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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Zweyter Gesang.
Alle Vorsicht hat er hier nöthig; nicht mindere Vorsicht
420Fordert unsere Wahl; denn alles, und unsere letzte
Hoffnung beruhet auf dem, den wir zu senden beschließen.

Dieses gesagt, saß er nieder; und seinen Blick hielt Erwartung
Aufmerksam, und verlangend, ob jemand aufstehen würde,
Diesen gefährlichen Anschlag zu unterstützen, zu tadeln,
425Oder zu unternehmen. Doch alle saßen verstummet [Spaltenumbruch] p);
Jeder erwog die Gefahr in tiefen Gedanken, und jeder
Las sein eigenes Schrecken bestürzt in des andern Geberden.
Keiner unter dem Ausbund und unter der Blüthe der Krieger,
Die den Himmel bekämpft, ward itzo gefunden, der muthig
430Sich erboten, allein die schreckliche Reise zu wagen.
Bis ihr Oberhaupt, Satan, den schimmernde Herrlichkeit itzo
Ueber seine Gefährten erhob, mit monarchischem Stolze,
Seines hohen Werths sich bewust, gelassen so sagte:
O! ihr Söhne des Himmels, und empyreische Thronen!
435Billig hat ein tiefes Schweigen, und ernstes Bedenken
Uns ergriffen, jedoch nicht niedergeschlagen. Der Weg ist
Lang und beschwerlich, welcher zum Licht aus der Hölle hinaufführt; q)
Unser
p) Homer braucht oft gleiche
Ausdrücke, wenn eine Sache von
Wichtigkeit vorgetragen wird; als et-
wan einen Kundschafter in das Tro-
janische Lager zu senden, oder jeman-
[Spaltenumbruch] den zu einem Zweykampf mit dem
Hektor abzuschicken. Siehe II. VII,
92. N.
q) Er hat den Virgil in Gedanken
Aen. VI, 128.
Sed
J

Zweyter Geſang.
Alle Vorſicht hat er hier noͤthig; nicht mindere Vorſicht
420Fordert unſere Wahl; denn alles, und unſere letzte
Hoffnung beruhet auf dem, den wir zu ſenden beſchließen.

Dieſes geſagt, ſaß er nieder; und ſeinen Blick hielt Erwartung
Aufmerkſam, und verlangend, ob jemand aufſtehen wuͤrde,
Dieſen gefaͤhrlichen Anſchlag zu unterſtuͤtzen, zu tadeln,
425Oder zu unternehmen. Doch alle ſaßen verſtummet [Spaltenumbruch] p);
Jeder erwog die Gefahr in tiefen Gedanken, und jeder
Las ſein eigenes Schrecken beſtuͤrzt in des andern Geberden.
Keiner unter dem Ausbund und unter der Bluͤthe der Krieger,
Die den Himmel bekaͤmpft, ward itzo gefunden, der muthig
430Sich erboten, allein die ſchreckliche Reiſe zu wagen.
Bis ihr Oberhaupt, Satan, den ſchimmernde Herrlichkeit itzo
Ueber ſeine Gefaͤhrten erhob, mit monarchiſchem Stolze,
Seines hohen Werths ſich bewuſt, gelaſſen ſo ſagte:
O! ihr Soͤhne des Himmels, und empyreiſche Thronen!
435Billig hat ein tiefes Schweigen, und ernſtes Bedenken
Uns ergriffen, jedoch nicht niedergeſchlagen. Der Weg iſt
Lang und beſchwerlich, welcher zum Licht aus der Hoͤlle hinauffuͤhrt; q)
Unſer
p) Homer braucht oft gleiche
Ausdruͤcke, wenn eine Sache von
Wichtigkeit vorgetragen wird; als et-
wan einen Kundſchafter in das Tro-
janiſche Lager zu ſenden, oder jeman-
[Spaltenumbruch] den zu einem Zweykampf mit dem
Hektor abzuſchicken. Siehe II. VII,
92. N.
q) Er hat den Virgil in Gedanken
Aen. VI, 128.
Sed
J
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[65/0081] Zweyter Geſang. Alle Vorſicht hat er hier noͤthig; nicht mindere Vorſicht Fordert unſere Wahl; denn alles, und unſere letzte Hoffnung beruhet auf dem, den wir zu ſenden beſchließen. Dieſes geſagt, ſaß er nieder; und ſeinen Blick hielt Erwartung Aufmerkſam, und verlangend, ob jemand aufſtehen wuͤrde, Dieſen gefaͤhrlichen Anſchlag zu unterſtuͤtzen, zu tadeln, Oder zu unternehmen. Doch alle ſaßen verſtummet p); Jeder erwog die Gefahr in tiefen Gedanken, und jeder Las ſein eigenes Schrecken beſtuͤrzt in des andern Geberden. Keiner unter dem Ausbund und unter der Bluͤthe der Krieger, Die den Himmel bekaͤmpft, ward itzo gefunden, der muthig Sich erboten, allein die ſchreckliche Reiſe zu wagen. Bis ihr Oberhaupt, Satan, den ſchimmernde Herrlichkeit itzo Ueber ſeine Gefaͤhrten erhob, mit monarchiſchem Stolze, Seines hohen Werths ſich bewuſt, gelaſſen ſo ſagte: O! ihr Soͤhne des Himmels, und empyreiſche Thronen! Billig hat ein tiefes Schweigen, und ernſtes Bedenken Uns ergriffen, jedoch nicht niedergeſchlagen. Der Weg iſt Lang und beſchwerlich, welcher zum Licht aus der Hoͤlle hinauffuͤhrt; q) Unſer p) Homer braucht oft gleiche Ausdruͤcke, wenn eine Sache von Wichtigkeit vorgetragen wird; als et- wan einen Kundſchafter in das Tro- janiſche Lager zu ſenden, oder jeman- den zu einem Zweykampf mit dem Hektor abzuſchicken. Siehe II. VII, 92. N. q) Er hat den Virgil in Gedanken Aen. VI, 128. Sed J

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/81>, abgerufen am 25.11.2024.