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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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mittag mit Scherz und frohem Lachen zubrach-
ten.

Als Siegwart Abschied nahm, sagte Frau Held:
Sie verlassen mich nun; Jhre Mariane will in
zween Tagen nachfolgen, und in drey Tagen bin
ich mit meiner Nichte in der Einöde. Das wäre
doch nicht recht, wenn Sie uns so ganz allein las-
sen wollten. Zuweilen, dächt ich, könnten Sie
uns wol noch einen Nachmittag schenken. Wenn
wir Sie gleich nicht so gut, wie Jhre Mariane,
unterhalten können, so wollen wir doch unser mög-
lichstes thun; ohne daß Mariane Ursache zur Ei-
fersucht bekommen soll. Wollen Sies mir wol in
die Hand versprechen, noch zuweilen an uns zu
denken? Siegwart gab ihr die Hand, und ver-
sprach, sie gewiß öfters zu besuchen. Er nahm
mit tausend herzlichen Danksagungen Abschied, küßte
seine Mariane, und gieng tausendmal vergnügter,
als er herausgegangen war, wieder nach der
Stadt.

Zu Haus fand er einen Brief von seiner Schwe-
ster, der fast nichts, als ihr unaussprechliches
Glück, die Zärtlichkeit ihres Kronhelm, und Ein-
richtungen auf ihren Gütern, und in ihrem Haus-
wesen zum Jnhalt hatte. Er schrieb ihr und sei-



mittag mit Scherz und frohem Lachen zubrach-
ten.

Als Siegwart Abſchied nahm, ſagte Frau Held:
Sie verlaſſen mich nun; Jhre Mariane will in
zween Tagen nachfolgen, und in drey Tagen bin
ich mit meiner Nichte in der Einoͤde. Das waͤre
doch nicht recht, wenn Sie uns ſo ganz allein laſ-
ſen wollten. Zuweilen, daͤcht ich, koͤnnten Sie
uns wol noch einen Nachmittag ſchenken. Wenn
wir Sie gleich nicht ſo gut, wie Jhre Mariane,
unterhalten koͤnnen, ſo wollen wir doch unſer moͤg-
lichſtes thun; ohne daß Mariane Urſache zur Ei-
ferſucht bekommen ſoll. Wollen Sies mir wol in
die Hand verſprechen, noch zuweilen an uns zu
denken? Siegwart gab ihr die Hand, und ver-
ſprach, ſie gewiß oͤfters zu beſuchen. Er nahm
mit tauſend herzlichen Dankſagungen Abſchied, kuͤßte
ſeine Mariane, und gieng tauſendmal vergnuͤgter,
als er herausgegangen war, wieder nach der
Stadt.

Zu Haus fand er einen Brief von ſeiner Schwe-
ſter, der faſt nichts, als ihr unausſprechliches
Gluͤck, die Zaͤrtlichkeit ihres Kronhelm, und Ein-
richtungen auf ihren Guͤtern, und in ihrem Haus-
weſen zum Jnhalt hatte. Er ſchrieb ihr und ſei-

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[869/0449] mittag mit Scherz und frohem Lachen zubrach- ten. Als Siegwart Abſchied nahm, ſagte Frau Held: Sie verlaſſen mich nun; Jhre Mariane will in zween Tagen nachfolgen, und in drey Tagen bin ich mit meiner Nichte in der Einoͤde. Das waͤre doch nicht recht, wenn Sie uns ſo ganz allein laſ- ſen wollten. Zuweilen, daͤcht ich, koͤnnten Sie uns wol noch einen Nachmittag ſchenken. Wenn wir Sie gleich nicht ſo gut, wie Jhre Mariane, unterhalten koͤnnen, ſo wollen wir doch unſer moͤg- lichſtes thun; ohne daß Mariane Urſache zur Ei- ferſucht bekommen ſoll. Wollen Sies mir wol in die Hand verſprechen, noch zuweilen an uns zu denken? Siegwart gab ihr die Hand, und ver- ſprach, ſie gewiß oͤfters zu beſuchen. Er nahm mit tauſend herzlichen Dankſagungen Abſchied, kuͤßte ſeine Mariane, und gieng tauſendmal vergnuͤgter, als er herausgegangen war, wieder nach der Stadt. Zu Haus fand er einen Brief von ſeiner Schwe- ſter, der faſt nichts, als ihr unausſprechliches Gluͤck, die Zaͤrtlichkeit ihres Kronhelm, und Ein- richtungen auf ihren Guͤtern, und in ihrem Haus- weſen zum Jnhalt hatte. Er ſchrieb ihr und ſei-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/449>, abgerufen am 22.11.2024.