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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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dich, Andrees! Wer wird sich so vor den Herr-
schaften sehen lassen? Hurtig! Hurtig! Und nun
gieng sie mit ihm aus dem Zimmer. Therese
scherzte und kicherte noch immer mit den Mäd-
chen fort, ohne sich um Kronhelm, oder die übri-
ge Gesellschaft zu bekümmern. Dieß that ihm
ziemlich weh. Der Amtman zeigte in seinen Ge-
sprächen viel Verstand, und Kronhelm bedaurte
ihn mit Siegwart, daß er so unter dem Pan-
toffel einer thörichten Frau stand.

Nach einer halben Stunde kam die Dame
wieder mit dem Knaben an der Hand, der nun
frisirt war, einen Haarbeutel, und ein hübsches
Kleid trug. Er muste erst Kronhelm, denn The-
resen,
und ihrem Bruder die Hand küssen, und
sich auf Befehl der Amtmänninn fast zur Erde
bücken. Nach dem Kaffee ward Wein aufgetra-
gen. Sie machte wieder tausend Entschuldigun-
gen, daß sie mit keinem bessern, als mit Nekkar-
wein aufwarten könne. Auf dem Land sey es
gar zu schlimm; Sie habe kürzlich noch Burgun-
der gehabt, und jetzt sey er, zum Unglück, eben
ausgegangen, u. s. w. Nun trank sie mit vielen
Cärimonien Gesundheiten, und machte immer noch
einmal ein Kompliment, wenn sie das Glas ab-



dich, Andrees! Wer wird ſich ſo vor den Herr-
ſchaften ſehen laſſen? Hurtig! Hurtig! Und nun
gieng ſie mit ihm aus dem Zimmer. Thereſe
ſcherzte und kicherte noch immer mit den Maͤd-
chen fort, ohne ſich um Kronhelm, oder die uͤbri-
ge Geſellſchaft zu bekuͤmmern. Dieß that ihm
ziemlich weh. Der Amtman zeigte in ſeinen Ge-
ſpraͤchen viel Verſtand, und Kronhelm bedaurte
ihn mit Siegwart, daß er ſo unter dem Pan-
toffel einer thoͤrichten Frau ſtand.

Nach einer halben Stunde kam die Dame
wieder mit dem Knaben an der Hand, der nun
friſirt war, einen Haarbeutel, und ein huͤbſches
Kleid trug. Er muſte erſt Kronhelm, denn The-
reſen,
und ihrem Bruder die Hand kuͤſſen, und
ſich auf Befehl der Amtmaͤnninn faſt zur Erde
buͤcken. Nach dem Kaffee ward Wein aufgetra-
gen. Sie machte wieder tauſend Entſchuldigun-
gen, daß ſie mit keinem beſſern, als mit Nekkar-
wein aufwarten koͤnne. Auf dem Land ſey es
gar zu ſchlimm; Sie habe kuͤrzlich noch Burgun-
der gehabt, und jetzt ſey er, zum Ungluͤck, eben
ausgegangen, u. ſ. w. Nun trank ſie mit vielen
Caͤrimonien Geſundheiten, und machte immer noch
einmal ein Kompliment, wenn ſie das Glas ab-

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[382/0386] dich, Andrees! Wer wird ſich ſo vor den Herr- ſchaften ſehen laſſen? Hurtig! Hurtig! Und nun gieng ſie mit ihm aus dem Zimmer. Thereſe ſcherzte und kicherte noch immer mit den Maͤd- chen fort, ohne ſich um Kronhelm, oder die uͤbri- ge Geſellſchaft zu bekuͤmmern. Dieß that ihm ziemlich weh. Der Amtman zeigte in ſeinen Ge- ſpraͤchen viel Verſtand, und Kronhelm bedaurte ihn mit Siegwart, daß er ſo unter dem Pan- toffel einer thoͤrichten Frau ſtand. Nach einer halben Stunde kam die Dame wieder mit dem Knaben an der Hand, der nun friſirt war, einen Haarbeutel, und ein huͤbſches Kleid trug. Er muſte erſt Kronhelm, denn The- reſen, und ihrem Bruder die Hand kuͤſſen, und ſich auf Befehl der Amtmaͤnninn faſt zur Erde buͤcken. Nach dem Kaffee ward Wein aufgetra- gen. Sie machte wieder tauſend Entſchuldigun- gen, daß ſie mit keinem beſſern, als mit Nekkar- wein aufwarten koͤnne. Auf dem Land ſey es gar zu ſchlimm; Sie habe kuͤrzlich noch Burgun- der gehabt, und jetzt ſey er, zum Ungluͤck, eben ausgegangen, u. ſ. w. Nun trank ſie mit vielen Caͤrimonien Geſundheiten, und machte immer noch einmal ein Kompliment, wenn ſie das Glas ab-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/386>, abgerufen am 25.11.2024.