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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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weilen mit dem beredten Blick der Liebe seitwärts
ansahn. Die Hofräthin kam bald darauf auch nach
Haus, und hatte eine herzliche Freude über die glück-
liche Zurückkunft unsrer Jünglinge. Beym Weg-
gehn leuchtete Mariane ihrem Siegwart und seinem
Freund die Treppe hinunter, und erzählte ihm,
wie gut ihm ihre Mutter sey, und wie vortheil-
haft sie sehr oft von ihm spreche. Eine Nach-
richt, die unserm Siegwart ausserordentlich ange-
nehm war. Nach etlichen Küssen und Umarmungen
trennten sich die Liebenden, weil sie fürchteten, der
Hofrath möchte bald zurückkommen, und sie in
der Hausthüre überraschen.

Den andern Morgen, welches der Ostertag war,
sah Siegwart seine Mariane in der Kirche. Jhre
festliche Kleidung, ihr aufgeheitertes Gesicht, die
hohe Andacht, die draus hervorleuchtete, bezau-
berten sein Herz mehr als jemals. Als er in sei-
ner Freude nach Hause gieng, und sich im Taumel
seiner Wonne kaum fassen konnte, da ward er auf
Einmal durch Kronhelms Anblick drinn gestört.
Dieser kam ganz bestürzt, mit einem Brief in der
Hand zu ihm aufs Zimmer. Jch muß fort! sagte
er, und warf den Brief auf den Tisch. Siegwart



weilen mit dem beredten Blick der Liebe ſeitwaͤrts
anſahn. Die Hofraͤthin kam bald darauf auch nach
Haus, und hatte eine herzliche Freude uͤber die gluͤck-
liche Zuruͤckkunft unſrer Juͤnglinge. Beym Weg-
gehn leuchtete Mariane ihrem Siegwart und ſeinem
Freund die Treppe hinunter, und erzaͤhlte ihm,
wie gut ihm ihre Mutter ſey, und wie vortheil-
haft ſie ſehr oft von ihm ſpreche. Eine Nach-
richt, die unſerm Siegwart auſſerordentlich ange-
nehm war. Nach etlichen Kuͤſſen und Umarmungen
trennten ſich die Liebenden, weil ſie fuͤrchteten, der
Hofrath moͤchte bald zuruͤckkommen, und ſie in
der Hausthuͤre uͤberraſchen.

Den andern Morgen, welches der Oſtertag war,
ſah Siegwart ſeine Mariane in der Kirche. Jhre
feſtliche Kleidung, ihr aufgeheitertes Geſicht, die
hohe Andacht, die draus hervorleuchtete, bezau-
berten ſein Herz mehr als jemals. Als er in ſei-
ner Freude nach Hauſe gieng, und ſich im Taumel
ſeiner Wonne kaum faſſen konnte, da ward er auf
Einmal durch Kronhelms Anblick drinn geſtoͤrt.
Dieſer kam ganz beſtuͤrzt, mit einem Brief in der
Hand zu ihm aufs Zimmer. Jch muß fort! ſagte
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[742/0322] weilen mit dem beredten Blick der Liebe ſeitwaͤrts anſahn. Die Hofraͤthin kam bald darauf auch nach Haus, und hatte eine herzliche Freude uͤber die gluͤck- liche Zuruͤckkunft unſrer Juͤnglinge. Beym Weg- gehn leuchtete Mariane ihrem Siegwart und ſeinem Freund die Treppe hinunter, und erzaͤhlte ihm, wie gut ihm ihre Mutter ſey, und wie vortheil- haft ſie ſehr oft von ihm ſpreche. Eine Nach- richt, die unſerm Siegwart auſſerordentlich ange- nehm war. Nach etlichen Kuͤſſen und Umarmungen trennten ſich die Liebenden, weil ſie fuͤrchteten, der Hofrath moͤchte bald zuruͤckkommen, und ſie in der Hausthuͤre uͤberraſchen. Den andern Morgen, welches der Oſtertag war, ſah Siegwart ſeine Mariane in der Kirche. Jhre feſtliche Kleidung, ihr aufgeheitertes Geſicht, die hohe Andacht, die draus hervorleuchtete, bezau- berten ſein Herz mehr als jemals. Als er in ſei- ner Freude nach Hauſe gieng, und ſich im Taumel ſeiner Wonne kaum faſſen konnte, da ward er auf Einmal durch Kronhelms Anblick drinn geſtoͤrt. Dieſer kam ganz beſtuͤrzt, mit einem Brief in der Hand zu ihm aufs Zimmer. Jch muß fort! ſagte er, und warf den Brief auf den Tiſch. Siegwart

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/322>, abgerufen am 25.11.2024.