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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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hell vom Mondschein, über ihre blaßrothe Wan-
ge; sie sah wieder nach dem Mond; und indem
kam Xaver zwischen den Johannisbeerhecken lang-
sam hergewandelt. Nun, wollt ihr hier über
Nacht bleiben? sagte er. -- Wo bist denn du
umhergeschlichen? Fragte sie. -- Jch saß da drun-
ten, antwortete Xaver, auf der Bank am Gar-
tenhäuschen, sah dem Mond zu, wie er mit den
Wolken sein Spiel hat, und da dacht ich über
unsre Einsiedeley nach; wie es einmal schön seyn
wird, wenn wir des Abends da beysammen sitzen,
uns über neue Einrichtungen besprechen, und uns
glücklich schätzen, daß wir uns von der Welt los-
gewunden haben. Man mag sagen, was man
will, das Klosterleben und die Einsamkeit hat doch
immer den meisten Reiz für ein edles, empfin-
dungsvolles Herz! Wenn wir nur erst in unserm
Wäldchen wären!

Therese lächelte zu Kronhelm, und wollte
jetzt die angenehmen Träume ihres Bruders nicht
zernichten. Sie reichte Kronhelm die Hand, und
stand auf. Jndem fuhr eine Sternschnuppe vor
ihnen am Horizont hinab, so hell, als sie noch
nie keine gesehen hatten. Sie sahen sich erst er-

A a



hell vom Mondſchein, uͤber ihre blaßrothe Wan-
ge; ſie ſah wieder nach dem Mond; und indem
kam Xaver zwiſchen den Johannisbeerhecken lang-
ſam hergewandelt. Nun, wollt ihr hier uͤber
Nacht bleiben? ſagte er. — Wo biſt denn du
umhergeſchlichen? Fragte ſie. — Jch ſaß da drun-
ten, antwortete Xaver, auf der Bank am Gar-
tenhaͤuschen, ſah dem Mond zu, wie er mit den
Wolken ſein Spiel hat, und da dacht ich uͤber
unſre Einſiedeley nach; wie es einmal ſchoͤn ſeyn
wird, wenn wir des Abends da beyſammen ſitzen,
uns uͤber neue Einrichtungen beſprechen, und uns
gluͤcklich ſchaͤtzen, daß wir uns von der Welt los-
gewunden haben. Man mag ſagen, was man
will, das Kloſterleben und die Einſamkeit hat doch
immer den meiſten Reiz fuͤr ein edles, empfin-
dungsvolles Herz! Wenn wir nur erſt in unſerm
Waͤldchen waͤren!

Thereſe laͤchelte zu Kronhelm, und wollte
jetzt die angenehmen Traͤume ihres Bruders nicht
zernichten. Sie reichte Kronhelm die Hand, und
ſtand auf. Jndem fuhr eine Sternſchnuppe vor
ihnen am Horizont hinab, ſo hell, als ſie noch
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[369/0373] hell vom Mondſchein, uͤber ihre blaßrothe Wan- ge; ſie ſah wieder nach dem Mond; und indem kam Xaver zwiſchen den Johannisbeerhecken lang- ſam hergewandelt. Nun, wollt ihr hier uͤber Nacht bleiben? ſagte er. — Wo biſt denn du umhergeſchlichen? Fragte ſie. — Jch ſaß da drun- ten, antwortete Xaver, auf der Bank am Gar- tenhaͤuschen, ſah dem Mond zu, wie er mit den Wolken ſein Spiel hat, und da dacht ich uͤber unſre Einſiedeley nach; wie es einmal ſchoͤn ſeyn wird, wenn wir des Abends da beyſammen ſitzen, uns uͤber neue Einrichtungen beſprechen, und uns gluͤcklich ſchaͤtzen, daß wir uns von der Welt los- gewunden haben. Man mag ſagen, was man will, das Kloſterleben und die Einſamkeit hat doch immer den meiſten Reiz fuͤr ein edles, empfin- dungsvolles Herz! Wenn wir nur erſt in unſerm Waͤldchen waͤren! Thereſe laͤchelte zu Kronhelm, und wollte jetzt die angenehmen Traͤume ihres Bruders nicht zernichten. Sie reichte Kronhelm die Hand, und ſtand auf. Jndem fuhr eine Sternſchnuppe vor ihnen am Horizont hinab, ſo hell, als ſie noch nie keine geſehen hatten. Sie ſahen ſich erſt er- A a

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/373>, abgerufen am 28.11.2024.