hub mich auf, und sah gen Himmel, fühlt es, daß nicht nur ein Gott im Himmel wohnte, sondern auch ein Gott, der alles kann, und alles ordnet, und die Wirrungen zertheilt, und wieder Eins wacht, und mein Herz fieng an zu glauben. Und ich saste Muth, und fühlt' an meinen Kräften, daß sie mir nicht so umsonst gegeben sind; und ich fieng an, sie zu brauchen, und ich fühlte mich gestärkt. Jch überwand mein Herz, wenn es verzagen wollte, mit Hoffnung, und fester Zuversicht, und fand, daß dem Glauben alle Dinge möglich sind. Mach du den Gedanken dir zur Stütze, daß du nicht alleine würkest, du magst stark, oder schwach seyn! Dann mein Lieber! wirst du auch im strengsten Kampfe nie verzagen.
Und nun |meine Geschichte. -- Du bist der erste dem ich sie erzäle. Ach, sie wird mich tausend Thränen kosten. Du wirst mit mir weinen. Thust du dieses recht von Herzen, so bin ich überzeugt, du wirst sie keiner Seele, die sie mißbrauchen könnte, offenbahren.
Jch bin ein Edelmann, und hab im Krieg ge- dient: du hast das Mädchenbild gesehen, das in meiner Kammer hängt. Du bist der erste, der in meine Kammer kam, und es gesehen hat. Jhr
hub mich auf, und ſah gen Himmel, fuͤhlt es, daß nicht nur ein Gott im Himmel wohnte, ſondern auch ein Gott, der alles kann, und alles ordnet, und die Wirrungen zertheilt, und wieder Eins wacht, und mein Herz fieng an zu glauben. Und ich ſaſte Muth, und fuͤhlt’ an meinen Kraͤften, daß ſie mir nicht ſo umſonſt gegeben ſind; und ich fieng an, ſie zu brauchen, und ich fuͤhlte mich geſtaͤrkt. Jch uͤberwand mein Herz, wenn es verzagen wollte, mit Hoffnung, und feſter Zuverſicht, und fand, daß dem Glauben alle Dinge moͤglich ſind. Mach du den Gedanken dir zur Stuͤtze, daß du nicht alleine wuͤrkeſt, du magſt ſtark, oder ſchwach ſeyn! Dann mein Lieber! wirſt du auch im ſtrengſten Kampfe nie verzagen.
Und nun |meine Geſchichte. — Du biſt der erſte dem ich ſie erzaͤle. Ach, ſie wird mich tauſend Thraͤnen koſten. Du wirſt mit mir weinen. Thuſt du dieſes recht von Herzen, ſo bin ich uͤberzeugt, du wirſt ſie keiner Seele, die ſie mißbrauchen koͤnnte, offenbahren.
Jch bin ein Edelmann, und hab im Krieg ge- dient: du haſt das Maͤdchenbild geſehen, das in meiner Kammer haͤngt. Du biſt der erſte, der in meine Kammer kam, und es geſehen hat. Jhr
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hub mich auf, und ſah gen Himmel, fuͤhlt es, daß
nicht nur ein Gott im Himmel wohnte, ſondern
auch ein Gott, der alles kann, und alles ordnet,
und die Wirrungen zertheilt, und wieder Eins wacht,
und mein Herz fieng an zu glauben. Und ich ſaſte
Muth, und fuͤhlt’ an meinen Kraͤften, daß ſie mir
nicht ſo umſonſt gegeben ſind; und ich fieng an,
ſie zu brauchen, und ich fuͤhlte mich geſtaͤrkt. Jch
uͤberwand mein Herz, wenn es verzagen wollte,
mit Hoffnung, und feſter Zuverſicht, und fand,
daß dem Glauben alle Dinge moͤglich ſind. Mach
du den Gedanken dir zur Stuͤtze, daß du nicht
alleine wuͤrkeſt, du magſt ſtark, oder ſchwach ſeyn!
Dann mein Lieber! wirſt du auch im ſtrengſten
Kampfe nie verzagen.
Und nun |meine Geſchichte. — Du biſt der erſte
dem ich ſie erzaͤle. Ach, ſie wird mich tauſend
Thraͤnen koſten. Du wirſt mit mir weinen. Thuſt
du dieſes recht von Herzen, ſo bin ich uͤberzeugt,
du wirſt ſie keiner Seele, die ſie mißbrauchen koͤnnte,
offenbahren.
Jch bin ein Edelmann, und hab im Krieg ge-
dient: du haſt das Maͤdchenbild geſehen, das in
meiner Kammer haͤngt. Du biſt der erſte, der in
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/529>, abgerufen am 25.11.2024.
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