P. Philipp. Mir deuchts so. Wenn alle Söh- ne vor den Vätern stürben, wo käm eine Nachwelt her? Der Mensch muß sich in einer Welt, die der Veränderung so unterworfen ist, im Voraus und in frohen Tagen auf alles Widrige gefaßt machen. Jch fürchte, daß ihm bey seinem gefühlvollen Her- zen noch grössere Prüfungen und Leiden bevor- stehen.
Siegwart. Größre Leiden kanns nicht geben, wie dieses ist! ...
P. Philipp. So muß er jezt auch denken. Aber alles kommt auf die Lage an, in der uns ein Lei- den trift; je, nachdem wir gestimmt sind; nach- dem's eine Saite unsers Herzens trift. Jch tadl' ihn gar nicht, daß er jezt so niedergeschlagen ist. Der Tod seines Vaters bleibt für ihn immer ein Unglück.
Siegwart. Ja wohl! und das gröste, denk ich! -- Grosser Gott! Einen solchen Vater zu verlieren! ... Und wenns auch möglich wär, mich dabey zu vergessen, wie wirds meiner Schwester, meiner armen Schwester gehen? (Hier weinte er heftiger.)
P. Philipp (weinte auch mit) Seiner Schwe- ster ... Auch dieser wird Gott sich erbarmen;
P. Philipp. Mir deuchts ſo. Wenn alle Soͤh- ne vor den Vaͤtern ſtuͤrben, wo kaͤm eine Nachwelt her? Der Menſch muß ſich in einer Welt, die der Veraͤnderung ſo unterworfen iſt, im Voraus und in frohen Tagen auf alles Widrige gefaßt machen. Jch fuͤrchte, daß ihm bey ſeinem gefuͤhlvollen Her- zen noch groͤſſere Pruͤfungen und Leiden bevor- ſtehen.
Siegwart. Groͤßre Leiden kanns nicht geben, wie dieſes iſt! …
P. Philipp. So muß er jezt auch denken. Aber alles kommt auf die Lage an, in der uns ein Lei- den trift; je, nachdem wir geſtimmt ſind; nach- dem’s eine Saite unſers Herzens trift. Jch tadl’ ihn gar nicht, daß er jezt ſo niedergeſchlagen iſt. Der Tod ſeines Vaters bleibt fuͤr ihn immer ein Ungluͤck.
Siegwart. Ja wohl! und das groͤſte, denk ich! — Groſſer Gott! Einen ſolchen Vater zu verlieren! … Und wenns auch moͤglich waͤr, mich dabey zu vergeſſen, wie wirds meiner Schweſter, meiner armen Schweſter gehen? (Hier weinte er heftiger.)
P. Philipp (weinte auch mit) Seiner Schwe- ſter … Auch dieſer wird Gott ſich erbarmen;
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P. Philipp. Mir deuchts ſo. Wenn alle Soͤh-
ne vor den Vaͤtern ſtuͤrben, wo kaͤm eine Nachwelt
her? Der Menſch muß ſich in einer Welt, die der
Veraͤnderung ſo unterworfen iſt, im Voraus und
in frohen Tagen auf alles Widrige gefaßt machen.
Jch fuͤrchte, daß ihm bey ſeinem gefuͤhlvollen Her-
zen noch groͤſſere Pruͤfungen und Leiden bevor-
ſtehen.
Siegwart. Groͤßre Leiden kanns nicht geben,
wie dieſes iſt! …
P. Philipp. So muß er jezt auch denken. Aber
alles kommt auf die Lage an, in der uns ein Lei-
den trift; je, nachdem wir geſtimmt ſind; nach-
dem’s eine Saite unſers Herzens trift. Jch tadl’
ihn gar nicht, daß er jezt ſo niedergeſchlagen iſt.
Der Tod ſeines Vaters bleibt fuͤr ihn immer ein
Ungluͤck.
Siegwart. Ja wohl! und das groͤſte, denk
ich! — Groſſer Gott! Einen ſolchen Vater zu
verlieren! … Und wenns auch moͤglich waͤr, mich
dabey zu vergeſſen, wie wirds meiner Schweſter,
meiner armen Schweſter gehen? (Hier weinte er
heftiger.)
P. Philipp (weinte auch mit) Seiner Schwe-
ſter … Auch dieſer wird Gott ſich erbarmen;
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/84>, abgerufen am 22.11.2024.
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