Alles schläft! Nur silbern schallet Marianens Stimme noch! Gott! von welcher Regung wallet Mein gepreßter Busen hoch! Zwischen Wonn' und bangem Schmerz Schwimmt mein liebekrankes Herz.
Schwind, o Erde! Laß mich fliegen Zu des Hochgelobten Thron; Mich mit ihr im Staube liegen, Seufzen mit in ihren Ton: Gott, du hörst es, was sie fleht; Acht' auch mit auf mein Gebet!
Daß ich lang um sie mich quäle, Jst der Holden unbewust; Send', o Gott, der frommen Seele, Lieb' und Mitleid in die Brust! Wär' ihr nur mein Leid bekannt, Wär' auch meine Qual verbannt. --
Gott! ich seh den Himmel offen! Freud und Leben winken mir! Daß mein Herz darf wieder hoffen, Mariane, dank ich Dir. Sing, und zaubr', o Sängerin, Ganz ins Paradies mich hin!
Alles ſchlaͤft! Nur ſilbern ſchallet Marianens Stimme noch! Gott! von welcher Regung wallet Mein gepreßter Buſen hoch! Zwiſchen Wonn’ und bangem Schmerz Schwimmt mein liebekrankes Herz.
Schwind, o Erde! Laß mich fliegen Zu des Hochgelobten Thron; Mich mit ihr im Staube liegen, Seufzen mit in ihren Ton: Gott, du hoͤrſt es, was ſie fleht; Acht’ auch mit auf mein Gebet!
Daß ich lang um ſie mich quaͤle, Jſt der Holden unbewuſt; Send’, o Gott, der frommen Seele, Lieb’ und Mitleid in die Bruſt! Waͤr’ ihr nur mein Leid bekannt, Waͤr’ auch meine Qual verbannt. —
Gott! ich ſeh den Himmel offen! Freud und Leben winken mir! Daß mein Herz darf wieder hoffen, Mariane, dank ich Dir. Sing, und zaubr’, o Saͤngerin, Ganz ins Paradies mich hin!
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Alles ſchlaͤft! Nur ſilbern ſchallet
Marianens Stimme noch!
Gott! von welcher Regung wallet
Mein gepreßter Buſen hoch!
Zwiſchen Wonn’ und bangem Schmerz
Schwimmt mein liebekrankes Herz.
Schwind, o Erde! Laß mich fliegen
Zu des Hochgelobten Thron;
Mich mit ihr im Staube liegen,
Seufzen mit in ihren Ton:
Gott, du hoͤrſt es, was ſie fleht;
Acht’ auch mit auf mein Gebet!
Daß ich lang um ſie mich quaͤle,
Jſt der Holden unbewuſt;
Send’, o Gott, der frommen Seele,
Lieb’ und Mitleid in die Bruſt!
Waͤr’ ihr nur mein Leid bekannt,
Waͤr’ auch meine Qual verbannt. —
Gott! ich ſeh den Himmel offen!
Freud und Leben winken mir!
Daß mein Herz darf wieder hoffen,
Mariane, dank ich Dir.
Sing, und zaubr’, o Saͤngerin,
Ganz ins Paradies mich hin!
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/221>, abgerufen am 24.11.2024.
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