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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Vierter Gesang.
Die zerstreut, unscheinbar, unsauber liegen, verlangen
Unsre Hülfe, wofern wir gemächlich einhertreten wollen.
Wie die Natur will, gebeut indessen die Nacht uns zu ruhen.

Eva, mit siegender Schönheit geziert, antwortet ihm also:
635Adam, mein Ursprung, und Führer, was du mir befiehlst, dem gehorch ich
Ohne Widerspruch; so will es Gott; Gott ist dein Gesetze
Mein Gesetze bist du. Nicht mehr zu wissen, als dieses,
Jst die glücklichste Weisheit, das wahre Lob, eines Weibes.
Jn dem Umgang mit dir vergeß ich den Wechsel der Zeiten,
640Jede Tagszeit gefällt mir, mit aller ihrer Verändrung.
Lieblich ist der Athem des Morgens, und lieblich sein Anbruch,
Von dem zauberischen Liede der frühesten Vögel begleitet:
Lieblich die Sonne, wenn sie zuerst die östlichen Stralen
Ueber dies reizende Land verstreut; auf Kräuter, und Bäume,
645Blumen, und Früchte, die blitzen von Thau; und lieblich die Düfte
Die von der fruchtbaren Erde nach sanften Regen heraufziehn;
Lieblich ist auch die Ankunft des milden holdseeligen Abends;
Und dann die stille Nacht, mit diesem ihr heiligem Vogel,
Und mit diesem sanftleuchtendem Mond; mit diesen des Himmels
650Stralenden Edelgesteinen, und ihrem Sternengefolge.
Aber weder der Athem des Morgens, in dem er heraufsteigt,
Von dem zauberischen Liede der frühesten Vögel begleitet;
Noch auch die Sonne, wenn sie zuerst die östlichen Stralen
Ueber dies reizende Land verstreut, auf Kräuter, und Bäume,
655Blumen, und Früchte, die blitzen von Thau; noch Düfte nach sanftem
Regen,
X 2

Vierter Geſang.
Die zerſtreut, unſcheinbar, unſauber liegen, verlangen
Unſre Huͤlfe, wofern wir gemaͤchlich einhertreten wollen.
Wie die Natur will, gebeut indeſſen die Nacht uns zu ruhen.

Eva, mit ſiegender Schoͤnheit geziert, antwortet ihm alſo:
635Adam, mein Urſprung, und Fuͤhrer, was du mir befiehlſt, dem gehorch ich
Ohne Widerſpruch; ſo will es Gott; Gott iſt dein Geſetze
Mein Geſetze biſt du. Nicht mehr zu wiſſen, als dieſes,
Jſt die gluͤcklichſte Weisheit, das wahre Lob, eines Weibes.
Jn dem Umgang mit dir vergeß ich den Wechſel der Zeiten,
640Jede Tagszeit gefaͤllt mir, mit aller ihrer Veraͤndrung.
Lieblich iſt der Athem des Morgens, und lieblich ſein Anbruch,
Von dem zauberiſchen Liede der fruͤheſten Voͤgel begleitet:
Lieblich die Sonne, wenn ſie zuerſt die oͤſtlichen Stralen
Ueber dies reizende Land verſtreut; auf Kraͤuter, und Baͤume,
645Blumen, und Fruͤchte, die blitzen von Thau; und lieblich die Duͤfte
Die von der fruchtbaren Erde nach ſanften Regen heraufziehn;
Lieblich iſt auch die Ankunft des milden holdſeeligen Abends;
Und dann die ſtille Nacht, mit dieſem ihr heiligem Vogel,
Und mit dieſem ſanftleuchtendem Mond; mit dieſen des Himmels
650Stralenden Edelgeſteinen, und ihrem Sternengefolge.
Aber weder der Athem des Morgens, in dem er heraufſteigt,
Von dem zauberiſchen Liede der fruͤheſten Voͤgel begleitet;
Noch auch die Sonne, wenn ſie zuerſt die oͤſtlichen Stralen
Ueber dies reizende Land verſtreut, auf Kraͤuter, und Baͤume,
655Blumen, und Fruͤchte, die blitzen von Thau; noch Duͤfte nach ſanftem
Regen,
X 2
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[163/0183] Vierter Geſang. Die zerſtreut, unſcheinbar, unſauber liegen, verlangen Unſre Huͤlfe, wofern wir gemaͤchlich einhertreten wollen. Wie die Natur will, gebeut indeſſen die Nacht uns zu ruhen. Eva, mit ſiegender Schoͤnheit geziert, antwortet ihm alſo: Adam, mein Urſprung, und Fuͤhrer, was du mir befiehlſt, dem gehorch ich Ohne Widerſpruch; ſo will es Gott; Gott iſt dein Geſetze Mein Geſetze biſt du. Nicht mehr zu wiſſen, als dieſes, Jſt die gluͤcklichſte Weisheit, das wahre Lob, eines Weibes. Jn dem Umgang mit dir vergeß ich den Wechſel der Zeiten, Jede Tagszeit gefaͤllt mir, mit aller ihrer Veraͤndrung. Lieblich iſt der Athem des Morgens, und lieblich ſein Anbruch, Von dem zauberiſchen Liede der fruͤheſten Voͤgel begleitet: Lieblich die Sonne, wenn ſie zuerſt die oͤſtlichen Stralen Ueber dies reizende Land verſtreut; auf Kraͤuter, und Baͤume, Blumen, und Fruͤchte, die blitzen von Thau; und lieblich die Duͤfte Die von der fruchtbaren Erde nach ſanften Regen heraufziehn; Lieblich iſt auch die Ankunft des milden holdſeeligen Abends; Und dann die ſtille Nacht, mit dieſem ihr heiligem Vogel, Und mit dieſem ſanftleuchtendem Mond; mit dieſen des Himmels Stralenden Edelgeſteinen, und ihrem Sternengefolge. Aber weder der Athem des Morgens, in dem er heraufſteigt, Von dem zauberiſchen Liede der fruͤheſten Voͤgel begleitet; Noch auch die Sonne, wenn ſie zuerſt die oͤſtlichen Stralen Ueber dies reizende Land verſtreut, auf Kraͤuter, und Baͤume, Blumen, und Fruͤchte, die blitzen von Thau; noch Duͤfte nach ſanftem Regen, X 2

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/183>, abgerufen am 21.11.2024.