weil er mit ihren Kindern so freundlich that, und sich so zu ihnen herabzulassen wußte.
Während daß er mit ihnen spielte, kam Frau Held mit Marianen und Karolinen, um ihn zu einem Spatziergang abzuholen. Sie spra- chen noch eine Zeitlang mit Annen, und giengen dann, durch das nächste Wäldchen, dem Schloß zu. Siegwart erzählte ihnen, wie er seine Zeit in dem Dorf zugebracht habe, und machte ihnen durch seine Schilderung viele Freude. Den Mit- tag assen sie zusammen im Gartensaal, und nach dem Essen spielte Frau Held auf dem Flügel. Ge- gen Abend nahm Siegwart Abschied, nachdem er erst versprochen hatte, den andern Tag wieder zu kommen, zumal da Mariane sagte, ihre Mutter würde dann ein paar Tage bey ihnen zubringen, und also würde er dann nicht herauskommen kön- nen. Er versprach auch, seine Flöte mitzubringen. Sie begleiteten ihn noch eine halbe Stunde weit. Er küßte seine Mariane aufs zärlichste, und nahm von Frau Held und Karolinen Abschied.
Den andern Morgen war das Wetter sehr schwül, und ein Gewitter zog nach dem andern vorbey. Er sah alle Augenblicke nach dem Himmel, und war sehr besorgt, er möchte nicht aufs Landguth
weil er mit ihren Kindern ſo freundlich that, und ſich ſo zu ihnen herabzulaſſen wußte.
Waͤhrend daß er mit ihnen ſpielte, kam Frau Held mit Marianen und Karolinen, um ihn zu einem Spatziergang abzuholen. Sie ſpra- chen noch eine Zeitlang mit Annen, und giengen dann, durch das naͤchſte Waͤldchen, dem Schloß zu. Siegwart erzaͤhlte ihnen, wie er ſeine Zeit in dem Dorf zugebracht habe, und machte ihnen durch ſeine Schilderung viele Freude. Den Mit- tag aſſen ſie zuſammen im Gartenſaal, und nach dem Eſſen ſpielte Frau Held auf dem Fluͤgel. Ge- gen Abend nahm Siegwart Abſchied, nachdem er erſt verſprochen hatte, den andern Tag wieder zu kommen, zumal da Mariane ſagte, ihre Mutter wuͤrde dann ein paar Tage bey ihnen zubringen, und alſo wuͤrde er dann nicht herauskommen koͤn- nen. Er verſprach auch, ſeine Floͤte mitzubringen. Sie begleiteten ihn noch eine halbe Stunde weit. Er kuͤßte ſeine Mariane aufs zaͤrlichſte, und nahm von Frau Held und Karolinen Abſchied.
Den andern Morgen war das Wetter ſehr ſchwuͤl, und ein Gewitter zog nach dem andern vorbey. Er ſah alle Augenblicke nach dem Himmel, und war ſehr beſorgt, er moͤchte nicht aufs Landguth
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0433"n="853"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
weil er mit ihren Kindern ſo freundlich that, und<lb/>ſich ſo zu ihnen herabzulaſſen wußte.</p><lb/><p>Waͤhrend daß er mit ihnen ſpielte, kam<lb/>
Frau Held mit Marianen und Karolinen, um<lb/>
ihn zu einem Spatziergang abzuholen. Sie ſpra-<lb/>
chen noch eine Zeitlang mit Annen, und giengen<lb/>
dann, durch das naͤchſte Waͤldchen, dem Schloß<lb/>
zu. Siegwart erzaͤhlte ihnen, wie er ſeine Zeit<lb/>
in dem Dorf zugebracht habe, und machte ihnen<lb/>
durch ſeine Schilderung viele Freude. Den Mit-<lb/>
tag aſſen ſie zuſammen im Gartenſaal, und nach<lb/>
dem Eſſen ſpielte Frau Held auf dem Fluͤgel. Ge-<lb/>
gen Abend nahm Siegwart Abſchied, nachdem er<lb/>
erſt verſprochen hatte, den andern Tag wieder zu<lb/>
kommen, zumal da Mariane ſagte, ihre Mutter<lb/>
wuͤrde dann ein paar Tage bey ihnen zubringen,<lb/>
und alſo wuͤrde er dann nicht herauskommen koͤn-<lb/>
nen. Er verſprach auch, ſeine Floͤte mitzubringen.<lb/>
Sie begleiteten ihn noch eine halbe Stunde weit.<lb/>
Er kuͤßte ſeine Mariane aufs zaͤrlichſte, und nahm<lb/>
von Frau Held und Karolinen Abſchied.</p><lb/><p>Den andern Morgen war das Wetter ſehr ſchwuͤl,<lb/>
und ein Gewitter zog nach dem andern vorbey.<lb/>
Er ſah alle Augenblicke nach dem Himmel, und<lb/>
war ſehr beſorgt, er moͤchte nicht aufs Landguth<lb/></p></div></body></text></TEI>
[853/0433]
weil er mit ihren Kindern ſo freundlich that, und
ſich ſo zu ihnen herabzulaſſen wußte.
Waͤhrend daß er mit ihnen ſpielte, kam
Frau Held mit Marianen und Karolinen, um
ihn zu einem Spatziergang abzuholen. Sie ſpra-
chen noch eine Zeitlang mit Annen, und giengen
dann, durch das naͤchſte Waͤldchen, dem Schloß
zu. Siegwart erzaͤhlte ihnen, wie er ſeine Zeit
in dem Dorf zugebracht habe, und machte ihnen
durch ſeine Schilderung viele Freude. Den Mit-
tag aſſen ſie zuſammen im Gartenſaal, und nach
dem Eſſen ſpielte Frau Held auf dem Fluͤgel. Ge-
gen Abend nahm Siegwart Abſchied, nachdem er
erſt verſprochen hatte, den andern Tag wieder zu
kommen, zumal da Mariane ſagte, ihre Mutter
wuͤrde dann ein paar Tage bey ihnen zubringen,
und alſo wuͤrde er dann nicht herauskommen koͤn-
nen. Er verſprach auch, ſeine Floͤte mitzubringen.
Sie begleiteten ihn noch eine halbe Stunde weit.
Er kuͤßte ſeine Mariane aufs zaͤrlichſte, und nahm
von Frau Held und Karolinen Abſchied.
Den andern Morgen war das Wetter ſehr ſchwuͤl,
und ein Gewitter zog nach dem andern vorbey.
Er ſah alle Augenblicke nach dem Himmel, und
war ſehr beſorgt, er moͤchte nicht aufs Landguth
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/433>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.