Dann überließ er sich ganz dem süssen, und schmei- chelnden Gedanken, daß sich Mariane nach ihm erkundigt habe, und zog tausend gute Vorbedeu- tungen draus her. Er ärgerte sich, daß er aus blossem Eigensinn und närrischer Verblendung den Ball und die Schlittenfahrt nicht mit gemacht hat- te, und wünschte sehnlich eine so herrliche Gelegen- heit, Marianen kennen zu lernen, bald wieder.
Den andern Morgen kam Kronhelm nach Haus, und sagte, daß ihm Gutfried gar nicht gefalle. Es scheine eine schwere Krankheit im Anzug zu seyn. Siegwart fand ihn auch am Mittag um ein gutes kränker, als gestern. Den Nachmittag ritt Kronhelm weg, und versprach, in höchstens vier Tagen wie- der zu kommen. Siegwart blieb bis fünf Uhr bey Gutfried. Dann gieng er nach Haus, um sich anzukleiden, und sein Konzert noch vorher zu spie- len. Nach dem Konzert, versprach er, wieder zu kommen, und bey ihm zu wachen.
Er gieng mit ziemlichem Herzklopfen ins Kon- zert, weil ihm bange war, sich vor Marianen hö- ren zu lassen. Sie saß ihm gegenüber. Anfangs spielte er sehr ängstlich; aber der Beyfall, den sie ihm durch ihre Aufmerksamkeit, und einige Be- wegungen mit dem Kopf zu geben schien, befeuer-
Dann uͤberließ er ſich ganz dem ſuͤſſen, und ſchmei- chelnden Gedanken, daß ſich Mariane nach ihm erkundigt habe, und zog tauſend gute Vorbedeu- tungen draus her. Er aͤrgerte ſich, daß er aus bloſſem Eigenſinn und naͤrriſcher Verblendung den Ball und die Schlittenfahrt nicht mit gemacht hat- te, und wuͤnſchte ſehnlich eine ſo herrliche Gelegen- heit, Marianen kennen zu lernen, bald wieder.
Den andern Morgen kam Kronhelm nach Haus, und ſagte, daß ihm Gutfried gar nicht gefalle. Es ſcheine eine ſchwere Krankheit im Anzug zu ſeyn. Siegwart fand ihn auch am Mittag um ein gutes kraͤnker, als geſtern. Den Nachmittag ritt Kronhelm weg, und verſprach, in hoͤchſtens vier Tagen wie- der zu kommen. Siegwart blieb bis fuͤnf Uhr bey Gutfried. Dann gieng er nach Haus, um ſich anzukleiden, und ſein Konzert noch vorher zu ſpie- len. Nach dem Konzert, verſprach er, wieder zu kommen, und bey ihm zu wachen.
Er gieng mit ziemlichem Herzklopfen ins Kon- zert, weil ihm bange war, ſich vor Marianen hoͤ- ren zu laſſen. Sie ſaß ihm gegenuͤber. Anfangs ſpielte er ſehr aͤngſtlich; aber der Beyfall, den ſie ihm durch ihre Aufmerkſamkeit, und einige Be- wegungen mit dem Kopf zu geben ſchien, befeuer-
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Dann uͤberließ er ſich ganz dem ſuͤſſen, und ſchmei-
chelnden Gedanken, daß ſich Mariane nach ihm
erkundigt habe, und zog tauſend gute Vorbedeu-
tungen draus her. Er aͤrgerte ſich, daß er aus
bloſſem Eigenſinn und naͤrriſcher Verblendung den
Ball und die Schlittenfahrt nicht mit gemacht hat-
te, und wuͤnſchte ſehnlich eine ſo herrliche Gelegen-
heit, Marianen kennen zu lernen, bald wieder.
Den andern Morgen kam Kronhelm nach Haus,
und ſagte, daß ihm Gutfried gar nicht gefalle. Es
ſcheine eine ſchwere Krankheit im Anzug zu ſeyn.
Siegwart fand ihn auch am Mittag um ein gutes
kraͤnker, als geſtern. Den Nachmittag ritt Kronhelm
weg, und verſprach, in hoͤchſtens vier Tagen wie-
der zu kommen. Siegwart blieb bis fuͤnf Uhr bey
Gutfried. Dann gieng er nach Haus, um ſich
anzukleiden, und ſein Konzert noch vorher zu ſpie-
len. Nach dem Konzert, verſprach er, wieder zu
kommen, und bey ihm zu wachen.
Er gieng mit ziemlichem Herzklopfen ins Kon-
zert, weil ihm bange war, ſich vor Marianen hoͤ-
ren zu laſſen. Sie ſaß ihm gegenuͤber. Anfangs
ſpielte er ſehr aͤngſtlich; aber der Beyfall, den ſie
ihm durch ihre Aufmerkſamkeit, und einige Be-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/207>, abgerufen am 25.11.2024.
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