von Lippen erschallen, die er Gott und| Jesum hat- te anrufen lernen.
P. Anton überraschte ihn in dieser heiligen Begeisterung, und schlug ihm vor, ihn auf den Nachmittag in ein paar nahgelegne Dörfer zu be- gleiten, um Allmosen einzusammeln. Siegwart nahm den Vorschlag mit Freuden an, und gieng, nachdem er erst seine Bücher sorgfältig aufgehoben, und eins davon zu sich gesteckt hatte, mit dem P. Anton in den Speisesaal, erzählte da dem P. Jgnatz seine Freude über die geliehnen Bücher, und unterhielt sich mit den andern Vätern während dem Essen von den Wundern des H. Franciscus. Alle lob- ten seine Liebe zu ihrem Stifter, und prophezeyten ihm ein glückliches und heiliges Leben. Man gab ihm einige Bilder vom H. Franz und andern Hei- ligen, die er den Bauerknaben und Mädchen aus- theilen könnte. Ein Bild vom H. Franciscus behielt er selbst, um es in seinem Zimmer anzu- kleben, und sich täglich an seinem Anschauen zu be- lustigen und zu erbauen.
Nun gieng er mit P. Anton auf ein, andert- halb Stunden weit vom Kloster entferntes Dorf. Sie konnten auf dem Wege wenig miteinander spre- chen, weil die Leute, die im Feld und auf den Wie-
von Lippen erſchallen, die er Gott und| Jeſum hat- te anrufen lernen.
P. Anton uͤberraſchte ihn in dieſer heiligen Begeiſterung, und ſchlug ihm vor, ihn auf den Nachmittag in ein paar nahgelegne Doͤrfer zu be- gleiten, um Allmoſen einzuſammeln. Siegwart nahm den Vorſchlag mit Freuden an, und gieng, nachdem er erſt ſeine Buͤcher ſorgfaͤltig aufgehoben, und eins davon zu ſich geſteckt hatte, mit dem P. Anton in den Speiſeſaal, erzaͤhlte da dem P. Jgnatz ſeine Freude uͤber die geliehnen Buͤcher, und unterhielt ſich mit den andern Vaͤtern waͤhrend dem Eſſen von den Wundern des H. Franciſcus. Alle lob- ten ſeine Liebe zu ihrem Stifter, und prophezeyten ihm ein gluͤckliches und heiliges Leben. Man gab ihm einige Bilder vom H. Franz und andern Hei- ligen, die er den Bauerknaben und Maͤdchen aus- theilen koͤnnte. Ein Bild vom H. Franciſcus behielt er ſelbſt, um es in ſeinem Zimmer anzu- kleben, und ſich taͤglich an ſeinem Anſchauen zu be- luſtigen und zu erbauen.
Nun gieng er mit P. Anton auf ein, andert- halb Stunden weit vom Kloſter entferntes Dorf. Sie konnten auf dem Wege wenig miteinander ſpre- chen, weil die Leute, die im Feld und auf den Wie-
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von Lippen erſchallen, die er Gott und| Jeſum hat-
te anrufen lernen.
P. Anton uͤberraſchte ihn in dieſer heiligen
Begeiſterung, und ſchlug ihm vor, ihn auf den
Nachmittag in ein paar nahgelegne Doͤrfer zu be-
gleiten, um Allmoſen einzuſammeln. Siegwart
nahm den Vorſchlag mit Freuden an, und gieng,
nachdem er erſt ſeine Buͤcher ſorgfaͤltig aufgehoben,
und eins davon zu ſich geſteckt hatte, mit dem P.
Anton in den Speiſeſaal, erzaͤhlte da dem P. Jgnatz
ſeine Freude uͤber die geliehnen Buͤcher, und unterhielt
ſich mit den andern Vaͤtern waͤhrend dem Eſſen
von den Wundern des H. Franciſcus. Alle lob-
ten ſeine Liebe zu ihrem Stifter, und prophezeyten
ihm ein gluͤckliches und heiliges Leben. Man gab
ihm einige Bilder vom H. Franz und andern Hei-
ligen, die er den Bauerknaben und Maͤdchen aus-
theilen koͤnnte. Ein Bild vom H. Franciſcus
behielt er ſelbſt, um es in ſeinem Zimmer anzu-
kleben, und ſich taͤglich an ſeinem Anſchauen zu be-
luſtigen und zu erbauen.
Nun gieng er mit P. Anton auf ein, andert-
halb Stunden weit vom Kloſter entferntes Dorf.
Sie konnten auf dem Wege wenig miteinander ſpre-
chen, weil die Leute, die im Feld und auf den Wie-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/56>, abgerufen am 22.11.2024.
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