paar Bücher hab ich durch die dritte Hand von ihm zu lesen bekommen, die sehr schön waren. Das Eine hieß der Messias, und im andern stund ein grosses Gedicht, der Frühling. -- O, die kenn ich wohl, die hab ich selbst auch, sagte Siegwart. Sie lesen wol gern solche Bücher, mein Herr Gutfried? Ausserordentlich gern! antwortete dieser; wenn man nur in Jngolstadt dergleichen auch bekommen könnte! -- Die beyden Jünglinge fiengen nun ein vertrauteres Gespräch über diese Materie an; denn nichts macht vertrauter, als die gemeinschaftliche Liebe zu den schönen Wissenschaften. Sie beschäf- tigt sich mit der Empfindung, und da begegnet man sich alle Augenblick auf Einem Wege. -- Da hat er nun einmal den rechten Mann gefunden, sagte Boling zu Kirner, vor dem er sein Herz ausschütten kann. Wir müssen immer hören, daß wir von nichts, als Studentenmährchen reden kön- nen. -- Es ist auch wahr, fiel ihm Gutfried ein, ihr bekümmert euch um nichts, was geschrieben wird. -- Um Vergebung! sagte Boling; wir le- sen doch den Triller und den Günther. Das ist wol ein herrlich Lied im Günther: Jhr Schönen höret an etc.
paar Buͤcher hab ich durch die dritte Hand von ihm zu leſen bekommen, die ſehr ſchoͤn waren. Das Eine hieß der Meſſias, und im andern ſtund ein groſſes Gedicht, der Fruͤhling. — O, die kenn ich wohl, die hab ich ſelbſt auch, ſagte Siegwart. Sie leſen wol gern ſolche Buͤcher, mein Herr Gutfried? Auſſerordentlich gern! antwortete dieſer; wenn man nur in Jngolſtadt dergleichen auch bekommen koͤnnte! — Die beyden Juͤnglinge fiengen nun ein vertrauteres Geſpraͤch uͤber dieſe Materie an; denn nichts macht vertrauter, als die gemeinſchaftliche Liebe zu den ſchoͤnen Wiſſenſchaften. Sie beſchaͤf- tigt ſich mit der Empfindung, und da begegnet man ſich alle Augenblick auf Einem Wege. — Da hat er nun einmal den rechten Mann gefunden, ſagte Boling zu Kirner, vor dem er ſein Herz ausſchuͤtten kann. Wir muͤſſen immer hoͤren, daß wir von nichts, als Studentenmaͤhrchen reden koͤn- nen. — Es iſt auch wahr, fiel ihm Gutfried ein, ihr bekuͤmmert euch um nichts, was geſchrieben wird. — Um Vergebung! ſagte Boling; wir le- ſen doch den Triller und den Guͤnther. Das iſt wol ein herrlich Lied im Guͤnther: Jhr Schoͤnen hoͤret an ꝛc.
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paar Buͤcher hab ich durch die dritte Hand von ihm
zu leſen bekommen, die ſehr ſchoͤn waren. Das
Eine hieß der Meſſias, und im andern ſtund ein
groſſes Gedicht, der Fruͤhling. — O, die kenn ich
wohl, die hab ich ſelbſt auch, ſagte Siegwart. Sie
leſen wol gern ſolche Buͤcher, mein Herr Gutfried?
Auſſerordentlich gern! antwortete dieſer; wenn
man nur in Jngolſtadt dergleichen auch bekommen
koͤnnte! — Die beyden Juͤnglinge fiengen nun ein
vertrauteres Geſpraͤch uͤber dieſe Materie an; denn
nichts macht vertrauter, als die gemeinſchaftliche
Liebe zu den ſchoͤnen Wiſſenſchaften. Sie beſchaͤf-
tigt ſich mit der Empfindung, und da begegnet
man ſich alle Augenblick auf Einem Wege. — Da
hat er nun einmal den rechten Mann gefunden,
ſagte Boling zu Kirner, vor dem er ſein Herz
ausſchuͤtten kann. Wir muͤſſen immer hoͤren, daß
wir von nichts, als Studentenmaͤhrchen reden koͤn-
nen. — Es iſt auch wahr, fiel ihm Gutfried ein,
ihr bekuͤmmert euch um nichts, was geſchrieben
wird. — Um Vergebung! ſagte Boling; wir le-
ſen doch den Triller und den Guͤnther. Das iſt
wol ein herrlich Lied im Guͤnther: Jhr Schoͤnen
hoͤret an ꝛc.
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/129>, abgerufen am 26.11.2024.
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