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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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sten Tage ihrer Verbindung. Zwey reine Herzen
können einander niemals überdrüßig werden. Jh-
re Tugend nimmt täglich zu, zeigt sich täglich von
einer neuen Seite, und Tugend ist ein Quell
unaufhörlicher Freuden. Die beyden Eheleute wa-
ren unerschöpflich an Erfindungen, die ihnen täg-
lich neue Vergnügungen brachten. Sie machten
ihre Unterthanen und alle Leute um sich her glück-
lich, und wurden zum Dank von ihnen aufs zärt-
lichste geliebt. Wohlthun und geliebt werden ist
das Gegengift aller Unzufriedenheit und alles Mis-
vergnügens. Der Garten und das Schloß ward
jedes Jahr verschönert, und die Gegend umher
verwandelte sich nach und nach durch den Fleiß ih-
rer Bewohner, durch die Gütigkeit ihres Besitzers,
und durch den Segen, den der Himmel über sie
herabgoß, in ein Paradies. Rothfels war mit
seiner Frau auch glücklich, und besuchte seine noch
glücklicheren Freunde oft. Siegwart sah die Freu-
den seiner Lieben mit der reinsten Freude, und der
innigsten Empfindung. Er fand hier, daß das
Glück noch nicht ganz aus der Welt entflohen ist,
und daß Lieb und Zärtlichkeit, wenn sie Einmal
glücklich machen, unaussprechlich glücklich machen
können. Er hob sein Aug zum Himmel auf und



ſten Tage ihrer Verbindung. Zwey reine Herzen
koͤnnen einander niemals uͤberdruͤßig werden. Jh-
re Tugend nimmt taͤglich zu, zeigt ſich taͤglich von
einer neuen Seite, und Tugend iſt ein Quell
unaufhoͤrlicher Freuden. Die beyden Eheleute wa-
ren unerſchoͤpflich an Erfindungen, die ihnen taͤg-
lich neue Vergnuͤgungen brachten. Sie machten
ihre Unterthanen und alle Leute um ſich her gluͤck-
lich, und wurden zum Dank von ihnen aufs zaͤrt-
lichſte geliebt. Wohlthun und geliebt werden iſt
das Gegengift aller Unzufriedenheit und alles Mis-
vergnuͤgens. Der Garten und das Schloß ward
jedes Jahr verſchoͤnert, und die Gegend umher
verwandelte ſich nach und nach durch den Fleiß ih-
rer Bewohner, durch die Guͤtigkeit ihres Beſitzers,
und durch den Segen, den der Himmel uͤber ſie
herabgoß, in ein Paradies. Rothfels war mit
ſeiner Frau auch gluͤcklich, und beſuchte ſeine noch
gluͤcklicheren Freunde oft. Siegwart ſah die Freu-
den ſeiner Lieben mit der reinſten Freude, und der
innigſten Empfindung. Er fand hier, daß das
Gluͤck noch nicht ganz aus der Welt entflohen iſt,
und daß Lieb und Zaͤrtlichkeit, wenn ſie Einmal
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[1056/0636] ſten Tage ihrer Verbindung. Zwey reine Herzen koͤnnen einander niemals uͤberdruͤßig werden. Jh- re Tugend nimmt taͤglich zu, zeigt ſich taͤglich von einer neuen Seite, und Tugend iſt ein Quell unaufhoͤrlicher Freuden. Die beyden Eheleute wa- ren unerſchoͤpflich an Erfindungen, die ihnen taͤg- lich neue Vergnuͤgungen brachten. Sie machten ihre Unterthanen und alle Leute um ſich her gluͤck- lich, und wurden zum Dank von ihnen aufs zaͤrt- lichſte geliebt. Wohlthun und geliebt werden iſt das Gegengift aller Unzufriedenheit und alles Mis- vergnuͤgens. Der Garten und das Schloß ward jedes Jahr verſchoͤnert, und die Gegend umher verwandelte ſich nach und nach durch den Fleiß ih- rer Bewohner, durch die Guͤtigkeit ihres Beſitzers, und durch den Segen, den der Himmel uͤber ſie herabgoß, in ein Paradies. Rothfels war mit ſeiner Frau auch gluͤcklich, und beſuchte ſeine noch gluͤcklicheren Freunde oft. Siegwart ſah die Freu- den ſeiner Lieben mit der reinſten Freude, und der innigſten Empfindung. Er fand hier, daß das Gluͤck noch nicht ganz aus der Welt entflohen iſt, und daß Lieb und Zaͤrtlichkeit, wenn ſie Einmal gluͤcklich machen, unausſprechlich gluͤcklich machen koͤnnen. Er hob ſein Aug zum Himmel auf und

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 1056. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/636>, abgerufen am 24.11.2024.