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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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seufzten Augenblick weit weg, und zögerte, als die
Stunde kam, mit dem Schlitten vor ihr Haus zu
fahren. Endlich muste er doch hinfahren. Zitternd
gieng er die Treppe hinauf in ihr Zimmer; mach-
te vor ihr und ihren Eltern eine tiefe Verbeugung,
und tausend Entschuldigungen, die man aber nicht
verstehen konnte, so leise und verwirrt sprach er. Der
Hofrath Fischer und seine Frau waren gegen ihn sehr
höflich, und Mariane that gegen ihn sehr offenherzig
und freundlich. Mit bangem Zittern ergriff er
ihre Hand, und führte sie die Treppe hinunter.
Jn der freyen Luft ward ihm wieder wohl, und
er fuhr zu der übrigen Gesellschaft. Mariane sagte
ihm im Fahren: Es sey ihr sehr angenehm, in
seiner Gesellschaft zu seyn. Er stotterte: Jhm seys
noch angenehmer, und er habe sich schon lange die-
ses Vergnügen gewünscht etc. Nachdem die Gesell-
schaft in der Stadt herum gefahren war, so fuhr
man auf ein benachbartes Dorf. Siegwart wuste
nichts zu sprechen; er lobte nur das Wetter, und
die angenehme Wintergegend, und freute sich, daß
ein so schöner Schnee gefallen sey. Es ärgerte
ihn, daß er so den Stummen spielen sollte; er
besann sich hin und her, was er sagen wollte? Es
fiel ihm nichts ein, und doch war ihm das Herz



ſeufzten Augenblick weit weg, und zoͤgerte, als die
Stunde kam, mit dem Schlitten vor ihr Haus zu
fahren. Endlich muſte er doch hinfahren. Zitternd
gieng er die Treppe hinauf in ihr Zimmer; mach-
te vor ihr und ihren Eltern eine tiefe Verbeugung,
und tauſend Entſchuldigungen, die man aber nicht
verſtehen konnte, ſo leiſe und verwirrt ſprach er. Der
Hofrath Fiſcher und ſeine Frau waren gegen ihn ſehr
hoͤflich, und Mariane that gegen ihn ſehr offenherzig
und freundlich. Mit bangem Zittern ergriff er
ihre Hand, und fuͤhrte ſie die Treppe hinunter.
Jn der freyen Luft ward ihm wieder wohl, und
er fuhr zu der uͤbrigen Geſellſchaft. Mariane ſagte
ihm im Fahren: Es ſey ihr ſehr angenehm, in
ſeiner Geſellſchaft zu ſeyn. Er ſtotterte: Jhm ſeys
noch angenehmer, und er habe ſich ſchon lange die-
ſes Vergnuͤgen gewuͤnſcht ꝛc. Nachdem die Geſell-
ſchaft in der Stadt herum gefahren war, ſo fuhr
man auf ein benachbartes Dorf. Siegwart wuſte
nichts zu ſprechen; er lobte nur das Wetter, und
die angenehme Wintergegend, und freute ſich, daß
ein ſo ſchoͤner Schnee gefallen ſey. Es aͤrgerte
ihn, daß er ſo den Stummen ſpielen ſollte; er
beſann ſich hin und her, was er ſagen wollte? Es
fiel ihm nichts ein, und doch war ihm das Herz

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[660/0240] ſeufzten Augenblick weit weg, und zoͤgerte, als die Stunde kam, mit dem Schlitten vor ihr Haus zu fahren. Endlich muſte er doch hinfahren. Zitternd gieng er die Treppe hinauf in ihr Zimmer; mach- te vor ihr und ihren Eltern eine tiefe Verbeugung, und tauſend Entſchuldigungen, die man aber nicht verſtehen konnte, ſo leiſe und verwirrt ſprach er. Der Hofrath Fiſcher und ſeine Frau waren gegen ihn ſehr hoͤflich, und Mariane that gegen ihn ſehr offenherzig und freundlich. Mit bangem Zittern ergriff er ihre Hand, und fuͤhrte ſie die Treppe hinunter. Jn der freyen Luft ward ihm wieder wohl, und er fuhr zu der uͤbrigen Geſellſchaft. Mariane ſagte ihm im Fahren: Es ſey ihr ſehr angenehm, in ſeiner Geſellſchaft zu ſeyn. Er ſtotterte: Jhm ſeys noch angenehmer, und er habe ſich ſchon lange die- ſes Vergnuͤgen gewuͤnſcht ꝛc. Nachdem die Geſell- ſchaft in der Stadt herum gefahren war, ſo fuhr man auf ein benachbartes Dorf. Siegwart wuſte nichts zu ſprechen; er lobte nur das Wetter, und die angenehme Wintergegend, und freute ſich, daß ein ſo ſchoͤner Schnee gefallen ſey. Es aͤrgerte ihn, daß er ſo den Stummen ſpielen ſollte; er beſann ſich hin und her, was er ſagen wollte? Es fiel ihm nichts ein, und doch war ihm das Herz

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/240>, abgerufen am 24.11.2024.