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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Sechster Gesang.
Weggegangen; und sollst mit Gewalt die Rebellen bezwingen,
Die die Vernunst zum Gesetz, und den Messias zum König
40Anzunehmen sich weigern; ihn, der durch das Recht der Verdienste
Würdig des Throns sich gemacht. -- Geh, Fürst der himmlischen Schaaren
Michael [Spaltenumbruch] c), du auch der nächste nach ihm an kriegrischem Muthe,
Gabriel, eilet, und stellt euch vor meine gewaffneten Heilgen,
Meine unüberwindlichen Söhne! Geht, führt sie ins Schlachtfeld,
45Führt sie bey Tausenden an, bey Millionen; an Zahl gleich
Jenen rebellischen gottlosen Haufen. Mit Feuer und Schwerdte
Fallet sie an voll Muth; verfolgt sie zum Rande des Himmels;
Treibt sie von Gott und der Seeligkeit aus zu dem Orte der Qualen,
Tief in des Tartarus Schlund, der schon sein feuriges Chaos
50Jhnen entgegen weit aufgesperrt, um ihren Fall zu empfangen.

Also sprach die allmächtige Stimme, und Wolken verhüllten [Spaltenumbruch] d)
Rundum den Berg, und Dampf stieg auf in düsteren Kreisen,
Und wild streitende Flammen; die Zeichen erwachenden Zornes.
Eben so furchtbar erklangen die lauten ätherschen Trommeten
Von
c) Da diese Schlacht der Engel
hauptsächlich auf Offenb. Joh. XII.
7. 8. gegründet ist: Und es erhub
sich ein Streit im Himmel, Mi-
chael und seine Engel stritten mit
dem Drachen, und der Drache
stritte und seine Engel, und sie-
geten nicht, auch ward ihre Stät-
te nicht mehr funden im Himmel:

so wird Michael mit Recht von dem
Poeten zum Heerführer der Engel ge-
macht. N.
d) Nach 2 Buch Mos. XIX. 16.
Als nun der dritte Tag kam, und
Morgen war, da erhub sich ein
Donnern und Blitzen, und eine
dicke Wolke auf dem Berge, und
ein Ton einer sehr starken Po-
saune -- Der ganze Berg aber
Sinai rauchte, darum daß der
Herr herabfuhr mit Feuer etc.

R.
F f 3

Sechſter Geſang.
Weggegangen; und ſollſt mit Gewalt die Rebellen bezwingen,
Die die Vernunſt zum Geſetz, und den Meſſias zum Koͤnig
40Anzunehmen ſich weigern; ihn, der durch das Recht der Verdienſte
Wuͤrdig des Throns ſich gemacht. — Geh, Fuͤrſt der him̃liſchen Schaaren
Michael [Spaltenumbruch] c), du auch der naͤchſte nach ihm an kriegriſchem Muthe,
Gabriel, eilet, und ſtellt euch vor meine gewaffneten Heilgen,
Meine unuͤberwindlichen Soͤhne! Geht, fuͤhrt ſie ins Schlachtfeld,
45Fuͤhrt ſie bey Tauſenden an, bey Millionen; an Zahl gleich
Jenen rebelliſchen gottloſen Haufen. Mit Feuer und Schwerdte
Fallet ſie an voll Muth; verfolgt ſie zum Rande des Himmels;
Treibt ſie von Gott und der Seeligkeit aus zu dem Orte der Qualen,
Tief in des Tartarus Schlund, der ſchon ſein feuriges Chaos
50Jhnen entgegen weit aufgeſperrt, um ihren Fall zu empfangen.

Alſo ſprach die allmaͤchtige Stimme, und Wolken verhuͤllten [Spaltenumbruch] d)
Rundum den Berg, und Dampf ſtieg auf in duͤſteren Kreiſen,
Und wild ſtreitende Flammen; die Zeichen erwachenden Zornes.
Eben ſo furchtbar erklangen die lauten aͤtherſchen Trommeten
Von
c) Da dieſe Schlacht der Engel
hauptſaͤchlich auf Offenb. Joh. XII.
7. 8. gegruͤndet iſt: Und es erhub
ſich ein Streit im Himmel, Mi-
chael und ſeine Engel ſtritten mit
dem Drachen, und der Drache
ſtritte und ſeine Engel, und ſie-
geten nicht, auch ward ihre Stät-
te nicht mehr funden im Himmel:

ſo wird Michael mit Recht von dem
Poeten zum Heerfuͤhrer der Engel ge-
macht. N.
d) Nach 2 Buch Moſ. XIX. 16.
Als nun der dritte Tag kam, und
Morgen war, da erhub ſich ein
Donnern und Blitzen, und eine
dicke Wolke auf dem Berge, und
ein Ton einer ſehr ſtarken Po-
ſaune — Der ganze Berg aber
Sinai rauchte, darum daß der
Herr herabfuhr mit Feuer ꝛc.

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[229/0253] Sechſter Geſang. Weggegangen; und ſollſt mit Gewalt die Rebellen bezwingen, Die die Vernunſt zum Geſetz, und den Meſſias zum Koͤnig Anzunehmen ſich weigern; ihn, der durch das Recht der Verdienſte Wuͤrdig des Throns ſich gemacht. — Geh, Fuͤrſt der him̃liſchen Schaaren Michael c), du auch der naͤchſte nach ihm an kriegriſchem Muthe, Gabriel, eilet, und ſtellt euch vor meine gewaffneten Heilgen, Meine unuͤberwindlichen Soͤhne! Geht, fuͤhrt ſie ins Schlachtfeld, Fuͤhrt ſie bey Tauſenden an, bey Millionen; an Zahl gleich Jenen rebelliſchen gottloſen Haufen. Mit Feuer und Schwerdte Fallet ſie an voll Muth; verfolgt ſie zum Rande des Himmels; Treibt ſie von Gott und der Seeligkeit aus zu dem Orte der Qualen, Tief in des Tartarus Schlund, der ſchon ſein feuriges Chaos Jhnen entgegen weit aufgeſperrt, um ihren Fall zu empfangen. Alſo ſprach die allmaͤchtige Stimme, und Wolken verhuͤllten d) Rundum den Berg, und Dampf ſtieg auf in duͤſteren Kreiſen, Und wild ſtreitende Flammen; die Zeichen erwachenden Zornes. Eben ſo furchtbar erklangen die lauten aͤtherſchen Trommeten Von c) Da dieſe Schlacht der Engel hauptſaͤchlich auf Offenb. Joh. XII. 7. 8. gegruͤndet iſt: Und es erhub ſich ein Streit im Himmel, Mi- chael und ſeine Engel ſtritten mit dem Drachen, und der Drache ſtritte und ſeine Engel, und ſie- geten nicht, auch ward ihre Stät- te nicht mehr funden im Himmel: ſo wird Michael mit Recht von dem Poeten zum Heerfuͤhrer der Engel ge- macht. N. d) Nach 2 Buch Moſ. XIX. 16. Als nun der dritte Tag kam, und Morgen war, da erhub ſich ein Donnern und Blitzen, und eine dicke Wolke auf dem Berge, und ein Ton einer ſehr ſtarken Po- ſaune — Der ganze Berg aber Sinai rauchte, darum daß der Herr herabfuhr mit Feuer ꝛc. R. F f 3

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/253>, abgerufen am 23.11.2024.