er schliefe, so ärgerlich war ihm das Geschwätz. Er wurde durch ein grosses Geplapper aufgeweckt, indem eine Wallfahrt, die ein halbes Dorf ausmach- te, und nach Königinbild im Burgauischen gieng, am Wagen vorbey kam. Der Offizier rief ihnen zu: Sie möchten doch auch für ihn beten! denn er sey ein grosser Sünder. Hierüber schlug er ein lautes Gelächter auf. Gegen Abend wurde der Jude, der sein Abendgebeth verrichten wollte, von dem Offizier unaufhörlich so geneckt, daß er sich end- lich, ungeachtet des ärgsten Regens, aus dem Wagen hinaussetzte, und die ganze Nacht da sitzen blieb. -- Jn Donauwerth giengen alle vom Postwagen ab, ausgenommen der junge Kaspar und der Kondukteur. Dagegen traten drey Stu- denten von Jngolstadt ein, die auf der Vakanz ge- wesen waren. Sie sprachen mehrentheils lateinisch, und Siegwart mischte sich in ihr Gespräch. Kas- par aber konnte mit dem Lateinischen nicht fort- kommen. Er beklagte sich sehr über die Kälte, un- geachtet die Witterung ziemlich gelinde war; zog seine Leckerbißchen hervor, und zehrte eins nach dem andern auf. Sie fuhren auf eine Anhöhe, und sahn unten eine Ueberschwemmung, die die Do- nau machte. Es sah traurig aus. Die Felder la-
er ſchliefe, ſo aͤrgerlich war ihm das Geſchwaͤtz. Er wurde durch ein groſſes Geplapper aufgeweckt, indem eine Wallfahrt, die ein halbes Dorf ausmach- te, und nach Koͤniginbild im Burgauiſchen gieng, am Wagen vorbey kam. Der Offizier rief ihnen zu: Sie moͤchten doch auch fuͤr ihn beten! denn er ſey ein groſſer Suͤnder. Hieruͤber ſchlug er ein lautes Gelaͤchter auf. Gegen Abend wurde der Jude, der ſein Abendgebeth verrichten wollte, von dem Offizier unaufhoͤrlich ſo geneckt, daß er ſich end- lich, ungeachtet des aͤrgſten Regens, aus dem Wagen hinausſetzte, und die ganze Nacht da ſitzen blieb. — Jn Donauwerth giengen alle vom Poſtwagen ab, ausgenommen der junge Kaspar und der Kondukteur. Dagegen traten drey Stu- denten von Jngolſtadt ein, die auf der Vakanz ge- weſen waren. Sie ſprachen mehrentheils lateiniſch, und Siegwart miſchte ſich in ihr Geſpraͤch. Kas- par aber konnte mit dem Lateiniſchen nicht fort- kommen. Er beklagte ſich ſehr uͤber die Kaͤlte, un- geachtet die Witterung ziemlich gelinde war; zog ſeine Leckerbißchen hervor, und zehrte eins nach dem andern auf. Sie fuhren auf eine Anhoͤhe, und ſahn unten eine Ueberſchwemmung, die die Do- nau machte. Es ſah traurig aus. Die Felder la-
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er ſchliefe, ſo aͤrgerlich war ihm das Geſchwaͤtz.
Er wurde durch ein groſſes Geplapper aufgeweckt,
indem eine Wallfahrt, die ein halbes Dorf ausmach-
te, und nach Koͤniginbild im Burgauiſchen gieng,
am Wagen vorbey kam. Der Offizier rief ihnen
zu: Sie moͤchten doch auch fuͤr ihn beten! denn
er ſey ein groſſer Suͤnder. Hieruͤber ſchlug er ein
lautes Gelaͤchter auf. Gegen Abend wurde der
Jude, der ſein Abendgebeth verrichten wollte, von
dem Offizier unaufhoͤrlich ſo geneckt, daß er ſich end-
lich, ungeachtet des aͤrgſten Regens, aus dem
Wagen hinausſetzte, und die ganze Nacht da ſitzen
blieb. — Jn Donauwerth giengen alle vom
Poſtwagen ab, ausgenommen der junge Kaspar
und der Kondukteur. Dagegen traten drey Stu-
denten von Jngolſtadt ein, die auf der Vakanz ge-
weſen waren. Sie ſprachen mehrentheils lateiniſch,
und Siegwart miſchte ſich in ihr Geſpraͤch. Kas-
par aber konnte mit dem Lateiniſchen nicht fort-
kommen. Er beklagte ſich ſehr uͤber die Kaͤlte, un-
geachtet die Witterung ziemlich gelinde war; zog
ſeine Leckerbißchen hervor, und zehrte eins nach dem
andern auf. Sie fuhren auf eine Anhoͤhe, und
ſahn unten eine Ueberſchwemmung, die die Do-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/123>, abgerufen am 18.07.2024.
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