, Aen. VI. 642. Pars in gramineis exercent mem- bra palaeſtris, Contendunt ludo, et fulvâ luctan- tur arena: Pars pedibus plaudunt choreas, et carmina dicunt. Einige uͤbten die Glieder in edlen heroiſchen Spielen, Rungen im Sand; oder fuͤhrten den Tanz in harmoniſchen Kreiſen, Oder verkuͤrzten die Stunden mit hohen begeiſterten Liedern. N.

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/87>, abgerufen am 26.11.2024.