Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. Mächtig und unumschränkt alles. Vor diesem schrecklichen Abgrund,(Wo die Natur im Mutterleibe gelegen, vielleicht auch 895Einst ihr Grab) nicht See, und nicht Ufer, nicht Luft, und nicht Feuer, Obgleich dies alles allhier im ersten ursprünglichen Stoffe Untereinander verwirrt und vermischt ist; und untereinander Ewig streitet (wofern nicht vielleicht der allmächtige Schöpfer, Mehrere Welten zu schaffen, als seinen verborgenen Grundzeug 900Sie in Ordnung bringet,) vor diesem schrecklichen Abgrund Stand der behutsame Teufel am höllischen Ufer, und schaute Eine Weile hinab, die Reis' erwegend; (er hatte Keinen geringen Sund zu durchkreuzen) auch stürmte nicht minder Lautes Getöß in sein Ohr, als wenn im Donner des Krieges, 905(Große Dinge mit kleinen [Spaltenumbruch] s) zu messen) Bellona wildstürmend Einer Hauptstadt sich naht, und ihre Maschinen errichtet, Sie zu schleifen; oder wenn itzt das Gebäude des Himmels, Jn einander stürzend, und wüthend die Elemente Aus den festen Angeln die Erde fortreißen wollten. 910Und nun spreitet er endlich die seegelbreiten Gefieder Aus zum Flug, und stößt sich empor im aufsteigenden Rauche, Und eilt manche Meil' in dem Wolkensessel verwegen Aufwärts. Aber gar bald entweicht der Sitz ihm, und läßt ihn Jn s) Ein Ausdruck im Virgil Ecl. I. 24.
parvis componere magna. Und was für einen Begriff macht uns dies nicht von dem Getöße des Chaos, da die [Spaltenumbruch] Belagerung einer Hauptstadt, ja selbst Himmel und Erde, wenn sie in einan- der stürzten, nur ein kleines Geräusch dagegen machen würden. N. Das verlohrne Paradies. Maͤchtig und unumſchraͤnkt alles. Vor dieſem ſchrecklichen Abgrund,(Wo die Natur im Mutterleibe gelegen, vielleicht auch 895Einſt ihr Grab) nicht See, und nicht Ufer, nicht Luft, und nicht Feuer, Obgleich dies alles allhier im erſten urſpruͤnglichen Stoffe Untereinander verwirrt und vermiſcht iſt; und untereinander Ewig ſtreitet (wofern nicht vielleicht der allmaͤchtige Schoͤpfer, Mehrere Welten zu ſchaffen, als ſeinen verborgenen Grundzeug 900Sie in Ordnung bringet,) vor dieſem ſchrecklichen Abgrund Stand der behutſame Teufel am hoͤlliſchen Ufer, und ſchaute Eine Weile hinab, die Reiſ’ erwegend; (er hatte Keinen geringen Sund zu durchkreuzen) auch ſtuͤrmte nicht minder Lautes Getoͤß in ſein Ohr, als wenn im Donner des Krieges, 905(Große Dinge mit kleinen [Spaltenumbruch] s) zu meſſen) Bellona wildſtuͤrmend Einer Hauptſtadt ſich naht, und ihre Maſchinen errichtet, Sie zu ſchleifen; oder wenn itzt das Gebaͤude des Himmels, Jn einander ſtuͤrzend, und wuͤthend die Elemente Aus den feſten Angeln die Erde fortreißen wollten. 910Und nun ſpreitet er endlich die ſeegelbreiten Gefieder Aus zum Flug, und ſtoͤßt ſich empor im aufſteigenden Rauche, Und eilt manche Meil’ in dem Wolkenſeſſel verwegen Aufwaͤrts. Aber gar bald entweicht der Sitz ihm, und laͤßt ihn Jn s) Ein Ausdruck im Virgil Ecl. I. 24.
