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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Der Amtmann ließ sie austoben, nahm seine
Pfeisen zusammen, und sagte ganz kaltblütig: Die
Herren haben ja rauchen wollen. -- Was? Die
Herren? Und hier ward sie ganz roth; Ja das
ist was anders! Ja, wenns die Herren haben
wollen! ... Jch bitte tausendmal um Verge-
bung! Mein Mann ist schuld daran, daß er mir
das nicht eher gesagt hat! Jch muß mich recht
schämen! Da steht er da, wie ein Peruckenstock,
und spricht kein Wort! Henriette bring den Au-
genblick den silbernen Leuchter mit dem Wachs-
licht herein! -- Aber, da wirst du wieder so
elenden Taback haben; ich hab dirs schon hun-
dertmal gesagt, daß du Knaster ins Haus schaffen
sollst! -- Nun ward Kaffee getrunken. There-
se
unterhielt sich ganz allein mit den beyden
Mädchen, und schien auf Kronhelm nicht im ge-
ringsten zu achten. Sie lachten sehr viel, und
flüsterten sich ins Ohr. Kronhelm ward traurig,
und halb böse, und unterhielt sich mit dem Amt-
mann, mit seiner Frau, und Siegwart. Ein
Knabe von sieben oder acht Jahren, der ziemlich
zoticht aussah, kam ins Zimmer, rief Mama!
und wollte auf die Amtmänninn zu laufen. Sie
sprang hastig auf, und rief: Den Augenblick pack



Der Amtmann ließ ſie austoben, nahm ſeine
Pfeiſen zuſammen, und ſagte ganz kaltbluͤtig: Die
Herren haben ja rauchen wollen. — Was? Die
Herren? Und hier ward ſie ganz roth; Ja das
iſt was anders! Ja, wenns die Herren haben
wollen! … Jch bitte tauſendmal um Verge-
bung! Mein Mann iſt ſchuld daran, daß er mir
das nicht eher geſagt hat! Jch muß mich recht
ſchaͤmen! Da ſteht er da, wie ein Peruckenſtock,
und ſpricht kein Wort! Henriette bring den Au-
genblick den ſilbernen Leuchter mit dem Wachs-
licht herein! — Aber, da wirſt du wieder ſo
elenden Taback haben; ich hab dirs ſchon hun-
dertmal geſagt, daß du Knaſter ins Haus ſchaffen
ſollſt! — Nun ward Kaffee getrunken. There-
ſe
unterhielt ſich ganz allein mit den beyden
Maͤdchen, und ſchien auf Kronhelm nicht im ge-
ringſten zu achten. Sie lachten ſehr viel, und
fluͤſterten ſich ins Ohr. Kronhelm ward traurig,
und halb boͤſe, und unterhielt ſich mit dem Amt-
mann, mit ſeiner Frau, und Siegwart. Ein
Knabe von ſieben oder acht Jahren, der ziemlich
zoticht ausſah, kam ins Zimmer, rief Mama!
und wollte auf die Amtmaͤnninn zu laufen. Sie
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[381/0385] Der Amtmann ließ ſie austoben, nahm ſeine Pfeiſen zuſammen, und ſagte ganz kaltbluͤtig: Die Herren haben ja rauchen wollen. — Was? Die Herren? Und hier ward ſie ganz roth; Ja das iſt was anders! Ja, wenns die Herren haben wollen! … Jch bitte tauſendmal um Verge- bung! Mein Mann iſt ſchuld daran, daß er mir das nicht eher geſagt hat! Jch muß mich recht ſchaͤmen! Da ſteht er da, wie ein Peruckenſtock, und ſpricht kein Wort! Henriette bring den Au- genblick den ſilbernen Leuchter mit dem Wachs- licht herein! — Aber, da wirſt du wieder ſo elenden Taback haben; ich hab dirs ſchon hun- dertmal geſagt, daß du Knaſter ins Haus ſchaffen ſollſt! — Nun ward Kaffee getrunken. There- ſe unterhielt ſich ganz allein mit den beyden Maͤdchen, und ſchien auf Kronhelm nicht im ge- ringſten zu achten. Sie lachten ſehr viel, und fluͤſterten ſich ins Ohr. Kronhelm ward traurig, und halb boͤſe, und unterhielt ſich mit dem Amt- mann, mit ſeiner Frau, und Siegwart. Ein Knabe von ſieben oder acht Jahren, der ziemlich zoticht ausſah, kam ins Zimmer, rief Mama! und wollte auf die Amtmaͤnninn zu laufen. Sie ſprang haſtig auf, und rief: Den Augenblick pack

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/385>, abgerufen am 24.11.2024.