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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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einen schmachtenden Blick zu, und gieng weg,
um das Abendessen zurecht zu machen. Kron-
helm
gieng auf sein Zimmer, nahm seine Geige,
und phantasirte wild und rasend drauf. Ein
paarmal stampfte er auf den Boden, und dann
weinte er. Man rief zum Essen; er saß There-
sen
gegenüber, blickte unter sich, und sprach nichts;
bis das Gespräch auf den Lieutenant kam. Es
ist ein windiger Mensch, sagte Therese. Kron-
helm
nahm seine Parthie, und vertheidigte ihn,
aber in einem bittern Tone. Der alte Sieg-
wart,
der auf ihn bisher nicht acht gegeben hatte,
konnte sich in sein Betragen nicht recht finden;
aber Xaver sah die Ursache davon bald ein.
Therese schwieg endlich ganz still, und war sehr
traurig. Nach dem Essen gieng sie zwischen den
Blumenbeeten mit ihrem Bruder auf und ab.
Kronhelm gieng mit dem alten Siegwart, und
sprach vom Hauptmann Northern. Als der
Amtmann, wegen der feuchten Abendluft auf
sein Zimmer gieng, spatzierte Kronhelm allein.
Er kam an Theresen und Xavern vorbey. Sie
redete ihn an: Sie scheinen heute unaufgeräumt
zu seyn, Herr von Kronhelm!



einen ſchmachtenden Blick zu, und gieng weg,
um das Abendeſſen zurecht zu machen. Kron-
helm
gieng auf ſein Zimmer, nahm ſeine Geige,
und phantaſirte wild und raſend drauf. Ein
paarmal ſtampfte er auf den Boden, und dann
weinte er. Man rief zum Eſſen; er ſaß There-
ſen
gegenuͤber, blickte unter ſich, und ſprach nichts;
bis das Geſpraͤch auf den Lieutenant kam. Es
iſt ein windiger Menſch, ſagte Thereſe. Kron-
helm
nahm ſeine Parthie, und vertheidigte ihn,
aber in einem bittern Tone. Der alte Sieg-
wart,
der auf ihn bisher nicht acht gegeben hatte,
konnte ſich in ſein Betragen nicht recht finden;
aber Xaver ſah die Urſache davon bald ein.
Thereſe ſchwieg endlich ganz ſtill, und war ſehr
traurig. Nach dem Eſſen gieng ſie zwiſchen den
Blumenbeeten mit ihrem Bruder auf und ab.
Kronhelm gieng mit dem alten Siegwart, und
ſprach vom Hauptmann Northern. Als der
Amtmann, wegen der feuchten Abendluft auf
ſein Zimmer gieng, ſpatzierte Kronhelm allein.
Er kam an Thereſen und Xavern vorbey. Sie
redete ihn an: Sie ſcheinen heute unaufgeraͤumt
zu ſeyn, Herr von Kronhelm!

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[365/0369] einen ſchmachtenden Blick zu, und gieng weg, um das Abendeſſen zurecht zu machen. Kron- helm gieng auf ſein Zimmer, nahm ſeine Geige, und phantaſirte wild und raſend drauf. Ein paarmal ſtampfte er auf den Boden, und dann weinte er. Man rief zum Eſſen; er ſaß There- ſen gegenuͤber, blickte unter ſich, und ſprach nichts; bis das Geſpraͤch auf den Lieutenant kam. Es iſt ein windiger Menſch, ſagte Thereſe. Kron- helm nahm ſeine Parthie, und vertheidigte ihn, aber in einem bittern Tone. Der alte Sieg- wart, der auf ihn bisher nicht acht gegeben hatte, konnte ſich in ſein Betragen nicht recht finden; aber Xaver ſah die Urſache davon bald ein. Thereſe ſchwieg endlich ganz ſtill, und war ſehr traurig. Nach dem Eſſen gieng ſie zwiſchen den Blumenbeeten mit ihrem Bruder auf und ab. Kronhelm gieng mit dem alten Siegwart, und ſprach vom Hauptmann Northern. Als der Amtmann, wegen der feuchten Abendluft auf ſein Zimmer gieng, ſpatzierte Kronhelm allein. Er kam an Thereſen und Xavern vorbey. Sie redete ihn an: Sie ſcheinen heute unaufgeraͤumt zu ſeyn, Herr von Kronhelm!

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/369>, abgerufen am 24.11.2024.