Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Sechster Gesang. So wie sie giengen mit Palmen beschattet, Triumphgesänge.Jeder glänzende Orden sang ihm, dem siegenden König, Jhm dem Sohn, dem Erben und Herrn, dem die Herrschaft gegeben, Weil er zu herrschen der mächtigste war. Jn hohem Triumphe 845Fuhr er durch die Himmel, und durch die Vorhöfe Gottes Jn den Tempel des mächtigen Vaters, der hoch auf dem Thron sitzt. Dieser nahm ihn aufs neu in seiner Herrlichkeit Schooß auf, Wo er nunmehr in Seeligkeit sitzt zu der Rechten des Vaters. Also hab ich dir, Erster der Menschen, nach deinem Verlangen, 850Da ich himmlische Dinge nach irdischen Dingen gemessen, Um dich durch das Vergangne vor gleichem Unfall zu warnen, Vieles, was sonst dem Menschengeschlechte verborgen geblieben, Offenbaret; die scheußliche Zwietracht, den Krieg in dem Himmel Zwischen den englischen Mächten, den Fall der Rebellen, die thöricht 855Nach der Gottheit gestrebt, und sich mit Satan empöret, Welcher itzt mit vergälltem Auge dein Glück dir beneidet, Und mit sich rathschlagt, wie er auch dich vom Gehorsam verführe, Daß du, deines Glückes beraubt, sein ewiges Elend Theilen möchtest mit ihm; dies wär' ihm die herrlichste Rache; 860Dich dereinst zum Gefährten in seiner Verdammniß zu haben, Und dem Allmächtgen so Hohn zu sprechen. Doch horche du nie- mals Sei- L l
Sechſter Geſang. So wie ſie giengen mit Palmen beſchattet, Triumphgeſaͤnge.Jeder glaͤnzende Orden ſang ihm, dem ſiegenden Koͤnig, Jhm dem Sohn, dem Erben und Herrn, dem die Herrſchaft gegeben, Weil er zu herrſchen der maͤchtigſte war. Jn hohem Triumphe 845Fuhr er durch die Himmel, und durch die Vorhoͤfe Gottes Jn den Tempel des maͤchtigen Vaters, der hoch auf dem Thron ſitzt. Dieſer nahm ihn aufs neu in ſeiner Herrlichkeit Schooß auf, Wo er nunmehr in Seeligkeit ſitzt zu der Rechten des Vaters. Alſo hab ich dir, Erſter der Menſchen, nach deinem Verlangen, 850Da ich himmliſche Dinge nach irdiſchen Dingen gemeſſen, Um dich durch das Vergangne vor gleichem Unfall zu warnen, Vieles, was ſonſt dem Menſchengeſchlechte verborgen geblieben, Offenbaret; die ſcheußliche Zwietracht, den Krieg in dem Himmel Zwiſchen den engliſchen Maͤchten, den Fall der Rebellen, die thoͤricht 855Nach der Gottheit geſtrebt, und ſich mit Satan empoͤret, Welcher itzt mit vergaͤlltem Auge dein Gluͤck dir beneidet, Und mit ſich rathſchlagt, wie er auch dich vom Gehorſam verfuͤhre, Daß du, deines Gluͤckes beraubt, ſein ewiges Elend Theilen moͤchteſt mit ihm; dies waͤr’ ihm die herrlichſte Rache; 860Dich dereinſt zum Gefaͤhrten in ſeiner Verdammniß zu haben, Und dem Allmaͤchtgen ſo Hohn zu ſprechen. Doch horche du nie- mals Sei- L l
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Sechſter Geſang.
So wie ſie giengen mit Palmen beſchattet, Triumphgeſaͤnge.
Jeder glaͤnzende Orden ſang ihm, dem ſiegenden Koͤnig,
Jhm dem Sohn, dem Erben und Herrn, dem die Herrſchaft
gegeben,
Weil er zu herrſchen der maͤchtigſte war. Jn hohem Triumphe
Fuhr er durch die Himmel, und durch die Vorhoͤfe Gottes
Jn den Tempel des maͤchtigen Vaters, der hoch auf dem Thron ſitzt.
Dieſer nahm ihn aufs neu in ſeiner Herrlichkeit Schooß auf,
Wo er nunmehr in Seeligkeit ſitzt zu der Rechten des Vaters.
Alſo hab ich dir, Erſter der Menſchen, nach deinem Verlangen,
Da ich himmliſche Dinge nach irdiſchen Dingen gemeſſen,
Um dich durch das Vergangne vor gleichem Unfall zu warnen,
Vieles, was ſonſt dem Menſchengeſchlechte verborgen geblieben,
Offenbaret; die ſcheußliche Zwietracht, den Krieg in dem Himmel
Zwiſchen den engliſchen Maͤchten, den Fall der Rebellen, die thoͤricht
Nach der Gottheit geſtrebt, und ſich mit Satan empoͤret,
Welcher itzt mit vergaͤlltem Auge dein Gluͤck dir beneidet,
Und mit ſich rathſchlagt, wie er auch dich vom Gehorſam verfuͤhre,
Daß du, deines Gluͤckes beraubt, ſein ewiges Elend
Theilen moͤchteſt mit ihm; dies waͤr’ ihm die herrlichſte Rache;
Dich dereinſt zum Gefaͤhrten in ſeiner Verdammniß zu haben,
Und dem Allmaͤchtgen ſo Hohn zu ſprechen. Doch horche du nie-
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