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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Sie winkte ihm wol hundertmal zu, und zupfte
ihn beym Rock, daß er doch ja nicht die schuldi-
ge Hochachtung aus den Augen setzen möchte!
Endlich nahmen unsre jungen Leute Abschied; sie
empfahl sich ihrem gnädigen und gütigen Anden-
ken tausendmal, und bat aufs inständigste, sie möch-
ten ihr doch noch einmal die hohe Ehre ihres Be-
suches gönnen, und es ihr vorher zu wissen thun,
damit sie solche vornehme Gäste nach Standes-
gebühr empfangen könnte! Auf ihren Wink gien-
gen die vier Bauren mit ihren Blasinstrumenten
hinter drein, und machten, indem die Gäste
in den Wagen stiegen, und abfuhren, eine so
schmetternde Musik, daß das halbe Dorf zusam-
menlief. Therese, die die Gewohnheit der Amt-
männinn wuste, legte sich in den Schlag, und
machte wenigstens noch sechsmal eine Verbeugung,
denn die Amtmänninn gieng nicht eher von der
Hausthüre weg, als bis sie die Kutsche, die durchs
ganze lange Dorf hinfuhr, nicht mehr sehen konn-
te. Als sie schon vor dem Dorfe draussen fuh-
ren, hörten sie noch das liebliche Getön der Zin-
ken und Posaunen. Kronhelm sah ganz ernsthaft
aus, und sprach nichts. Therese sagte: und Sie
sind so still, und kommen eben erst aus einer so



Sie winkte ihm wol hundertmal zu, und zupfte
ihn beym Rock, daß er doch ja nicht die ſchuldi-
ge Hochachtung aus den Augen ſetzen moͤchte!
Endlich nahmen unſre jungen Leute Abſchied; ſie
empfahl ſich ihrem gnaͤdigen und guͤtigen Anden-
ken tauſendmal, und bat aufs inſtaͤndigſte, ſie moͤch-
ten ihr doch noch einmal die hohe Ehre ihres Be-
ſuches goͤnnen, und es ihr vorher zu wiſſen thun,
damit ſie ſolche vornehme Gaͤſte nach Standes-
gebuͤhr empfangen koͤnnte! Auf ihren Wink gien-
gen die vier Bauren mit ihren Blasinſtrumenten
hinter drein, und machten, indem die Gaͤſte
in den Wagen ſtiegen, und abfuhren, eine ſo
ſchmetternde Muſik, daß das halbe Dorf zuſam-
menlief. Thereſe, die die Gewohnheit der Amt-
maͤnninn wuſte, legte ſich in den Schlag, und
machte wenigſtens noch ſechsmal eine Verbeugung,
denn die Amtmaͤnninn gieng nicht eher von der
Hausthuͤre weg, als bis ſie die Kutſche, die durchs
ganze lange Dorf hinfuhr, nicht mehr ſehen konn-
te. Als ſie ſchon vor dem Dorfe drauſſen fuh-
ren, hoͤrten ſie noch das liebliche Getoͤn der Zin-
ken und Poſaunen. Kronhelm ſah ganz ernſthaft
aus, und ſprach nichts. Thereſe ſagte: und Sie
ſind ſo ſtill, und kommen eben erſt aus einer ſo

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[386/0390] Sie winkte ihm wol hundertmal zu, und zupfte ihn beym Rock, daß er doch ja nicht die ſchuldi- ge Hochachtung aus den Augen ſetzen moͤchte! Endlich nahmen unſre jungen Leute Abſchied; ſie empfahl ſich ihrem gnaͤdigen und guͤtigen Anden- ken tauſendmal, und bat aufs inſtaͤndigſte, ſie moͤch- ten ihr doch noch einmal die hohe Ehre ihres Be- ſuches goͤnnen, und es ihr vorher zu wiſſen thun, damit ſie ſolche vornehme Gaͤſte nach Standes- gebuͤhr empfangen koͤnnte! Auf ihren Wink gien- gen die vier Bauren mit ihren Blasinſtrumenten hinter drein, und machten, indem die Gaͤſte in den Wagen ſtiegen, und abfuhren, eine ſo ſchmetternde Muſik, daß das halbe Dorf zuſam- menlief. Thereſe, die die Gewohnheit der Amt- maͤnninn wuſte, legte ſich in den Schlag, und machte wenigſtens noch ſechsmal eine Verbeugung, denn die Amtmaͤnninn gieng nicht eher von der Hausthuͤre weg, als bis ſie die Kutſche, die durchs ganze lange Dorf hinfuhr, nicht mehr ſehen konn- te. Als ſie ſchon vor dem Dorfe drauſſen fuh- ren, hoͤrten ſie noch das liebliche Getoͤn der Zin- ken und Poſaunen. Kronhelm ſah ganz ernſthaft aus, und ſprach nichts. Thereſe ſagte: und Sie ſind ſo ſtill, und kommen eben erſt aus einer ſo

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/390>, abgerufen am 23.11.2024.