meine Wirthschaft wieder an einen armen Schlucker, ders wol brauchen konnte, denn er hat nicht mehr als neun Kinder zu ernähren; nahm meinen Wan- derstab, und bin nun wieder hier. Mein Lebtag will ich nun nichts mehr mit Menschen zu thun haben. Bey Jhnen ist mir wohl, denn ich weiß, daß sies ehrlich meynen; ob Jhnen gleich auch alles in der Welt schief ging. -- Jch nahm den guten Kerl mit Freuden wieder auf, denn ich konnt ihm nicht ganz Unrecht geben. Wir lebten im Frieden miteinander, bis ungefähr vor fünf Jahren; da bekam er ein hitziges Fieber, und starb. Jch hab ihn hier begraben, und wir sitzen hier auf seinem Grab. Jezt leb ich so mein Leben hier, bis es Gott gefallen wird, mich auch abzurufen.
Beyde schwiegen eine Zeitlang still. Siegwart war sehr bewegt. Endlich sagte er, wenn ich mei- ne Mariane nicht mehr finde, und du nimmst mich auf, so bring ich auch meine Lebenszeit bey dir zu. Jch bin noch jung, aber ich habe schon gnug in der Welt geduldet, und nach den vielen Stürmen wird sich mein Leib auch nicht lange mehr aufrecht erhalten.
Ferdinand sagte, daß er ihn mit Freuden auf- nehmen werde. Er soll sich aber wohl bedenken;
meine Wirthſchaft wieder an einen armen Schlucker, ders wol brauchen konnte, denn er hat nicht mehr als neun Kinder zu ernaͤhren; nahm meinen Wan- derſtab, und bin nun wieder hier. Mein Lebtag will ich nun nichts mehr mit Menſchen zu thun haben. Bey Jhnen iſt mir wohl, denn ich weiß, daß ſies ehrlich meynen; ob Jhnen gleich auch alles in der Welt ſchief ging. — Jch nahm den guten Kerl mit Freuden wieder auf, denn ich konnt ihm nicht ganz Unrecht geben. Wir lebten im Frieden miteinander, bis ungefaͤhr vor fuͤnf Jahren; da bekam er ein hitziges Fieber, und ſtarb. Jch hab ihn hier begraben, und wir ſitzen hier auf ſeinem Grab. Jezt leb ich ſo mein Leben hier, bis es Gott gefallen wird, mich auch abzurufen.
Beyde ſchwiegen eine Zeitlang ſtill. Siegwart war ſehr bewegt. Endlich ſagte er, wenn ich mei- ne Mariane nicht mehr finde, und du nimmſt mich auf, ſo bring ich auch meine Lebenszeit bey dir zu. Jch bin noch jung, aber ich habe ſchon gnug in der Welt geduldet, und nach den vielen Stuͤrmen wird ſich mein Leib auch nicht lange mehr aufrecht erhalten.
Ferdinand ſagte, daß er ihn mit Freuden auf- nehmen werde. Er ſoll ſich aber wohl bedenken;
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meine Wirthſchaft wieder an einen armen Schlucker,
ders wol brauchen konnte, denn er hat nicht mehr
als neun Kinder zu ernaͤhren; nahm meinen Wan-
derſtab, und bin nun wieder hier. Mein Lebtag
will ich nun nichts mehr mit Menſchen zu thun
haben. Bey Jhnen iſt mir wohl, denn ich weiß,
daß ſies ehrlich meynen; ob Jhnen gleich auch alles
in der Welt ſchief ging. — Jch nahm den guten
Kerl mit Freuden wieder auf, denn ich konnt ihm
nicht ganz Unrecht geben. Wir lebten im Frieden
miteinander, bis ungefaͤhr vor fuͤnf Jahren; da
bekam er ein hitziges Fieber, und ſtarb. Jch hab
ihn hier begraben, und wir ſitzen hier auf ſeinem
Grab. Jezt leb ich ſo mein Leben hier, bis es
Gott gefallen wird, mich auch abzurufen.
Beyde ſchwiegen eine Zeitlang ſtill. Siegwart
war ſehr bewegt. Endlich ſagte er, wenn ich mei-
ne Mariane nicht mehr finde, und du nimmſt mich
auf, ſo bring ich auch meine Lebenszeit bey dir zu.
Jch bin noch jung, aber ich habe ſchon gnug in
der Welt geduldet, und nach den vielen Stuͤrmen
wird ſich mein Leib auch nicht lange mehr aufrecht
erhalten.
Ferdinand ſagte, daß er ihn mit Freuden auf-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/539>, abgerufen am 25.11.2024.
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