seyen wenigstens vier Nonnenkloster. Jn keines davon dürf eine Mannsperson kommen, also hab er, ohngeachtet aller Mühe, nicht das mindeste erfahren können, ob in einem von den Klöstern ein junges Frauenzimmer angekommen sey. Einmal hab er schon geglaubt auf der Spur zu seyn; aber am Ende hab es sich gezeigt, daß das angekomme- ne Frauenzimmer schon eingekleidet, und eine Non- ne aus einem benachbarten Kloster gewesen sey.
Kronhelm richtete seinen Bedienten ab, was er sagen sollte. Nemlich: Er habe zwar nichts ge- wisses von Marianen erfahren können; aber doch sey sie wahrscheinlich in einem Kloster, das er ihm nannte. Er hoffe in etlich Wochen Gewißheit davon zu erlangen, denn er habe ein paar Spio- nen bestellt, die ihm von Zeit zu Zeit Nachricht geben würden.
Durch diese Nachricht ward Siegwart zwar in etwas beruhigt; aber doch konnte sich sein Gemüth nicht damit beruhigen. Es stiegen ihm immer Zweifel auf, und täglich erkundigte er sich bey Marx, was er für neue Nachrichten erhalten habe? Dieser sagte ihm, was ihm Kronhelm eingegeben hatte, nemlich weitaussehende Hofnungen, und halbe Aufklärungen, die er aber so ängstlich und
ſeyen wenigſtens vier Nonnenkloſter. Jn keines davon duͤrf eine Mannsperſon kommen, alſo hab er, ohngeachtet aller Muͤhe, nicht das mindeſte erfahren koͤnnen, ob in einem von den Kloͤſtern ein junges Frauenzimmer angekommen ſey. Einmal hab er ſchon geglaubt auf der Spur zu ſeyn; aber am Ende hab es ſich gezeigt, daß das angekomme- ne Frauenzimmer ſchon eingekleidet, und eine Non- ne aus einem benachbarten Kloſter geweſen ſey.
Kronhelm richtete ſeinen Bedienten ab, was er ſagen ſollte. Nemlich: Er habe zwar nichts ge- wiſſes von Marianen erfahren koͤnnen; aber doch ſey ſie wahrſcheinlich in einem Kloſter, das er ihm nannte. Er hoffe in etlich Wochen Gewißheit davon zu erlangen, denn er habe ein paar Spio- nen beſtellt, die ihm von Zeit zu Zeit Nachricht geben wuͤrden.
Durch dieſe Nachricht ward Siegwart zwar in etwas beruhigt; aber doch konnte ſich ſein Gemuͤth nicht damit beruhigen. Es ſtiegen ihm immer Zweifel auf, und taͤglich erkundigte er ſich bey Marx, was er fuͤr neue Nachrichten erhalten habe? Dieſer ſagte ihm, was ihm Kronhelm eingegeben hatte, nemlich weitausſehende Hofnungen, und halbe Aufklaͤrungen, die er aber ſo aͤngſtlich und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0550"n="970"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſeyen wenigſtens vier Nonnenkloſter. Jn keines<lb/>
davon duͤrf eine Mannsperſon kommen, alſo hab<lb/>
er, ohngeachtet aller Muͤhe, nicht das mindeſte<lb/>
erfahren koͤnnen, ob in einem von den Kloͤſtern<lb/>
ein junges Frauenzimmer angekommen ſey. Einmal<lb/>
hab er ſchon geglaubt auf der Spur zu ſeyn; aber<lb/>
am Ende hab es ſich gezeigt, daß das angekomme-<lb/>
ne Frauenzimmer ſchon eingekleidet, und eine Non-<lb/>
ne aus einem benachbarten Kloſter geweſen ſey.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm</hi> richtete ſeinen Bedienten ab, was er<lb/>ſagen ſollte. Nemlich: Er habe zwar nichts ge-<lb/>
wiſſes von Marianen erfahren koͤnnen; aber doch<lb/>ſey ſie wahrſcheinlich in einem Kloſter, das er ihm<lb/>
nannte. Er hoffe in etlich Wochen Gewißheit<lb/>
davon zu erlangen, denn er habe ein paar Spio-<lb/>
nen beſtellt, die ihm von Zeit zu Zeit Nachricht<lb/>
geben wuͤrden.</p><lb/><p>Durch dieſe Nachricht ward Siegwart zwar in<lb/>
etwas beruhigt; aber doch konnte ſich ſein Gemuͤth<lb/>
nicht damit beruhigen. Es ſtiegen ihm immer<lb/>
Zweifel auf, und taͤglich erkundigte er ſich bey<lb/>
Marx, was er fuͤr neue Nachrichten erhalten habe?<lb/>
Dieſer ſagte ihm, was ihm Kronhelm eingegeben<lb/>
hatte, nemlich weitausſehende Hofnungen, und<lb/>
halbe Aufklaͤrungen, die er aber ſo aͤngſtlich und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[970/0550]
ſeyen wenigſtens vier Nonnenkloſter. Jn keines
davon duͤrf eine Mannsperſon kommen, alſo hab
er, ohngeachtet aller Muͤhe, nicht das mindeſte
erfahren koͤnnen, ob in einem von den Kloͤſtern
ein junges Frauenzimmer angekommen ſey. Einmal
hab er ſchon geglaubt auf der Spur zu ſeyn; aber
am Ende hab es ſich gezeigt, daß das angekomme-
ne Frauenzimmer ſchon eingekleidet, und eine Non-
ne aus einem benachbarten Kloſter geweſen ſey.
Kronhelm richtete ſeinen Bedienten ab, was er
ſagen ſollte. Nemlich: Er habe zwar nichts ge-
wiſſes von Marianen erfahren koͤnnen; aber doch
ſey ſie wahrſcheinlich in einem Kloſter, das er ihm
nannte. Er hoffe in etlich Wochen Gewißheit
davon zu erlangen, denn er habe ein paar Spio-
nen beſtellt, die ihm von Zeit zu Zeit Nachricht
geben wuͤrden.
Durch dieſe Nachricht ward Siegwart zwar in
etwas beruhigt; aber doch konnte ſich ſein Gemuͤth
nicht damit beruhigen. Es ſtiegen ihm immer
Zweifel auf, und taͤglich erkundigte er ſich bey
Marx, was er fuͤr neue Nachrichten erhalten habe?
Dieſer ſagte ihm, was ihm Kronhelm eingegeben
hatte, nemlich weitausſehende Hofnungen, und
halbe Aufklaͤrungen, die er aber ſo aͤngſtlich und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 970. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/550>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.