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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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bei Godd, daß, wenn Du mir noch Augenblikk
an das Burgersmädel denken thust, so reit ich weck,
und wenn ich keinen Fuß hätt, und schieß Dir nie-
der, und schlag Dich dann mitn Flintenkolben fol-
lendts tod. Laß Dirs nur nit einfallen, daß Du
noch 'n Buchstaben an sie schreibst, oder Du bist,
meiner Seel! des Teufels. Jch habs 'm Amt-
man dem Kerl schon g'sagt, und seiner Dirn
auch, 's kostet Dir und ihm und ihr 's Leben.
Solang ich auf Godds Erdboden bin, sollst Du
nicht mit ihr z'samen kommen, und wenns die
ganz Welt hahn wollt. Jch reiss euch von ein-
ander, und sollts mit den Zähnen sein. Da hast
Du mein Wort. So wahr ich 'n alter Edelmann,
und sie 'n kahle Amtmansdirn ist. Verteufelter
Son, das heisst 'm alten Vater Herzleid anthun.
So hats noch keiner g'macht seit vil dausend Jah-
ren, seit 's Kronehelm geben hat, und Du muest
grad anfangen, und willt doch mein Son sein?
Ja 'n Teufelskerl bist, und kein Gaballiers Son.
Jch sag Dirs, wenn Du noch a Zeil schreiben thust,
so must Du sterben, und wenn Du auch am Hi-
mel hangen thätest, Du must mir runter; und 's
Mädel zerreiss ich mit den Nägeln, das merk Dir!
Laß mir ja kein Wort hören, und wenn Du nur



bei Godd, daß, wenn Du mir noch Augenblikk
an das Burgersmaͤdel denken thuſt, ſo reit ich weck,
und wenn ich keinen Fuß haͤtt, und ſchieß Dir nie-
der, und ſchlag Dich dann mitn Flintenkolben fol-
lendts tod. Laß Dirs nur nit einfallen, daß Du
noch ’n Buchſtaben an ſie ſchreibſt, oder Du biſt,
meiner Seel! des Teufels. Jch habs ’m Amt-
man dem Kerl ſchon g’ſagt, und ſeiner Dirn
auch, ’s koſtet Dir und ihm und ihr ’s Leben.
Solang ich auf Godds Erdboden bin, ſollſt Du
nicht mit ihr z’ſamen kommen, und wenns die
ganz Welt hahn wollt. Jch reiſſ euch von ein-
ander, und ſollts mit den Zaͤhnen ſein. Da haſt
Du mein Wort. So wahr ich ’n alter Edelmann,
und ſie ’n kahle Amtmansdirn iſt. Verteufelter
Son, das heiſſt ’m alten Vater Herzleid anthun.
So hats noch keiner g’macht ſeit vil dauſend Jah-
ren, ſeit ’s Kronehelm geben hat, und Du mueſt
grad anfangen, und willt doch mein Son ſein?
Ja ’n Teufelskerl biſt, und kein Gaballiers Son.
Jch ſag Dirs, wenn Du noch a Zeil ſchreiben thuſt,
ſo muſt Du ſterben, und wenn Du auch am Hi-
mel hangen thaͤteſt, Du muſt mir runter; und ’s
Maͤdel zerreiſſ ich mit den Naͤgeln, das merk Dir!
Laß mir ja kein Wort hoͤren, und wenn Du nur

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[450/0030] bei Godd, daß, wenn Du mir noch Augenblikk an das Burgersmaͤdel denken thuſt, ſo reit ich weck, und wenn ich keinen Fuß haͤtt, und ſchieß Dir nie- der, und ſchlag Dich dann mitn Flintenkolben fol- lendts tod. Laß Dirs nur nit einfallen, daß Du noch ’n Buchſtaben an ſie ſchreibſt, oder Du biſt, meiner Seel! des Teufels. Jch habs ’m Amt- man dem Kerl ſchon g’ſagt, und ſeiner Dirn auch, ’s koſtet Dir und ihm und ihr ’s Leben. Solang ich auf Godds Erdboden bin, ſollſt Du nicht mit ihr z’ſamen kommen, und wenns die ganz Welt hahn wollt. Jch reiſſ euch von ein- ander, und ſollts mit den Zaͤhnen ſein. Da haſt Du mein Wort. So wahr ich ’n alter Edelmann, und ſie ’n kahle Amtmansdirn iſt. Verteufelter Son, das heiſſt ’m alten Vater Herzleid anthun. So hats noch keiner g’macht ſeit vil dauſend Jah- ren, ſeit ’s Kronehelm geben hat, und Du mueſt grad anfangen, und willt doch mein Son ſein? Ja ’n Teufelskerl biſt, und kein Gaballiers Son. Jch ſag Dirs, wenn Du noch a Zeil ſchreiben thuſt, ſo muſt Du ſterben, und wenn Du auch am Hi- mel hangen thaͤteſt, Du muſt mir runter; und ’s Maͤdel zerreiſſ ich mit den Naͤgeln, das merk Dir! Laß mir ja kein Wort hoͤren, und wenn Du nur

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/30>, abgerufen am 21.11.2024.