ihm doch unwillkührlich und beständig vor der See- le schwebte. Verschiedne Aufsätze, die er hinter- lassen hatte, zeugen von diesem neuen und schreck- lichen Kampf seiner Seele, unter dem er fast er- lag, und unter welchem seine Gesundheit sehr litt. Er hatte nicht einmal das Herz, seinem P. Anton etwas davon zu entdecken. Er glaubte nun dafür büssen zu müssen, und trug alle Proben des Ge- horsams, die ihm der Novizmeister auflegte, mit Gelassenheit und Stille. Die Klagen des Bruder Porphyrs suchte er zu widerlegen, und gab sich Mühe, ihn zu bekehren, und in ihm den Ent- schluß hervorzubringen, vom Kloster nicht abtrün- nig zu werden. Aber seine Vorstellungen halfen nichts bey dem ziemlich leichtsinnigen Porphyr.
Er wendete sich also mit seinen Bemühungen an den schläfrigen Bruder Jsidor, der sich auch oft über die vielen Arbeiten und Beschwerlichkeiten be- klagte. Seine geistliche Vorstellungen halfen bey diesem wenig; aber desto mehr die Winke, die er ihm gab, daß diese Probe ja nur ein Jahr daure, und daß dann Ruhe und Bequemlichkeit nachfolge; er dürfe nur die Paters ansehen, welch ein ruhiges Leben diese führten. Dieses gefiel dem phlegmati- schen Jsidor; er schielte bey seinen Arbeiten immer
ihm doch unwillkuͤhrlich und beſtaͤndig vor der See- le ſchwebte. Verſchiedne Aufſaͤtze, die er hinter- laſſen hatte, zeugen von dieſem neuen und ſchreck- lichen Kampf ſeiner Seele, unter dem er faſt er- lag, und unter welchem ſeine Geſundheit ſehr litt. Er hatte nicht einmal das Herz, ſeinem P. Anton etwas davon zu entdecken. Er glaubte nun dafuͤr buͤſſen zu muͤſſen, und trug alle Proben des Ge- horſams, die ihm der Novizmeiſter auflegte, mit Gelaſſenheit und Stille. Die Klagen des Bruder Porphyrs ſuchte er zu widerlegen, und gab ſich Muͤhe, ihn zu bekehren, und in ihm den Ent- ſchluß hervorzubringen, vom Kloſter nicht abtruͤn- nig zu werden. Aber ſeine Vorſtellungen halfen nichts bey dem ziemlich leichtſinnigen Porphyr.
Er wendete ſich alſo mit ſeinen Bemuͤhungen an den ſchlaͤfrigen Bruder Jſidor, der ſich auch oft uͤber die vielen Arbeiten und Beſchwerlichkeiten be- klagte. Seine geiſtliche Vorſtellungen halfen bey dieſem wenig; aber deſto mehr die Winke, die er ihm gab, daß dieſe Probe ja nur ein Jahr daure, und daß dann Ruhe und Bequemlichkeit nachfolge; er duͤrfe nur die Paters anſehen, welch ein ruhiges Leben dieſe fuͤhrten. Dieſes gefiel dem phlegmati- ſchen Jſidor; er ſchielte bey ſeinen Arbeiten immer
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ihm doch unwillkuͤhrlich und beſtaͤndig vor der See-
le ſchwebte. Verſchiedne Aufſaͤtze, die er hinter-
laſſen hatte, zeugen von dieſem neuen und ſchreck-
lichen Kampf ſeiner Seele, unter dem er faſt er-
lag, und unter welchem ſeine Geſundheit ſehr litt.
Er hatte nicht einmal das Herz, ſeinem P. Anton
etwas davon zu entdecken. Er glaubte nun dafuͤr
buͤſſen zu muͤſſen, und trug alle Proben des Ge-
horſams, die ihm der Novizmeiſter auflegte, mit
Gelaſſenheit und Stille. Die Klagen des Bruder
Porphyrs ſuchte er zu widerlegen, und gab ſich
Muͤhe, ihn zu bekehren, und in ihm den Ent-
ſchluß hervorzubringen, vom Kloſter nicht abtruͤn-
nig zu werden. Aber ſeine Vorſtellungen halfen
nichts bey dem ziemlich leichtſinnigen Porphyr.
Er wendete ſich alſo mit ſeinen Bemuͤhungen an
den ſchlaͤfrigen Bruder Jſidor, der ſich auch oft
uͤber die vielen Arbeiten und Beſchwerlichkeiten be-
klagte. Seine geiſtliche Vorſtellungen halfen bey
dieſem wenig; aber deſto mehr die Winke, die er
ihm gab, daß dieſe Probe ja nur ein Jahr daure, und
daß dann Ruhe und Bequemlichkeit nachfolge; er
duͤrfe nur die Paters anſehen, welch ein ruhiges
Leben dieſe fuͤhrten. Dieſes gefiel dem phlegmati-
ſchen Jſidor; er ſchielte bey ſeinen Arbeiten immer
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 1037. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/617>, abgerufen am 28.11.2024.
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