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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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seinen Kronhelm schrieb, und ihn um alles in der
Welt willen bat, in Günzburg zu bleiben, oder,
wenn er schon abgegangen wäre, sogleich zurückzu-
kehren, weil er von den Bemühungen seines On-
kels alles hoffen, und gewiß mit Theresen vereinigt
werden könne. Die Frau von Eller ließ ihn ihren
auch sehr rührenden Brief lesen, und schickte beyde
augenblicklich auf die Post. Sie bat ihn zum
Mittagsessen. Er nahms an, sagte aber, er wolle
heut noch wegreiten, um noch eine gute Strecke Wegs
zu machen. -- Jhrem Mann, bat sie, möcht er
nicht sagen, warum er nach München gekommen
sey? Weil er noch nichts davon wisse, und leicht
Hindernisse in den Weg legen könnte. -- Unserm
Siegwart wurde nun wieder leichter ums Herz,
weil er Einen Stral von Hoffnung für seinen un-
glücklichen Freund sah. Er gieng in seinen Gast-
hof, um sein Pferd auf den Nachmittag zu bestel-
len; nach einer Stunde kam er wieder zu der Frau
von Eller, die indessen von ihrem Schrecken sich er-
holt, und wegen ihres Bruders gute Hoffnung hat-
te. Sie lobte unsern Siegwart sehr, daß er für
seinen Freund so viel thue, und die Reise über-
nommen habe. Jhre Schwester, sagte sie, muß
ein herrliches Mädchen seyn, wenn sie Jhnen gleich



ſeinen Kronhelm ſchrieb, und ihn um alles in der
Welt willen bat, in Guͤnzburg zu bleiben, oder,
wenn er ſchon abgegangen waͤre, ſogleich zuruͤckzu-
kehren, weil er von den Bemuͤhungen ſeines On-
kels alles hoffen, und gewiß mit Thereſen vereinigt
werden koͤnne. Die Frau von Eller ließ ihn ihren
auch ſehr ruͤhrenden Brief leſen, und ſchickte beyde
augenblicklich auf die Poſt. Sie bat ihn zum
Mittagseſſen. Er nahms an, ſagte aber, er wolle
heut noch wegreiten, um noch eine gute Strecke Wegs
zu machen. — Jhrem Mann, bat ſie, moͤcht er
nicht ſagen, warum er nach Muͤnchen gekommen
ſey? Weil er noch nichts davon wiſſe, und leicht
Hinderniſſe in den Weg legen koͤnnte. — Unſerm
Siegwart wurde nun wieder leichter ums Herz,
weil er Einen Stral von Hoffnung fuͤr ſeinen un-
gluͤcklichen Freund ſah. Er gieng in ſeinen Gaſt-
hof, um ſein Pferd auf den Nachmittag zu beſtel-
len; nach einer Stunde kam er wieder zu der Frau
von Eller, die indeſſen von ihrem Schrecken ſich er-
holt, und wegen ihres Bruders gute Hoffnung hat-
te. Sie lobte unſern Siegwart ſehr, daß er fuͤr
ſeinen Freund ſo viel thue, und die Reiſe uͤber-
nommen habe. Jhre Schweſter, ſagte ſie, muß
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[780/0360] ſeinen Kronhelm ſchrieb, und ihn um alles in der Welt willen bat, in Guͤnzburg zu bleiben, oder, wenn er ſchon abgegangen waͤre, ſogleich zuruͤckzu- kehren, weil er von den Bemuͤhungen ſeines On- kels alles hoffen, und gewiß mit Thereſen vereinigt werden koͤnne. Die Frau von Eller ließ ihn ihren auch ſehr ruͤhrenden Brief leſen, und ſchickte beyde augenblicklich auf die Poſt. Sie bat ihn zum Mittagseſſen. Er nahms an, ſagte aber, er wolle heut noch wegreiten, um noch eine gute Strecke Wegs zu machen. — Jhrem Mann, bat ſie, moͤcht er nicht ſagen, warum er nach Muͤnchen gekommen ſey? Weil er noch nichts davon wiſſe, und leicht Hinderniſſe in den Weg legen koͤnnte. — Unſerm Siegwart wurde nun wieder leichter ums Herz, weil er Einen Stral von Hoffnung fuͤr ſeinen un- gluͤcklichen Freund ſah. Er gieng in ſeinen Gaſt- hof, um ſein Pferd auf den Nachmittag zu beſtel- len; nach einer Stunde kam er wieder zu der Frau von Eller, die indeſſen von ihrem Schrecken ſich er- holt, und wegen ihres Bruders gute Hoffnung hat- te. Sie lobte unſern Siegwart ſehr, daß er fuͤr ſeinen Freund ſo viel thue, und die Reiſe uͤber- nommen habe. Jhre Schweſter, ſagte ſie, muß ein herrliches Maͤdchen ſeyn, wenn ſie Jhnen gleich

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/360>, abgerufen am 22.11.2024.