Wir sind es unserm berühmten Bodmer schuldig, daß wir das verlohrne Paradies in unsrer Sprache kennen lernen. Die- ser große Kunstrichter hat indeß selbst gewünscht, daß es jemand in Verse übersetzen möchte, weil ein Dichter von dieser Art in einer prosaischen Uebersetzung zu viel verliert. Jch lege der Welt eine solche Uebersetzung vor, und erwarte ihr Urtheil, ohne weiter et- was von meiner Arbeit zu sagen.
Es sollen noch zwey Theile nachfolgen. Der zweyte wird die sechs übrigen Gesänge, und der dritte Miltons Leben, nebst einigen kritischen Schriften über sein Gedicht, enthalten.
Meine eignen Anmerkungen sind mit einem Z bezeichnet. Aus der Newtonischen Ausgabe habe ich vorzüglich diejenigen gewählt, die ungeübtern Lesern Miltons Schönheiten verständ- licher machen konnten. Da wir leider von den Alten noch gar keine Uebersetzungen haben, so sah ich mich genöthigt, die Stellen aus dem Homer, Virgil etc. selbst zu übersetzen. Wie oft habe ich bey dieser Gelegenheit unsre Nachbarn wegen ihrer vortrefflichen Ue- bersetzungen der Alten beneidet, und gewünscht, daß wir, die wir so gern nachahmen, es doch auch hierinn thun möchten. Braun- schweig, den 6ten May 1760.
Friedrich Wilhelm Zachariä.
Das
Vorbericht.
Wir ſind es unſerm beruͤhmten Bodmer ſchuldig, daß wir das verlohrne Paradies in unſrer Sprache kennen lernen. Die- ſer große Kunſtrichter hat indeß ſelbſt gewuͤnſcht, daß es jemand in Verſe uͤberſetzen moͤchte, weil ein Dichter von dieſer Art in einer proſaiſchen Ueberſetzung zu viel verliert. Jch lege der Welt eine ſolche Ueberſetzung vor, und erwarte ihr Urtheil, ohne weiter et- was von meiner Arbeit zu ſagen.
Es ſollen noch zwey Theile nachfolgen. Der zweyte wird die ſechs uͤbrigen Geſaͤnge, und der dritte Miltons Leben, nebſt einigen kritiſchen Schriften uͤber ſein Gedicht, enthalten.
Meine eignen Anmerkungen ſind mit einem Z bezeichnet. Aus der Newtoniſchen Ausgabe habe ich vorzuͤglich diejenigen gewaͤhlt, die ungeuͤbtern Leſern Miltons Schoͤnheiten verſtaͤnd- licher machen konnten. Da wir leider von den Alten noch gar keine Ueberſetzungen haben, ſo ſah ich mich genoͤthigt, die Stellen aus dem Homer, Virgil ꝛc. ſelbſt zu uͤberſetzen. Wie oft habe ich bey dieſer Gelegenheit unſre Nachbarn wegen ihrer vortrefflichen Ue- berſetzungen der Alten beneidet, und gewuͤnſcht, daß wir, die wir ſo gern nachahmen, es doch auch hierinn thun moͤchten. Braun- ſchweig, den 6ten May 1760.
Friedrich Wilhelm Zachariaͤ.
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[0012]
Vorbericht.
Wir ſind es unſerm beruͤhmten Bodmer ſchuldig, daß wir
das verlohrne Paradies in unſrer Sprache kennen lernen. Die-
ſer große Kunſtrichter hat indeß ſelbſt gewuͤnſcht, daß es jemand in
Verſe uͤberſetzen moͤchte, weil ein Dichter von dieſer Art in einer
proſaiſchen Ueberſetzung zu viel verliert. Jch lege der Welt eine
ſolche Ueberſetzung vor, und erwarte ihr Urtheil, ohne weiter et-
was von meiner Arbeit zu ſagen.
Es ſollen noch zwey Theile nachfolgen. Der zweyte wird die
ſechs uͤbrigen Geſaͤnge, und der dritte Miltons Leben, nebſt einigen
kritiſchen Schriften uͤber ſein Gedicht, enthalten.
Meine eignen Anmerkungen ſind mit einem Z bezeichnet.
Aus der Newtoniſchen Ausgabe habe ich vorzuͤglich diejenigen
gewaͤhlt, die ungeuͤbtern Leſern Miltons Schoͤnheiten verſtaͤnd-
licher machen konnten. Da wir leider von den Alten noch gar keine
Ueberſetzungen haben, ſo ſah ich mich genoͤthigt, die Stellen aus
dem Homer, Virgil ꝛc. ſelbſt zu uͤberſetzen. Wie oft habe ich bey
dieſer Gelegenheit unſre Nachbarn wegen ihrer vortrefflichen Ue-
berſetzungen der Alten beneidet, und gewuͤnſcht, daß wir, die wir
ſo gern nachahmen, es doch auch hierinn thun moͤchten. Braun-
ſchweig, den 6ten May 1760.
Friedrich Wilhelm Zachariaͤ.
Das
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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/12>, abgerufen am 18.07.2024.
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