kannt, als mich. Würdest du doch eben so glück- lich mit deiner | Mariane! Jch kann dirs nicht verhehlen, daß ich um deine Liebe weis. Mein Kronhelm hat es mir erzählt.
Werd ihm drüber nicht böse, ich bitte dich, du würdest mich betrüben. Er gestand es mir in der zärtlichen Vertraulichkeit, in der wir gestern Abend in der Laube beyeinander sassen! Er kann und darf mir nichts verhehlen; ich verhehl ihm auch nichts; und was er mir sagte, war ja nur zu deinem Be- sten. Doch du kannst ihm nicht böse werden; wer das könnte, müste selbst bös seyn. Jch freue mich unendlich, liebster Bruder, über deine Liebe. Ma- riane muß, nach dem, was mir Kronhelm von ihr sagte, ganz deiner Liebe werth, und ein Engel seyn. O sey recht glücklich mit ihr; mache sie ganz glück- lich, und laß deinen Traum vom Klosterleben fah- ren! Du kannst durch den geheimen Rath leicht ein gutes weltliches Amt im Baierischen kriegen. Wir wollen mit ihm drüber reden. Wenn doch alle Welt so glücklich wär, als ich und Kronhelm! Wenn doch du und Mariane es am ersten wür- den! Er sagte mir, Mariane sey mir gut. Das freut mich unaussprechlich; ich bin ihrs gewiß auch herzlich; -- sag es ihr, und küsse sie in meinem Na-
kannt, als mich. Wuͤrdeſt du doch eben ſo gluͤck- lich mit deiner | Mariane! Jch kann dirs nicht verhehlen, daß ich um deine Liebe weis. Mein Kronhelm hat es mir erzaͤhlt.
Werd ihm druͤber nicht boͤſe, ich bitte dich, du wuͤrdeſt mich betruͤben. Er geſtand es mir in der zaͤrtlichen Vertraulichkeit, in der wir geſtern Abend in der Laube beyeinander ſaſſen! Er kann und darf mir nichts verhehlen; ich verhehl ihm auch nichts; und was er mir ſagte, war ja nur zu deinem Be- ſten. Doch du kannſt ihm nicht boͤſe werden; wer das koͤnnte, muͤſte ſelbſt boͤs ſeyn. Jch freue mich unendlich, liebſter Bruder, uͤber deine Liebe. Ma- riane muß, nach dem, was mir Kronhelm von ihr ſagte, ganz deiner Liebe werth, und ein Engel ſeyn. O ſey recht gluͤcklich mit ihr; mache ſie ganz gluͤck- lich, und laß deinen Traum vom Kloſterleben fah- ren! Du kannſt durch den geheimen Rath leicht ein gutes weltliches Amt im Baieriſchen kriegen. Wir wollen mit ihm druͤber reden. Wenn doch alle Welt ſo gluͤcklich waͤr, als ich und Kronhelm! Wenn doch du und Mariane es am erſten wuͤr- den! Er ſagte mir, Mariane ſey mir gut. Das freut mich unausſprechlich; ich bin ihrs gewiß auch herzlich; — ſag es ihr, und kuͤſſe ſie in meinem Na-
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kannt, als mich. Wuͤrdeſt du doch eben ſo gluͤck-
lich mit deiner | Mariane! Jch kann dirs nicht
verhehlen, daß ich um deine Liebe weis. Mein
Kronhelm hat es mir erzaͤhlt.
Werd ihm druͤber nicht boͤſe, ich bitte dich, du
wuͤrdeſt mich betruͤben. Er geſtand es mir in der
zaͤrtlichen Vertraulichkeit, in der wir geſtern Abend
in der Laube beyeinander ſaſſen! Er kann und darf
mir nichts verhehlen; ich verhehl ihm auch nichts;
und was er mir ſagte, war ja nur zu deinem Be-
ſten. Doch du kannſt ihm nicht boͤſe werden; wer
das koͤnnte, muͤſte ſelbſt boͤs ſeyn. Jch freue mich
unendlich, liebſter Bruder, uͤber deine Liebe. Ma-
riane muß, nach dem, was mir Kronhelm von ihr
ſagte, ganz deiner Liebe werth, und ein Engel ſeyn.
O ſey recht gluͤcklich mit ihr; mache ſie ganz gluͤck-
lich, und laß deinen Traum vom Kloſterleben fah-
ren! Du kannſt durch den geheimen Rath leicht
ein gutes weltliches Amt im Baieriſchen kriegen.
Wir wollen mit ihm druͤber reden. Wenn doch
alle Welt ſo gluͤcklich waͤr, als ich und Kronhelm!
Wenn doch du und Mariane es am erſten wuͤr-
den! Er ſagte mir, Mariane ſey mir gut. Das
freut mich unausſprechlich; ich bin ihrs gewiß auch
herzlich; — ſag es ihr, und kuͤſſe ſie in meinem Na-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/375>, abgerufen am 22.11.2024.
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