im Tod einander sagen müsten: Er hat uns um- gebracht, und nun treffen wir ihn doch nicht an. Heist das, seinen Eltern Freude machen, und ih- nen für das lohnen, was sie an uns thaten? Heist das, ein ehrlicher Kerl seyn, geschweige denn ein Christ? Das heiß ich mir recht auf Ehre halten, und ein Schurke gegen sich und andre werden! Besinn dich, lieber Dahlmund! Sieh, du bist der Welt viel schuldig, hast so gute Gaben, die dir Gott gab zur Verwaltung, daß du Menschen segnest, und sie glücklich machtest. Sieh, du hast uns, und wir sind dir herzlich gut, und du bist uns Freundschaft schul- dig! Wirf dein Leben nicht einem schlechten Kerl hin. Handle nicht so gegen Gott, und dein eig- nes Glück! Jch bitte dich um Gottes und um deinetwillen, komm wieder zu dir selbst! Du bist sonst ein Mensch und hast Religion, und willst nun alles das mit Füssen treten. Nicht wahr, du folgst mir, Dahlmund? Jndem umarmte er ihn. Dahlmund ward gerührt, und weinte. Vergebt mir, Brüder! rief er, daß ich so ein Narr war! Jch wills nicht thun! Lieber mag man mich für einen feigen Kerl halten!
Das bist du deswegen doch nicht, sagte Siegwart; du hast dich letzthin männlich gewehrt, als dich die
im Tod einander ſagen muͤſten: Er hat uns um- gebracht, und nun treffen wir ihn doch nicht an. Heiſt das, ſeinen Eltern Freude machen, und ih- nen fuͤr das lohnen, was ſie an uns thaten? Heiſt das, ein ehrlicher Kerl ſeyn, geſchweige denn ein Chriſt? Das heiß ich mir recht auf Ehre halten, und ein Schurke gegen ſich und andre werden! Beſinn dich, lieber Dahlmund! Sieh, du biſt der Welt viel ſchuldig, haſt ſo gute Gaben, die dir Gott gab zur Verwaltung, daß du Menſchen ſegneſt, und ſie gluͤcklich machteſt. Sieh, du haſt uns, und wir ſind dir herzlich gut, und du biſt uns Freundſchaft ſchul- dig! Wirf dein Leben nicht einem ſchlechten Kerl hin. Handle nicht ſo gegen Gott, und dein eig- nes Gluͤck! Jch bitte dich um Gottes und um deinetwillen, komm wieder zu dir ſelbſt! Du biſt ſonſt ein Menſch und haſt Religion, und willſt nun alles das mit Fuͤſſen treten. Nicht wahr, du folgſt mir, Dahlmund? Jndem umarmte er ihn. Dahlmund ward geruͤhrt, und weinte. Vergebt mir, Bruͤder! rief er, daß ich ſo ein Narr war! Jch wills nicht thun! Lieber mag man mich fuͤr einen feigen Kerl halten!
Das biſt du deswegen doch nicht, ſagte Siegwart; du haſt dich letzthin maͤnnlich gewehrt, als dich die
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im Tod einander ſagen muͤſten: Er hat uns um-
gebracht, und nun treffen wir ihn doch nicht an.
Heiſt das, ſeinen Eltern Freude machen, und ih-
nen fuͤr das lohnen, was ſie an uns thaten? Heiſt
das, ein ehrlicher Kerl ſeyn, geſchweige denn ein
Chriſt? Das heiß ich mir recht auf Ehre halten,
und ein Schurke gegen ſich und andre werden!
Beſinn dich, lieber Dahlmund! Sieh, du biſt der
Welt viel ſchuldig, haſt ſo gute Gaben, die dir Gott
gab zur Verwaltung, daß du Menſchen ſegneſt, und
ſie gluͤcklich machteſt. Sieh, du haſt uns, und wir ſind
dir herzlich gut, und du biſt uns Freundſchaft ſchul-
dig! Wirf dein Leben nicht einem ſchlechten Kerl
hin. Handle nicht ſo gegen Gott, und dein eig-
nes Gluͤck! Jch bitte dich um Gottes und um
deinetwillen, komm wieder zu dir ſelbſt! Du biſt
ſonſt ein Menſch und haſt Religion, und willſt
nun alles das mit Fuͤſſen treten. Nicht wahr, du
folgſt mir, Dahlmund? Jndem umarmte er ihn.
Dahlmund ward geruͤhrt, und weinte. Vergebt
mir, Bruͤder! rief er, daß ich ſo ein Narr war!
Jch wills nicht thun! Lieber mag man mich fuͤr
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Das biſt du deswegen doch nicht, ſagte Siegwart;
du haſt dich letzthin maͤnnlich gewehrt, als dich die
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/286>, abgerufen am 25.11.2024.
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