parvis componere magna. Und was fuͤr einen Begriff macht uns dies nicht von dem Getoͤße des Chaos, da die [Spaltenumbruch] Belagerung einer Hauptſtadt, ja ſelbſt Himmel und Erde, wenn ſie in einan- der ſtuͤrzten, nur ein kleines Geraͤuſch dagegen machen wuͤrden. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="23"> <pb facs="#f0106" n="90"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l>Maͤchtig und unumſchraͤnkt alles. Vor dieſem ſchrecklichen Abgrund,</l><lb/> <l>(Wo die Natur im Mutterleibe gelegen, vielleicht auch</l><lb/> <l><note place="left">895</note>Einſt ihr Grab) nicht See, und nicht Ufer, nicht Luft, und nicht Feuer,</l><lb/> <l>Obgleich dies alles allhier im erſten urſpruͤnglichen Stoffe</l><lb/> <l>Untereinander verwirrt und vermiſcht iſt; und untereinander</l><lb/> <l>Ewig ſtreitet (wofern nicht vielleicht der allmaͤchtige Schoͤpfer,</l><lb/> <l>Mehrere Welten zu ſchaffen, als ſeinen verborgenen Grundzeug</l><lb/> <l><note place="left">900</note>Sie in Ordnung bringet,) vor dieſem ſchrecklichen Abgrund</l><lb/> <l>Stand der behutſame Teufel am hoͤlliſchen Ufer, und ſchaute</l><lb/> <l>Eine Weile hinab, die Reiſ’ erwegend; (er hatte</l><lb/> <l>Keinen geringen Sund zu durchkreuzen) auch ſtuͤrmte nicht minder</l><lb/> <l>Lautes Getoͤß in ſein Ohr, als wenn im Donner des Krieges,</l><lb/> <l><note place="left">905</note>(Große Dinge mit kleinen <cb/> <note place="foot" n="s)">Ein Ausdruck im Virgil <hi rendition="#aq">Ecl. I. 24.<lb/> parvis componere magna.</hi> Und was<lb/> fuͤr einen Begriff macht uns dies nicht<lb/> von dem Getoͤße des Chaos, da die<lb/><cb/> Belagerung einer Hauptſtadt, ja ſelbſt<lb/> Himmel und Erde, wenn ſie in einan-<lb/> der ſtuͤrzten, nur ein kleines Geraͤuſch<lb/> dagegen machen wuͤrden. <hi rendition="#fr">N.</hi></note> zu meſſen) <hi rendition="#fr">Bellona</hi> wildſtuͤrmend</l><lb/> <l>Einer Hauptſtadt ſich naht, und ihre Maſchinen errichtet,</l><lb/> <l>Sie zu ſchleifen; oder wenn itzt das Gebaͤude des Himmels,</l><lb/> <l>Jn einander ſtuͤrzend, und wuͤthend die Elemente</l><lb/> <l>Aus den feſten Angeln die Erde fortreißen wollten.</l><lb/> <l><note place="left">910</note>Und nun ſpreitet er endlich die ſeegelbreiten Gefieder</l><lb/> <l>Aus zum Flug, und ſtoͤßt ſich empor im aufſteigenden Rauche,</l><lb/> <l>Und eilt manche Meil’ in dem Wolkenſeſſel verwegen</l><lb/> <l>Aufwaͤrts. Aber gar bald entweicht der Sitz ihm, und laͤßt ihn</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [90/0106]
Das verlohrne Paradies.
Maͤchtig und unumſchraͤnkt alles. Vor dieſem ſchrecklichen Abgrund,
(Wo die Natur im Mutterleibe gelegen, vielleicht auch
Einſt ihr Grab) nicht See, und nicht Ufer, nicht Luft, und nicht Feuer,
Obgleich dies alles allhier im erſten urſpruͤnglichen Stoffe
Untereinander verwirrt und vermiſcht iſt; und untereinander
Ewig ſtreitet (wofern nicht vielleicht der allmaͤchtige Schoͤpfer,
Mehrere Welten zu ſchaffen, als ſeinen verborgenen Grundzeug
Sie in Ordnung bringet,) vor dieſem ſchrecklichen Abgrund
Stand der behutſame Teufel am hoͤlliſchen Ufer, und ſchaute
Eine Weile hinab, die Reiſ’ erwegend; (er hatte
Keinen geringen Sund zu durchkreuzen) auch ſtuͤrmte nicht minder
Lautes Getoͤß in ſein Ohr, als wenn im Donner des Krieges,
(Große Dinge mit kleinen
s) zu meſſen) Bellona wildſtuͤrmend
Einer Hauptſtadt ſich naht, und ihre Maſchinen errichtet,
Sie zu ſchleifen; oder wenn itzt das Gebaͤude des Himmels,
Jn einander ſtuͤrzend, und wuͤthend die Elemente
Aus den feſten Angeln die Erde fortreißen wollten.
Und nun ſpreitet er endlich die ſeegelbreiten Gefieder
Aus zum Flug, und ſtoͤßt ſich empor im aufſteigenden Rauche,
Und eilt manche Meil’ in dem Wolkenſeſſel verwegen
Aufwaͤrts. Aber gar bald entweicht der Sitz ihm, und laͤßt ihn
Jn
s) Ein Ausdruck im Virgil Ecl. I. 24.
parvis componere magna. Und was
fuͤr einen Begriff macht uns dies nicht
von dem Getoͤße des Chaos, da die
Belagerung einer Hauptſtadt, ja ſelbſt
Himmel und Erde, wenn ſie in einan-
der ſtuͤrzten, nur ein kleines Geraͤuſch
dagegen machen wuͤrden. N.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |