Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Vierter Gesang. 905Und hast nie das Uebel geprüft? Wie? führst du den WillenDessen mir an, der uns Grenzen gesetzt? So laß ihn denn fester Seine eisernen Thore verriegeln, wofern er verlanget, Daß wir in diesem finstern Gefängniß aushalten sollen. Was sie sonst sagten, ist wahr; sie fanden mich dorten, doch dieses 910Schließt nicht Gewaltthätigkeit, noch auch Beleidigung in sich. Also Satan verächtlich. Der kriegrische Engel versetzte Jhm halblächelnd mit Spott: O was verliert nicht der Himmel, Seitdem Satan gefallen, an einem, welcher von Weisheit Urtheilen konnte, -- Satan, den seine Thorheit gestürzet, 915Und der nun seinem Kerker entronnen, zurück kömmt, die Frage Ernsthaft aufzuwerfen, ob man für weis, oder thöricht, Diese zu halten habe, die fragen, welch eine Kühnheit Ohn' Erlaubniß hieher ihn gebracht, aus den Gränzen der Hölle Die man ihm vorgeschrieben; so weise scheint's ihm, den Schmerzen, 920Auf was Art es auch sey, zu entkommen, und seiner Strafe Zu entfliehn. Urtheile du immer, Vermessener, also, Bis die Rache, der deine Flucht entgegen sich stürzet, Siebenmal schneller auf ihr dich ereilt, und zur untersten Hölle Diese Weisheit zurückpeitscht, die dich nicht besser gelehrt hat, 925Daß kein Elend dem Zorn des Unendlichen zu vergleichen. Aber warum du allein? und warum hat die sämmtliche Hölle Sich nicht losgebrochen mit dir? Und sind denn die Schmerzen Weniger Schmerzen für sie, und brauchen sie etwan so sehr nicht, Als
Vierter Geſang. 905Und haſt nie das Uebel gepruͤft? Wie? fuͤhrſt du den WillenDeſſen mir an, der uns Grenzen geſetzt? So laß ihn denn feſter Seine eiſernen Thore verriegeln, wofern er verlanget, Daß wir in dieſem finſtern Gefaͤngniß aushalten ſollen. Was ſie ſonſt ſagten, iſt wahr; ſie fanden mich dorten, doch dieſes 910Schließt nicht Gewaltthaͤtigkeit, noch auch Beleidigung in ſich. Alſo Satan veraͤchtlich. Der kriegriſche Engel verſetzte Jhm halblaͤchelnd mit Spott: O was verliert nicht der Himmel, Seitdem Satan gefallen, an einem, welcher von Weisheit Urtheilen konnte, — Satan, den ſeine Thorheit geſtuͤrzet, 915Und der nun ſeinem Kerker entronnen, zuruͤck koͤmmt, die Frage Ernſthaft aufzuwerfen, ob man fuͤr weiſ, oder thoͤricht, Dieſe zu halten habe, die fragen, welch eine Kuͤhnheit Ohn’ Erlaubniß hieher ihn gebracht, aus den Graͤnzen der Hoͤlle Die man ihm vorgeſchrieben; ſo weiſe ſcheint’s ihm, den Schmerzen, 920Auf was Art es auch ſey, zu entkommen, und ſeiner Strafe Zu entfliehn. Urtheile du immer, Vermeſſener, alſo, Bis die Rache, der deine Flucht entgegen ſich ſtuͤrzet, Siebenmal ſchneller auf ihr dich ereilt, und zur unterſten Hoͤlle Dieſe Weisheit zuruͤckpeitſcht, die dich nicht beſſer gelehrt hat, 925Daß kein Elend dem Zorn des Unendlichen zu vergleichen. Aber warum du allein? und warum hat die ſaͤmmtliche Hoͤlle Sich nicht losgebrochen mit dir? Und ſind denn die Schmerzen Weniger Schmerzen fuͤr ſie, und brauchen ſie etwan ſo ſehr nicht, Als
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Vierter Geſang.
Und haſt nie das Uebel gepruͤft? Wie? fuͤhrſt du den Willen
Deſſen mir an, der uns Grenzen geſetzt? So laß ihn denn feſter
Seine eiſernen Thore verriegeln, wofern er verlanget,
Daß wir in dieſem finſtern Gefaͤngniß aushalten ſollen.
Was ſie ſonſt ſagten, iſt wahr; ſie fanden mich dorten, doch dieſes
Schließt nicht Gewaltthaͤtigkeit, noch auch Beleidigung in ſich.
Alſo Satan veraͤchtlich. Der kriegriſche Engel verſetzte
Jhm halblaͤchelnd mit Spott: O was verliert nicht der Himmel,
Seitdem Satan gefallen, an einem, welcher von Weisheit
Urtheilen konnte, — Satan, den ſeine Thorheit geſtuͤrzet,
Und der nun ſeinem Kerker entronnen, zuruͤck koͤmmt, die Frage
Ernſthaft aufzuwerfen, ob man fuͤr weiſ, oder thoͤricht,
Dieſe zu halten habe, die fragen, welch eine Kuͤhnheit
Ohn’ Erlaubniß hieher ihn gebracht, aus den Graͤnzen der Hoͤlle
Die man ihm vorgeſchrieben; ſo weiſe ſcheint’s ihm, den Schmerzen,
Auf was Art es auch ſey, zu entkommen, und ſeiner Strafe
Zu entfliehn. Urtheile du immer, Vermeſſener, alſo,
Bis die Rache, der deine Flucht entgegen ſich ſtuͤrzet,
Siebenmal ſchneller auf ihr dich ereilt, und zur unterſten Hoͤlle
Dieſe Weisheit zuruͤckpeitſcht, die dich nicht beſſer gelehrt hat,
Daß kein Elend dem Zorn des Unendlichen zu vergleichen.
Aber warum du allein? und warum hat die ſaͤmmtliche Hoͤlle
Sich nicht losgebrochen mit dir? Und ſind denn die Schmerzen
Weniger Schmerzen fuͤr ſie, und brauchen ſie etwan ſo ſehr nicht,
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