Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.der Amtmann, als er sie bey ihrer Verwandtinn auf dem Lande sah, verliebt hat. Der arme Mann ist sonst so gut und so vernünftig; aber daß er diese Frau geheyrathet hat, das kann ich ihm nicht vergeben. Sie hält ihn nur wie einen Bedienten im Haus, und doch betet er die När- rinn an. -- Aber, wie wärs, sagte Kronhelm, wenn wir sie in unsre Einsiedeley mit aufnähmen, und zur Cärimonienmeisterinn machten? -- Ja, die Thörinn brauchten wir! sagte Siegwart ganz hitzig, die würd uns alles Angenehme der Einsam- keit verbittern! -- Nun, Nun, antwortete Kron- helm, du nimmst auch alles gleich im Ernst! Aber, weist du, was wir thun wollen, Xaver? Dem alten Grünbach wollen wir sie geben! Der ist auch so ehrenvest und stattlich; so wird doch der arme Amtmann von seinem Hausübel erlöst, und die Grünbachinn auch. Das magst du meinetwegen thun! sagte Xaver; nur unsre Ein- siedeley soll sie nicht entheiligen! Nun muste Kronhelm Theresen vom alten Grünbach er- zählen; er kam auch auf seine Tochter Sophie zu sprechen, und sagte halb im Scherz, sie sey in Xavern verliebt; dieser ward aber drüber böse, denn er wollte schlechterdings von keinem Mäd- chen nichts hören. Sie kamen endlich wieder der Amtmann, als er ſie bey ihrer Verwandtinn auf dem Lande ſah, verliebt hat. Der arme Mann iſt ſonſt ſo gut und ſo vernuͤnftig; aber daß er dieſe Frau geheyrathet hat, das kann ich ihm nicht vergeben. Sie haͤlt ihn nur wie einen Bedienten im Haus, und doch betet er die Naͤr- rinn an. — Aber, wie waͤrs, ſagte Kronhelm, wenn wir ſie in unſre Einſiedeley mit aufnaͤhmen, und zur Caͤrimonienmeiſterinn machten? — Ja, die Thoͤrinn brauchten wir! ſagte Siegwart ganz hitzig, die wuͤrd uns alles Angenehme der Einſam- keit verbittern! — Nun, Nun, antwortete Kron- helm, du nimmſt auch alles gleich im Ernſt! Aber, weiſt du, was wir thun wollen, Xaver? Dem alten Gruͤnbach wollen wir ſie geben! Der iſt auch ſo ehrenveſt und ſtattlich; ſo wird doch der arme Amtmann von ſeinem Hausuͤbel erloͤſt, und die Gruͤnbachinn auch. Das magſt du meinetwegen thun! ſagte Xaver; nur unſre Ein- ſiedeley ſoll ſie nicht entheiligen! Nun muſte Kronhelm Thereſen vom alten Gruͤnbach er- zaͤhlen; er kam auch auf ſeine Tochter Sophie zu ſprechen, und ſagte halb im Scherz, ſie ſey in Xavern verliebt; dieſer ward aber druͤber boͤſe, denn er wollte ſchlechterdings von keinem Maͤd- chen nichts hoͤren. Sie kamen endlich wieder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0392" n="388"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> der Amtmann, als er ſie bey ihrer Verwandtinn<lb/> auf dem Lande ſah, verliebt hat. Der arme<lb/> Mann iſt ſonſt ſo gut und ſo vernuͤnftig; aber<lb/> daß er dieſe Frau geheyrathet hat, das kann ich<lb/> ihm nicht vergeben. Sie haͤlt ihn nur wie einen<lb/> Bedienten im Haus, und doch betet er die Naͤr-<lb/> rinn an. — Aber, wie waͤrs, ſagte <hi rendition="#fr">Kronhelm,</hi><lb/> wenn wir ſie in unſre Einſiedeley mit aufnaͤhmen,<lb/> und zur Caͤrimonienmeiſterinn machten? — Ja,<lb/> die Thoͤrinn brauchten wir! ſagte <hi rendition="#fr">Siegwart</hi> ganz<lb/> hitzig, die wuͤrd uns alles Angenehme der Einſam-<lb/> keit verbittern! — Nun, Nun, antwortete <hi rendition="#fr">Kron-<lb/> helm,</hi> du nimmſt auch alles gleich im Ernſt!<lb/> Aber, weiſt du, was wir thun wollen, Xaver?<lb/> Dem alten Gruͤnbach wollen wir ſie geben! Der<lb/> iſt auch ſo ehrenveſt und ſtattlich; ſo wird doch<lb/> der arme Amtmann von ſeinem Hausuͤbel erloͤſt,<lb/> und die <hi rendition="#fr">Gruͤnbachinn</hi> auch. Das magſt du<lb/> meinetwegen thun! ſagte Xaver; nur unſre Ein-<lb/> ſiedeley ſoll ſie nicht entheiligen! Nun muſte<lb/><hi rendition="#fr">Kronhelm Thereſen</hi> vom alten Gruͤnbach er-<lb/> zaͤhlen; er kam auch auf ſeine Tochter Sophie<lb/> zu ſprechen, und ſagte halb im Scherz, ſie ſey in<lb/><hi rendition="#fr">Xavern</hi> verliebt; dieſer ward aber druͤber boͤſe,<lb/> denn er wollte ſchlechterdings von keinem Maͤd-<lb/> chen nichts hoͤren. Sie kamen endlich wieder<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [388/0392]
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auf dem Lande ſah, verliebt hat. Der arme
Mann iſt ſonſt ſo gut und ſo vernuͤnftig; aber
daß er dieſe Frau geheyrathet hat, das kann ich
ihm nicht vergeben. Sie haͤlt ihn nur wie einen
Bedienten im Haus, und doch betet er die Naͤr-
rinn an. — Aber, wie waͤrs, ſagte Kronhelm,
wenn wir ſie in unſre Einſiedeley mit aufnaͤhmen,
und zur Caͤrimonienmeiſterinn machten? — Ja,
die Thoͤrinn brauchten wir! ſagte Siegwart ganz
hitzig, die wuͤrd uns alles Angenehme der Einſam-
keit verbittern! — Nun, Nun, antwortete Kron-
helm, du nimmſt auch alles gleich im Ernſt!
Aber, weiſt du, was wir thun wollen, Xaver?
Dem alten Gruͤnbach wollen wir ſie geben! Der
iſt auch ſo ehrenveſt und ſtattlich; ſo wird doch
der arme Amtmann von ſeinem Hausuͤbel erloͤſt,
und die Gruͤnbachinn auch. Das magſt du
meinetwegen thun! ſagte Xaver; nur unſre Ein-
ſiedeley ſoll ſie nicht entheiligen! Nun muſte
Kronhelm Thereſen vom alten Gruͤnbach er-
zaͤhlen; er kam auch auf ſeine Tochter Sophie
zu ſprechen, und ſagte halb im Scherz, ſie ſey in
Xavern verliebt; dieſer ward aber druͤber boͤſe,
denn er wollte ſchlechterdings von keinem Maͤd-
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