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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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freute sich mit ihnen gemeinschaftlich drüber. Als
er sagte, daß er eben zu ihr hinüber gehe, trugen
sie ihm tausend herzliche Grüsse und Segens-
wünsche an sie auf.

Frau Held schlug ihrer Gesellschaft zur Abwech-
selung vor, auf einem sehr schönen Teich, der ihr
gehörte, und nicht gar weit vom Schloß lag,
herumzufahren, und zu angeln. Der Teich war
länglicht, und mit einem dicken Gesträuch von
Hagdorn umgeben, welches eben blühte. Die
Blüthen, welche sich im klaren Wasser spiegelten,
der blaue Himmel, und die Sonne, die daraus
zurückstralten; das sanfte Lüftchen, das die Hitze
kühlte, und der Gesang der Vögel am Ufer mach-
ten die Fahrt ansserordentlich angenehm. Sie
fiengen mit der Angel nur so viele Fische, als sie
zum Mittagsessen nöthig hatten. Drauf nahm
Siegwart seine Flöte, und blies; Mariane sang
dazu. Sie waren alle so heiter, wie der Som-
mermorgen. Die Freude stralte aus ihren Gesich-
tern, wie die Sonn aus dem Teich. Am Ufer
besteckten sie ihre Hüte mit Hagdornblüthen, und
giengen so, Hand in Hand, in den Gartensaal zurück,
wo sie bald darauf zusammen assen, und den Nach-



freute ſich mit ihnen gemeinſchaftlich druͤber. Als
er ſagte, daß er eben zu ihr hinuͤber gehe, trugen
ſie ihm tauſend herzliche Gruͤſſe und Segens-
wuͤnſche an ſie auf.

Frau Held ſchlug ihrer Geſellſchaft zur Abwech-
ſelung vor, auf einem ſehr ſchoͤnen Teich, der ihr
gehoͤrte, und nicht gar weit vom Schloß lag,
herumzufahren, und zu angeln. Der Teich war
laͤnglicht, und mit einem dicken Geſtraͤuch von
Hagdorn umgeben, welches eben bluͤhte. Die
Bluͤthen, welche ſich im klaren Waſſer ſpiegelten,
der blaue Himmel, und die Sonne, die daraus
zuruͤckſtralten; das ſanfte Luͤftchen, das die Hitze
kuͤhlte, und der Geſang der Voͤgel am Ufer mach-
ten die Fahrt anſſerordentlich angenehm. Sie
fiengen mit der Angel nur ſo viele Fiſche, als ſie
zum Mittagseſſen noͤthig hatten. Drauf nahm
Siegwart ſeine Floͤte, und blies; Mariane ſang
dazu. Sie waren alle ſo heiter, wie der Som-
mermorgen. Die Freude ſtralte aus ihren Geſich-
tern, wie die Sonn aus dem Teich. Am Ufer
beſteckten ſie ihre Huͤte mit Hagdornbluͤthen, und
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[868/0448] freute ſich mit ihnen gemeinſchaftlich druͤber. Als er ſagte, daß er eben zu ihr hinuͤber gehe, trugen ſie ihm tauſend herzliche Gruͤſſe und Segens- wuͤnſche an ſie auf. Frau Held ſchlug ihrer Geſellſchaft zur Abwech- ſelung vor, auf einem ſehr ſchoͤnen Teich, der ihr gehoͤrte, und nicht gar weit vom Schloß lag, herumzufahren, und zu angeln. Der Teich war laͤnglicht, und mit einem dicken Geſtraͤuch von Hagdorn umgeben, welches eben bluͤhte. Die Bluͤthen, welche ſich im klaren Waſſer ſpiegelten, der blaue Himmel, und die Sonne, die daraus zuruͤckſtralten; das ſanfte Luͤftchen, das die Hitze kuͤhlte, und der Geſang der Voͤgel am Ufer mach- ten die Fahrt anſſerordentlich angenehm. Sie fiengen mit der Angel nur ſo viele Fiſche, als ſie zum Mittagseſſen noͤthig hatten. Drauf nahm Siegwart ſeine Floͤte, und blies; Mariane ſang dazu. Sie waren alle ſo heiter, wie der Som- mermorgen. Die Freude ſtralte aus ihren Geſich- tern, wie die Sonn aus dem Teich. Am Ufer beſteckten ſie ihre Huͤte mit Hagdornbluͤthen, und giengen ſo, Hand in Hand, in den Gartenſaal zuruͤck, wo ſie bald darauf zuſammen aſſen, und den Nach-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 868. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/448>, abgerufen am 22.11.2024.